Trotz
erstmals und mit Erfolg durchgeführter Stellenbörsen, trotz jederzeit möglicher
Einstellungen, trotz einer Rekordanzahl an Ersatz- und Neueinstellungen von
Lehrer*innen gelingt es dem Bildungsministerium erneut nicht, den drohenden
Unterrichtsausfall systematisch in den Griff zu bekommen. Dazu Kathrin Vitzthum,
Landesvorsitzende der GEW Thüringen: „Die Unterrichtsgarantie ist an vielen
Schulen und in einigen Fächern leider weiterhin nur ein uneingelöstes
Versprechen.“
Wie Bildungsminister Helmut Holter heute auf der
Pressekonferenz erläuterte, gibt es für 70 unbefristete Stellen derzeit noch
keine geeigneten Bewerbungen. Dazu noch einmal Kathrin Vitzthum: „Das zeigt
offenbar, dass der Thüringer Schuldienst für viele nicht attraktiv genug ist.
Die schlechtere Bezahlung von Grund- und Regelschullehrern spricht sich leider
herum.“
Es gibt einen geringen Aufwuchs bei den Lehrer*innenstellen,
der die bis Ende 2017 gerissenen personellen Lücken nicht annähernd ersetzt.
Damit wird vielen Schulen die Möglichkeit genommen, den Unterricht so
abzudecken, wie er nach den vom Bildungsministerium vorgegebenen Stundentafeln
notwendig wäre. Es kommt somit zu geplanten Stundenausfällen, getarnt als
Kürzungen der Stundentafeln, zu Klassenzusammenlegungen und zu höheren
Klassenstärken.
Ein Aufwuchs wäre aus einem zweiten Grund ebenso
dringend notwendig: Die Schüler*innenzahlen steigen in diesem Schuljahr
gegenüber dem vorherigen um ca. 2.300. Das hieße, rund 100 Lehrer*innen
zusätzlich einzustellen, um die Lehrer-Schüler-Relation stabil zu halten. In der
Praxis wird seit 2018 jede*r abgehende Lehrer*in aber nur 1:1 nachbesetzt. Dazu
noch einmal Kathrin Vitzthum: „Auch wenn diese Landesregierung deutlich mehr
macht als ihre Vorgänger, halten wir es weiterhin für einen groben Fehler, das
Personal an der Abgangszahl der Lehrerinnen und Lehrer auszurichten und nicht an
der realen Schülerzahl.“
Der allergrößte Teil der befristeten
Arbeitsverhältnisse wurden in unbefristete umgewandelt. Das begrüßt die GEW
Thüringen ausdrücklich. Gleichzeitig bedeutet das aber, dass die Anzahl der neu
als Lehrer hinzukommenden Personen sich um diese Anzahl reduziert.
Ein
hausgemachtes Problem ist das im Vergleich zu anderen Bundesländern zu
komplizierte und zu langwierige Einstellungsverfahren. Das führt letztlich dazu,
dass beim Abspringen einer infrage kommenden Bewerberin / eines Bewerbers das
ganze Verfahren von vorn gestartet werden muss. Der Zeitverlust ist
immens.
Im Hortbereich gibt es massive Probleme, vor allem aufgrund der
prekären Bedingungen mit Teilzeitquoten bei den Neueinstellungen von 60 Prozent
und damit entsprechenden Gehältern. Das ist hoch unattraktiv und führt zum einen
zu einer hohen Fluktuation bei den Erzieher*innen und zum anderen zu einem
massiven Bewerber*innenmangel. In vielen Horten kann keine Rücksicht mehr auf
besondere Schulkonzepte gelegt werden, es geht nur noch um die Grundabsicherung
bzw. Kinderbeaufsichtigung.
Über die Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaft (GEW) Thüringen:Die Bildungsgewerkschaft GEW
THÜRINGEN ist die größte und bedeutendste bildungspolitische Kraft in Thüringen.
Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer
Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die
Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas, Schulen,
Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die Angestellten-, Beamten-
und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin Vitzthum. |
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen