Konzentration
im deutschen und europäischen Lebensmitteleinzelhandel hat in den
letzten Jahrzehnten stark zugenommen – Kein negativer Einfluss auf
die Preise, aber auf die Auswahl an Produkten – Kartellbehörden
sollten künftige Zusammenschlüsse sehr genau prüfen
Auflagen der Kartellbehörden können die Folgen abmildern
In den vergangenen Jahrzehnten hat die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel stark zugenommen – sowohl auf dem deutschen als auch auf dem europäischen Markt. Zusammenschlüsse werden von den Kartellbehörden deshalb aufmerksam geprüft. So wurden alle drei untersuchten Fusionen in den Niederlanden nur unter Auflagen gestattet: Mehrere Filialen mussten verkauft werden. Dies hat - so die Forscher - dazu geführt, dass die negativen Folgen der Fusion für die Konsumenten zumindest zum Teil abgemildert werden konnten: „Wo die Verkäufe angeordnet wurden, veränderten sie die Wettbewerbsbedingungen in der Zeit nach dem Zusammenschluss. Die Auflagen der Prüfer konnten die negativen Auswirkungen auf die Produktvielfalt allerdings nicht zur Gänze aufheben. Im Durchschnitt führte die Fusion trotzdem dazu, dass die Produktvielfalt abgenommen hat.“ Weitere Auflagen wären demnach nötig gewesen.
Fusion von Edeka und Kaiser’s vor der Entscheidung
Auch auf dem deutschen Lebensmittelmarkt könnte ein Zusammenschluss bald Realität werden. Im Frühjahr 2015 hatte das deutsche Bundeskartellamt die Übernahme der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann durch Edeka untersagt. In Deutschland ist die Situation noch problematischer als in den Niederlanden; durch die Fusion wäre der mit Abstand größte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland noch stärker geworden. Beide Unternehmen haben daraufhin einen Antrag auf Ministererlaubnis gestellt. Die Entscheidung von Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel steht noch aus.
DIW-Ökonom Tomaso Duso beurteilt eine mögliche Genehmigung kritisch: „Die Übernahme der Kaiser’s-Filialen durch Edeka würde den Wettbewerb auf zahlreichen ohnehin schon stark konzentrierten regionalen Märkten erheblich einschränken. Dies beträfe den Großraum Berlin, München und Oberbayern sowie Nordrhein-Westfalen. Für die Verbraucher könnte dies negative Folgen haben, etwa in Form höherer Preise und einer deutlich geringeren Produktauswahl.“
Renate Bogdanovic Pressestelle, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin
Mitteilung
des idw – wissenschaftlichen Dienstes am 06. Januar 2016
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