Nordhausen
(HSPN) Diesen Satz haben die Studierenden der Geotechnik der Nordhäuser
Hochschule auf ihrer diesjährigen Exkursion immer wieder gehört. Denn in der Tat
werden in Deutschland dringend junge Geotechniker und Geotechnikerinnen gesucht,
um Baustellen zu leiten oder Bauwerke zu errichten und dabei Ressourcen zu
schützen.
Die einwöchige
Exkursion bildet immer den Abschluss des zweiten Studienabschnitts der
Geotechnik und leitet den dritten und letzten ein, der aus einem Praktikum und
der Bachelorarbeit besteht. Nur die Nordhäuser Hochschule bietet in Deutschland
ein Bachelorstudium der Geotechnik an. Dieser Studiengang ist strikt nach den
Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik DGGT aufgebaut und eröffnet
die Möglichkeit, entweder direkt in die Praxis zu gehen oder in einem der vielen
Masterprogramme – zum
Beispiel an der TU Clausthal – weiter zu studieren.
Unbestrittenes Highlight des Studiums ist jeweils die Abschlussexkursion, die
beiden Grundpfeiler des Studiums verstärkt: „Geotechnik ist ein
interdisziplinäres Studium, das Aspekte der Geologie und der Bautechnik, also
Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften zusammenführt“, erläutert
Diplom-Geologe Norbert Stuth.
In diesem Jahr
stand auf der geologischen Agenda der 1983 durch heftige Regenfälle verursachte
Mössinger Bergrutsch in der Schwäbischen Alb und das berühmte Nördlinger Ries,
wo vor fünfzehn Millionen Jahren ein 1-Kilometer großer Meteorit mit über
hunderttausend Stundenkilometern einschlug und dabei eine Energie von mehreren
hunderttausend Hiroshima-Bomben freisetzte.
Bautechnische
Höhepunkte waren der Besuch des Projektes Stuttgart 21 mit einer Besichtigung
des im Bau befindlichen Bad Cannstatter Tunnels und der Rückbau der ehemaligen
Kesslergrube der Fa. Roche in Grenzach-Wyhlen (bei Basel), ein High-Tech-Projekt
der Sonderklasse, das im Schutze einer provisorischen Umhausung mit gepanzertem
Gerät unter Vollschutz der Entsorgung von Sondermüll
dient.
Darüberhinaus
stand der Besuch einer Großbaustelle der Emschergenossenschaft (Ruhrgebiet) bei
Oberhausen auf dem Programm, die zurzeit die „Emscher“ als regulierten
Abwasserfluss ober- und unterirdisch in einen Abwasserkanal mit 74 km Länge und
mehr als 150
Ingenieurbauwerken verwandelt. Sowohl in Grenzach-Wyhlen als auch
bei der Emschergenossenschaft sind Nordhäuser Absolventen mit der Fachbauleitung
betraut.
Zum krönenden
Abschluss fuhren die Exkursionsteilnehmer in das Endlager „Schacht Konrad“ bei
Salzgitter ein. Die wegen der hohen Sicherheitsanforderungen besonders
anspruchsvolle Grubenfahrt bis in ca. 1.000 m Tiefe und bei Temperaturen
zwischen 34 und 36 °C wurde von Schachtbau Nordhausen, Kooperationspartner der
Hochschule, organisiert und ermöglichte einen einzigartigen Einblick in die
Kavernen, in die bald schwach- und mitteradioaktive Abfälle eingelagert werden
sollen – mit dem Anspruch einer sicheren Entsorgung für mehr als hunderttausend
Jahre.
„Wir stehen vor
einer doppelten Herausforderung“, betont Professor Genske: „Einerseits werden
die geotechnischen Anforderungen immer größer, andererseits trauen sich nicht
genügend junge Menschen ein Ingenieurstudium zu“. Dabei ist das Problem der
sicheren Entsorgung radioaktiver Abfälle nur ein Aspekt unter vielen im
Aufgabenspektrum zukünftiger Geotechniker/innen. Neben den klassischen
Problemfeldern, die sich aus dem Bauen in und mit der Erde ergeben, kommen immer
stärker auch die Herausforderungen des Klimawandels ins Spiel. „Nehmen wir zum
Beispiel den diesjährigen Sommer: Wie lange noch wird die Wasserversorgung
funktionieren? Oder das Phänomen der Extremwetterereignisse: Werden sie
zunehmend zu katastrophalen Überschwemmungen und Rutschungen führen? Wie können
wir unsere Infrastrukturen der sich wandelnden Umwelt anpassen?“ Der Bedarf an
Geotechnikerinnen und Geotechnikern ist bereits heute hoch, aber er wird noch
weiter steigen, sagt Professor Genske voraus und ermuntert alle, die ein Studium
beginnen wollen: „Traut Euch!“
Bildunterschrift
1: Nordhäuser Studierende der Geotechnik bei der geologischen Feldarbeit im
Nördlinger Ries.
Bildunterschrift
2: Auf der Bad Cannstatter Tunnelbaustelle des Projektes
Stuttgart21.
Bildunterschrift
3: Tausend Meter unter Tage, im Endlage Schacht
Konrad.
Bildunterschrift
4: Lagebesprechung auf der Baustelle der
Emschergenossenschaft.
Bildunterschrift
5: Am Eingang einer prähistorischen Rieshöhle.
Bildunterschrift
6: Nach der Einfahrt.
(Fotos: Dieter
D. Genske)
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