Walter
Fernkorn – von den Nazis verfemt, aber nicht vergessen
Oft
sind es Zufälle, die kleine, vergessen geglaubte Schätze wieder ans
Tageslicht bringen. In diesem Fall war es das Angebot, eine Mappe mit
Grafiken des Künstlers Walter Fernkorn aus privatem Besitz zu
erwerben. Nur wenige Kenner der Kunstszene nach dem ersten Weltkrieg
in Thüringen können das Schaffen von Walter Fernkorn einordnen.
Erst die Stichworte – „Künstlergruppe Jung Erfurt“,
Angermuseum, „entartete Kunst“ und Thüringer Staatskanzlei –
weckten tiefergehendes Interesse und ließen aufhorchen. 1887 geboren
und 1927 bei einem Motorradunfall gestorben, an der Kunstakademie
Düsseldorf studiert, aber auch Malermeister und Teilhaber einer
erfolgreichen Malerfirma in Erfurt mit zeitweise 40 Beschäftigten.
Als Malermeister erregte er Aufsehen, als er das „Haus Vaterland“,
ehemals Haus „Zum Güldenen Stern“, in dem auch Goethe ab und an
als ‚Obergeleitsmann‘ arbeitete, und das heute Teil der
Thüringer
Staatskanzlei ist, 1925 mit einer leuchtend gelbroten Farbe versehen
ließ. Als Künstler wurde er am 20.01.1919 Gründungsmitglied der
Künstlergruppe Jung-Erfurt und aus diesem Jahr ist auch die
angekaufte Mappe „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Sie
umfasst sieben Holzschnitte, von denen einer abgebildet ist, ist
handsigniert und trägt die Exemplar-Nummer 12. Durch den Unfall
starb er leider zu früh und erlebte nicht mehr, wie seine Werke –
allein neun aus dem Angermuseum – am 03.09.1937 beschlagnahmt
wurden und der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer fielen.
Interessant ist, dass Curt Hotzel die einleitenden Worte zu dieser
Mappe schrieb - derselbe Curt Hotzel, der 1919 das Manifest für die
Künstlergruppe Jung-Erfurt verfasste, sich aber in den Folgejahren
immer weiter dem nationalistischen Gedankengut verschrieb, bis er um
1930 über Thomas Mann das Urteil:‘….blutsfremd,
volksfremd, undeutsch und berechnend…‘
fällte. Auch ein Beispiel für eine Zeit der Wirren und
Verwerfungen! Nach Sichten der Mappe und Vertiefen in ihre Geschichte
konnte diese zu einem sehr günstigen Preis durch den KUNSTHAUS
MEYENBURG
Förderverein
angekauft und anschließend der Leiterin des Kunsthauses, Frau
Susanne Hinsching übergeben werden. Mit Sicherheit werden
ausgewählte Blätter Eingang in zukünftige Sonderausstellungen
finden, erinnern doch gewisse Elemente wie Tiger (?) oder Reh (?) an
Einflüsse von Franz Marc und der Künstlergruppe „Die Brücke“.
Ein weiteres Beispiel für das Wirken des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins, der
nicht nur durch die Übernahme von Kosten für Flyer, Plakate,
Annoncen und weitere Maßnahmen im PR-Bereich das Kunsthaus
unterstützt, sondern auch dazu beiträgt, den Bestand an Kunstwerken
zu erweitern und zu bereichern.
Dr.
Wolfgang R. Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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