Erfolgreiche Ausstellungseröffnung „Revolution und Demokratie 1918/1919 – Der Einzug der Moderne in die Provinz“
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Nordhausen (psv) Rund 80 Gäste kamen zur
Ausstellungseröffnung am vergangenen Donnerstagabend im Museum Flohburg,
um den Redebeiträgen zuzuhören und sich dann im Anschluss die Arbeiten
von Studierenden der Hochschule Nordhausen anzusehen.
Viele Interessierte nahmen sich auch Zeit für Gespräche mit den
Initiatoren und mit anderen Besuchern, was auch ein Ziel des
Ausstellungsthemas ist, nämlich die Debattenkultur anzuregen. Zusammen
mit dem Stadtarchiv Nordhausen und der Hochschule Nordhausen
haben Studierende der Hochschule Ereignisse der Novemberrevolution für
Nordhausen und die Gründung der Weimarer Republik sowie des Freistaates
Thüringen in den Blick genommen.
War die Novemberrevolution von 1918 für die
Nordhäuser Verhältnisse eher eine „Revolution der Besonnenen“? Diese
Frage kam im Redebeitrag der Kuratorin Dr. Marie-Luis Zahradnik in der
Eröffnungsveranstaltung zur Sonderausstellung auf und
sollte neugierig machen. Sie führt in diesem Zusammenhang dazu aus:
„In einer der studentischen Arbeiten wird der Fokus
auf die politische Kraft des Arbeiter- und Soldatenrates sowie auf die
wenigen aus Quellen bekannten Akteure und Orte in den Revolutionstagen
in Nordhausen gelegt. Zwar folgten rund 10.000
Nordhäuser am 11. November 1918 dem Aufruf des Arbeiter- und
Soldatenrates zur Versammlung in der Grimmelallee vor dem Gasthaus „Drei
Linden“, doch wurde die anfängliche Kraft von den Verantwortlichen des
Rates als historische Chance für ein demokratisches
Deutschland nicht genutzt. Also war es für die Nordhäuser Verhältnisse
dann eher eine „Revolution der Besonnenen“? In der Aufarbeitung wird
deutlich, dass die Verantwortlichen in der ehemals
kaiserlich-preußisch-geprägten Verwaltung und die dort tätigen Beamten
und Angestellten nicht gleich ausgewechselt wurden, sondern sie führten
die Verwaltungsarbeit unter neuen Richtlinien und unter der Kontrolle
des Arbeiter- und Soldatenrates fort. Es ging darum, die Stadt wieder
regierbar zu machen. Die Zusammenarbeit beider
verlief ohne besondere Reibungen, sodass in den Tagen nach der
Revolution, während des Übergangs hin zur ersten deutschen
parlamentarischen Republik die Verwaltung der Stadt Nordhausen so ein
relativ fester Anker für Sicherheit und geregelter Versorgung war.
Nicht nur die Stadtpolitik wird in den Blick genommen, sondern auch
Verhandlungen mit Unternehmen in der Stadt. Das Exekutiv-Komitee als
Ausführungsorgan des Arbeiter- und Soldatenrates verhandelte mit
Unternehmen der Tabakindustrie, damit den Arbeitnehmern
ein durchschnittlicher Lohn weitergezahlt wurde, obwohl die Unternehmen
teilweise aufgrund des Mangels an Energie und Rohstoffen nicht
produzieren konnten. Hierin können erste Anfänge der heute vertretenen
Betriebsrisikolehre gesehen werden. Bremsend auf die
Revolutionsbewegung wirkte als Pendant zum Arbeiter- und Soldatenrat
der Bürgerrat, der in Nordhausen ebenfalls im November 1918 gegründet
wurde. Das Bürgertum wollte auch Anteil an der Umwälzung nehmen und den
Arbeiter- und Soldatenrat beim Neuaufbau unterstützen.
Aber es ging auch um die Wahrung der bürgerlichen Rechte und der
Gleichberechtigung des Bürgertums sowie das Abwenden einer
proletarischen Diktatur. Das rege soziale und caritative Engagement von
ortsansässigen Wohltätigkeitsvereinen und auch von Fabrikbesitzern
milderte die Sorgen der Nordhäuser Bevölkerung und so wurde der
revolutionären Stimmung in der Stadt wenig Resonanz geboten.“
Im Rahmen der Ausstellung findet ein Vortragsabend
am 01.03.2019 um 17:30 Uhr in der Flohburg|Das Nordhausen Museum statt.
Der Historiker Dr. Konstantin von Freytag-Loringhoven wird über die
Revolution in Sondershausen 1918 sprechen.
Führungen terminiert:
Bis zum 30. März 2019 ist die Sonderausstellung zu
besichtigen. Ebenso gibt es die Gelegenheit, an den Führungen mit der
Kuratorin Dr. Marie-Luis Zahradnik am Dienstag, 05.03.2019, jeweils um
10.00 Uhr, am Freitag, 15.03.2019, um 17.00
Uhr, am Sonntag, 17.03.2019, um 15.00 Uhr sowie am Donnerstag,
21.03.2019, um 17.00 Uhr teilzunehmen.
Für Fragen oder die Vereinbarung gesonderter
Führungstermine ist das Museum unter der Telefonnummer 03631/4725680
oder per E-Mail
flohburg@nordhausen.de erreichbar.
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