Samstag, 6. August 2016

Vergangenheitsbewältigung: was ist das eigentlich?

Es scheint mir wieder einmal der Hinweis nötig, dass meine Einträge und Mitteilungen nicht darauf angelegt sind, dass möglichst viele Nutzer sie lesen – das überlasse ich gern denen, die danach gieren – sondern vornehmlich meinem eigenen Interesse dienen sollen. Und meiner geistigen Flexibilität dienen, wenn schon meine körperliche eingeschränkt ist. Ich bin in diesem Zusammenhang übrigens erstaunt, wieviel Nutzer meines Blogs mir trotzdem täglich von Google angezeigt werden. Doch nun zu meinem Thema:

Gemeint ist hier die Vergangenheitsbewältigung politischer Systeme und Vorgänge in Deutschland, Oder von Deutschland ausgelöst oder unterstützt. Unmittelbar angeregt zu der Frage und Überlegung wurde ich durch einen Bericht am Dienstag auf ZDFinfo, der im Programmheft mit „Hitlers Volk privat“ angekündigt wurde. Nun gibt es ja inzwischen viele Berichte über Vorgänge und Systeme, die man unter diesen Begriff Vergangenheitsbewältigung verstehen kann oder soll. War ich zunächst der Meinung, es handele sich dabei um Systeme und/oder Vorgänge, die politisch, medial oder auch gesellschaftlich erörtert, analysiert, eingeordnet und dann höchstens noch als Gedenktage und -veranstaltungen ins Gedächtnis gerufen werden, bin ich längst davon abgekommen und meine inzwischen, dass die Macher solcher Filmberichte eine immer wiederkehrende Erinnerung und Aufbereitung von Ereignissen unter den unterschiedlichsten Gesichtspunkten anstreben oder bewirken (wollen).

Was also habe ich unter der Ankündigung „Hitlers Volk privat?“ zu verstehen? In gemeinten Bericht wurden Ausschnitte und Szenen von jungen Menschen – Jungmädchen und Jungvolk, BdM und Hitlerjugend – bei der Freizeitgestaltung in Zeltlagern gezeigt, Militärparaden von SS und Wehrmacht, Besetzungsszenen nordischer Länder, Frankreichs und des Ostens durch die deutsche Wehrmacht, Kriegshandlungen und Rückzugsbegebenheiten vornehmlich aus der Sowjetunion. Szenen aus dem Alltag der deutschen Bevölkerung (Hitlers Volk) zu Friedenszeiten waren am wenigsten dabei, wohl aber während des Krieges Evakuierungen von Teilen der Bevölkerung nach Bombenangriffen oder zum Schutze vor solchen. Und immer wieder Szenen mit Hitler in den unterschiedlichsten Zusammenhängen und Posen.

Eine Antwort auf die Frage, was, wer und wie Hitlers Volk war, habe ich dabei nicht gefunden, wohl aber wurden bei mir Erinnerungen an jene Zeit geweckt, in der dieser Bericht spielt, denn schließlich gehöre ich einer Generation an, die jene geschilderten Vorgänge als junger Mensch erlebte, oder doch mehr oder weniger unmittelbar davon berührt wurde. Erinnerungen, die ich weitgehend abgehakt und vergessen hatte, wurden wieder geweckt und drängen sich mir auf. Ist das Vergangenheitsbewältigung? Oder steckt hinter solchen Filmberichten Methode? Auf ZDFInfo oder auch Phoenix sieht man relativ häufig Filmberichte aus der Hitlerzeit. Über den Unterhaltungseffekt hinaus könnten rechts tendierende Zuschauer angeregt werden, denn die negativen oder verbrecherischen Seiten und Auswüchse muss man ja nicht zur Kenntnis nehmen. Oder kann sie verdrängen.

Ähnlich kann man ja wohl auch - zumal als Außenstehender - Berichte über die DDR sehen und zu dem Schluss kommen: so schlimm war's ja gar nicht. Vergangenheitserinnerungen also besser?

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