Vertrauliche Geburt
Auf die Möglichkeit der anonymen Geburt macht jetzt noch einmal
Carmen Kaap, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises
Nordhausen, aufmerksam. „Nach dem Prozess nach dem Fund von acht
Babyleichen in Wallenfels und der Verurteilung der Mutter ist
bundesweit die Aufmerksamkeit auf diese Thematik gelenkt worden“,
so Carmen Kaap. „Immer wieder hören und lesen wir von solchen
schrecklichen Geschehnissen, wo Frauen ihre Neugeborenen anonym in
Badezimmern oder anderen Räumen zur Welt bringen und unversorgt
sterben lassen. Wie verzweifelt und ratlos müssen diese Frauen sein,
wie unerkannt in ihrer Umgebung leben, dass die Frauen ihre
Schwangerschaft verheimlichen und verdrängen können. Allerdings
muss keine Frau in Deutschland ihr Kind allein und heimlich zur Welt
bringen.“ Seit gut zwei Jahren gibt es ein Hilfetelefon zur
vertraulichen Geburt. Es soll Schwangere, die ihre Schwanger- und
Mutterschaft geheim halten möchten, unterstützen, beraten und die
Möglichkeit geben, das Kind mit professioneller medizinischer Hilfe
zur Welt zu bringen. Auch nach der Geburt stehen der Mutter
vielfältige Beratungs- und Hilfsangebote zur Verfügung.
Wünschenswert ist für alle Beteiligten, dass dadurch die Mutter das
Kind doch annehmen kann, wie aussichtslos und schwierig die
Lebenssituation auch erscheint. Auch die Freigabe zur Adoption ist
eine Alternative. Wichtig ist das Leben und die Gesundheit von Mutter
und Kind.
Der Wunsch der Mutter, ihre persönlichen Daten nicht zu
offenbaren, wird bei einer anonymen, vertraulichen Geburt respektiert
und ihre Identität im gesamten Verfahren unter einem Pseudonym
verborgen. Nur durch einen Umschlag mit dem Herkunftsnachweis,
hinterlegt im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche
Aufgaben, kann das Kind nach 16 Jahren seine Identität erfahren.
„Warum die vielen Hilfsangebote durch Jugend- und Sozialämter,
Familienzentren, Babyklappen und soziale Einrichtungen solche Fälle
wie in Wallenfels nicht verhindern können, ist schwer zu
beantworten“, sagt Carmen Kaap. „Darum möchte ich durch
verstärkte und kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit Schwangeren in
Konfliktlagen die kostenlose Hotline des Hilfetelefons „Vertrauliche
Geburt“ mit der Telefonnummer 0800 40 40 020 bekannt machen, genau
wie das kostenlose Hilfetelefon für von Gewalt betroffene oder
bedrohte Frauen „Gewalt gegen Frauen“ mit der Nummer 08000 116
016.“
Informationsmaterial kann (auch anonym) im Landratsamt Nordhausen,
Grimmelallee 23, Raum 004 abgeholt oder über 03631 911-109
abgefordert werden. Auch wer den Verdacht hat, dass eine Schwangere
sich in Not befindet, kann sich vertraulich beraten lassen.
Mitteilung des Landratsamtes Nordhausen am 08.08.2016
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