Das
neue Jazzjahr geht gleich mit einer Überraschung los. Zum
Neujahrskonzert am 16. Januar, wie immer im alten Wasserwerk in der
Alexander-Puschkin-Straße in Nordhausen, steht ein ganz besonderer
Musiker auf der Bühne. Die hohe Kunst an der Posaune – Conny Bauer
- Solo. Dieser Mann ist sein eigener Posaunenchor. Er arbeitet nicht
mit doppelten Böden, dafür aber mit sich potenzierenden Ideen,
insbesondere seit er die Elektronik für sich entdeckt hat. Er
beherrscht die Zirkularatmung, Überblastechniken, Mehrstimmigkeit,
resultierend aus zwei
Stimmen, geblasen und gesungen, die in einer
Weise Obertöne verstärken, dass es die Posaune wie vier- oder
mehrstimmig klingen lässt, Geräuscherzeugung und -einbeziehung
inklusive, perkussives Lippenflattern, rhythmisches Fußstampen und
und und. So tritt er mit sich in den Dialog. Mindestens.
Konrad
„Conny“ Bauer, geboren 1943 in Halle an der Saale, begann schon
als Jugendlicher zu musizieren. Nach autodidaktischen Anfängen als
Sänger und Gitarrist, studierte er in Dresden Posaune. Dort
entdeckte er den Jazz für sich. Nach dem Studium zog er nach Berlin
und spielte in verschiedenen Bands, wie der „Modern Soul Band“
oder „FEZ“. 1974 gab er sein erstes Solo-Konzert und fasziniert
seitdem seine Zuhörer mit immer neuen Klängen, die er durch
meisterhafte Blastechniken erzeugt. Der US-amerikanische
Musikjournalist John Corbett prägte den Begriff der „Conradismen“
und bezeichnete Bauers Musik als „eine der radikalsten originalen
Stimmen in der improvisierten Musik.“
Für
seine Solo-Improvisationen wählt Bauer stets besondere Orte – den
Zeus-Altar im Berliner Pergamonmuseum, den Magdeburger Dom oder das
Leipziger Völkerschlachtdenkmal gaben seiner Musik schon ganz eigene
Entfaltungsräume. Für die Schallplattenaufnahme „Flüchtiges
Glück“ reiste er 1986 nach Köln und spielte im Rahmen des
Projekts „Vor der Flut“ im Wasserspeicher Severin.
Bauer
tourte durch Europa, die USA, Kanada, Südamerika und Japan und
spielt mit international-renommierten Musikern wie Gianluigi Trovesi
(sax, cl), Peter Brötzmann (sax) oder Han Bennink (dr). Er ist neben
Ernst-Ludwig Petrowsky (sax), Günter „Baby“ Sommer (dr) und Uli
Gumpert (p) Gründungsmitglied des „Zentralquartetts“, das
bereits sein vierzigstes Bühnenjubiläum feierte. Gemeinsam mit
seinen Brüdern Johannes Bauer (tb) und Matthias Bauer (b) sowie
seinem Sohn Louis Rastig (p) spielt Conny Bauer in der Familienband
„Bauer4“.
Für
seine Musik wurde er bereits vielfach ausgezeichnet, 1986 mit dem
Kunstpreis der DDR und 1994 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin.
2004 erhielt Bauer insbesondere für sein Solo-Album „Hummelsummen“,
das in der Kirche von Boswill / Schweiz aufgenommen wurde, den
SWR-Jazzpreis. 2008 erlangte er einen Platz auf der Bestenliste des
Preises der Deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie
„Grenzgänge“ für seine Solo-CD „Der gelbe Klang“.
2015
tourte er mit der freien Opernkompanie „Novoflot“ durch Berlin
und anschließend mit der Gruppe „Doppelmoppel“ auf Einladung des
Goethe-Instituts durch Zentralamerika. Im Herbst spielte er mit
William Parker (db) und Louis Moholo-Moholo (dr) in mehreren
deutschen Städten.
Einlass
zu diesem außergewöhnlichen Konzert ist 19 Uhr und Start 20 Uhr.
Kartenvorbestellungen für den beliebten Jahresauftakt sind unter (0
36 31) 97 31 72 oder zappa1959@aol.com möglich. Für Speis und Trank
ist bestens gesorgt. Der Veranstaltungsort ist geheizt.
www.jazzclub-nordhausen.de.
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