Mittwoch, 3. August 2016

Förderverein übereignet Grafikmappe dem Kunsthaus Meyenburg

Walter Fernkorn – von den Nazis verfemt, aber nicht vergessen
Oft sind es Zufälle, die kleine, vergessen geglaubte Schätze wieder ans Tageslicht bringen. In diesem Fall war es das Angebot, eine Mappe mit Grafiken des Künstlers Walter Fernkorn aus privatem Besitz zu erwerben. Nur wenige Kenner der Kunstszene nach dem ersten Weltkrieg in Thüringen können das Schaffen von Walter Fernkorn einordnen. Erst die Stichworte – „Künstlergruppe Jung Erfurt“, Angermuseum, „entartete Kunst“ und Thüringer Staatskanzlei – weckten tiefergehendes Interesse und ließen aufhorchen. 1887 geboren und 1927 bei einem Motorradunfall gestorben, an der Kunstakademie Düsseldorf studiert, aber auch Malermeister und Teilhaber einer erfolgreichen Malerfirma in Erfurt mit zeitweise 40 Beschäftigten. Als Malermeister erregte er Aufsehen, als er das „Haus Vaterland“, ehemals Haus „Zum Güldenen Stern“, in dem auch Goethe ab und an als ‚Obergeleitsmann‘ arbeitete, und das heute Teil der
Thüringer Staatskanzlei ist, 1925 mit einer leuchtend gelbroten Farbe versehen ließ. Als Künstler wurde er am 20.01.1919 Gründungsmitglied der Künstlergruppe Jung-Erfurt und aus diesem Jahr ist auch die angekaufte Mappe „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Sie umfasst sieben Holzschnitte, von denen einer abgebildet ist, ist handsigniert und trägt die Exemplar-Nummer 12. Durch den Unfall starb er leider zu früh und erlebte nicht mehr, wie seine Werke – allein neun aus dem Angermuseum – am 03.09.1937 beschlagnahmt wurden und der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer fielen. Interessant ist, dass Curt Hotzel die einleitenden Worte zu dieser Mappe schrieb - derselbe Curt Hotzel, der 1919 das Manifest für die Künstlergruppe Jung-Erfurt verfasste, sich aber in den Folgejahren immer weiter dem nationalistischen Gedankengut verschrieb, bis er um 1930 über Thomas Mann das Urteil:‘….blutsfremd, volksfremd, undeutsch und berechnend…‘ fällte. Auch ein Beispiel für eine Zeit der Wirren und Verwerfungen! Nach Sichten der Mappe und Vertiefen in ihre Geschichte konnte diese zu einem sehr günstigen Preis durch den KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein angekauft und anschließend der Leiterin des Kunsthauses, Frau Susanne Hinsching übergeben werden. Mit Sicherheit werden ausgewählte Blätter Eingang in zukünftige Sonderausstellungen finden, erinnern doch gewisse Elemente wie Tiger (?) oder Reh (?) an Einflüsse von Franz Marc und der Künstlergruppe „Die Brücke“. Ein weiteres Beispiel für das Wirken des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins, der nicht nur durch die Übernahme von Kosten für Flyer, Plakate, Annoncen und weitere Maßnahmen im PR-Bereich das Kunsthaus unterstützt, sondern auch dazu beiträgt, den Bestand an Kunstwerken zu erweitern und zu bereichern.

Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins

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