Abschluss des 16. Internationalen Bischofstreffens im Heiligen Land
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Naher und Mittlerer Osten“ der
Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof
Thomas Maria Renz (Rottenburg-Stuttgart),
hat dazu aufgerufen, die christliche Verantwortung für den Nächsten
wahrzunehmen und das schwerwiegende Schicksal der Flüchtlinge und
Notleidenden nicht zu vergessen. Zum Abschluss des „16. Internationalen
Bischofstreffens zur Solidarität mit den Christen
im Heiligen Land“ betonte Weihbischof Renz, dass Christen dazu berufen
seien, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. „Für die meisten
irakischen Flüchtlinge, mit denen wir intensiv gesprochen haben, ist
eine Rückkehr in ihr Heimatland keine Option.
Ein ‚christenfreier‘ Irak aber wäre ein Sieg der Extremisten. Soweit
darf es nicht kommen.“ Weihbischof Renz erklärte weiter: „Die einzige
Möglichkeit, das Leid der Millionen Flüchtlinge zu lindern, ist Frieden
zu schaffen.“
Erster Schwerpunkt des diesjährigen Treffens, an dem seit
vergangenem Samstag (9. Januar 2016) 13 Vertreter nationaler
Bischofskonferenzen aus zwölf Ländern sowie die
führenden Repräsentanten der Kirche im Heiligen Land teilnahmen, war
die Begegnung mit den Christen in Bethlehem, Taybeh und dem Cremisan-Tal
in den palästinensischen Gebieten. Weihbischof Renz konnte sich vor Ort
ein Bild der Lage im Cremisan-Tal machen,
wo die von Israel verfügte Grenzziehung zu den palästinensischen
Gebieten mit besonderer Härte für die Zivilbevölkerung verbunden ist.
„Das Ausmaß der Zerstörung ist nicht abzusehen. Wir müssen den Menschen
helfen, nach vorne zu schauen und ihre Verbitterung
zu überwinden. Die Situation darf nicht zu neuer Gewalt führen.
Elementar ist, dass Zukunftsperspektiven entwickelt werden“, so
Weihbischof Renz.
In ihrer Abschlusserklärung betonen die Bischöfe der „Holy Land
Coordination“: „Wir müssen denen, die nicht gehört werden, eine Stimme
geben. An die christliche Gemeinschaft
und die jungen Menschen von Gaza: Ihr seid nicht vergessen. Der
Krieg 2014 führte zur Zerstörung von tausenden Häusern und der
Infrastruktur von Gaza, ebenso wie zu Toten auf beiden Seiten, Israelis
und Palästinensern ... Die Blockade macht ihr Leben
weiterhin hoffnungslos und sie leben wirklich wie in einem Gefängnis.“
Und weiter erklären die Bischöfe: „An jene Israelis und Palästinenser,
die Frieden suchen:
Ihr seid nicht vergessen. Das Recht Israels auf ein Leben in
Sicherheit ist offenkundig, aber die andauernde Besatzung zerfrisst die
Seelen beider, des Besatzers und des Besetzten.“ Aufgrund der
Vorbereitungen für den Bau der umstrittenen israelischen
Sperrmauer waren die Vertreter der Bischofskonferenzen an einem Besuch
des Cremisan-Tals bei Beit Jala gehindert worden mit der Begründung, das
Gebiet sei militärische Sperrzone.
Zweiter Schwerpunkt des 16. Internationalen Bischofstreffens, das
unter dem Leitwort „Solidarität mit den verfolgten Christen im Mittleren
Osten“ stand, war der Besuch
der Ortskirche von Jordanien und von Nichtregierungsorganisationen in
Amman, Fuheis und Madaba und Treffen mit mehreren irakischen
Flüchtlingsfamilien. Weihbischof Renz würdigte die Hilfe von Caritas
Jordanien und dem „Our Lady of Peace Center“ in Amman, die
gemeinsam christliche Flüchtlinge unterstützen. Dabei werden elementare
Materialien wie Decken zur Verfügung gestellt sowie ärztliche Hilfe
angeboten, aber auch Zukunftsperspektiven aufgebaut, zum Beispiel durch
Schulunterricht, Betreuung von Menschen mit
Behinderung und Schulung von Kindern zur Konfliktlösung. „Es ist
großartig, was christliche Hilfsorganisationen, aber auch die Kirchen
vor Ort leisten. Das kann aber nicht alles sein. Die internationale
Gemeinschaft darf in ihrer Hilfsbereitschaft Flüchtlinge
nicht nach Nationen oder Religionen unterteilen, sie alle brauchen
unsere Hilfe, unsere Solidarität und unser Gebet“, erklärte Weihbischof
Renz.
„Zahlreiche persönliche Gespräche mit Priestern und Flüchtlingen
vor Ort haben uns die Frustration der Flüchtlinge deutlich gemacht. Sie
können weder zurück in ihre
Heimat, noch können sie – unter anderem aus finanziellen Gründen –
weiterreisen“, so Weihbischof Renz, „Die Flüchtlinge stehen vor einem
vollkommenen Neubeginn. Und dieser erfordert eine echte Perspektive und
viel Mut, darin müssen wir sie unterstützen.“
In ihrer Erklärung zum Abschluss des Treffens schreiben die
Bischöfe: „An die Priester, religiösen Gemeinschaften und Laien in der
jordanischen Kirche:
Ihr seid nicht vergessen. Die Kirche in Jordanien ist lebendig
und wächst, aber Christen haben Angst vor dem wachsenden Extremismus in
der Region. Es bleibt zu hoffen, dass uns der Grundlagenvertrag zwischen
dem Heiligen Stuhl und dem Staat Palästina
ein Modell des Dialogs und der Kooperation zwischen Staaten bietet, das
den Frieden der Religionen und die Gewissensfreiheit für alle Menschen
respektiert und schützt.“
An der Konferenz haben neben Weihbischof Thomas Maria Renz auch
Erzbischof Stephen Brislin (Kapstadt, Südafrika), Bischof Pierre Bürcher
(Reykjavik, Island), Bischof
Oscar Cantu (La Cruces, USA), Bischof Rodolfo Cetoloni OFM (Grosseto,
Italien), Bischof Michel Dubost (Evry, Frankreich), Bischof Lionel
Gendron (Saint-Jean, Kanada), Bischof Dr. Felix Gmür (Basel, Schweiz),
Weihbischof William Kenney (Birmingham, Großbritannien),
Bischof Declan Lang (Clifton, Großbritannien), Bischof John McAreavey
(Dromore, Irland), Bischof William Nolan (Galloway, Schottland) und
Erzbischof Joan Vives (Urgell, Spanien) teilgenommen.
Hinweis:
Die Abschlusserklärung des 16. Internationalen Bischofstreffens ist als pdf-Datei im Anhang sowie unter
www.dbk.de zu finden.
Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am 14. Januar 2016
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