Dienstag, 7. August 2018

Ein Auftakt man Maß

Theaternatur2018 ist in die neue Spielzeit gestartet


Mit einem fulminanten Wochenende ist das Festival der darstellenden Künste – Theaternatur2018 – in die neue Spielzeit gestartet. Im Mittelpunkt standen vor allem die Stücke „Der Sturm“ von William Shakespeares, „Frühlingserwachen“ von Frank Wedekinds
und das Sprechtheater „Nichts Schöneres“, die als Premieren vom Publikum begeistert gefeiert wurden. Für Beifallsstürme sorgte auch das Konzert des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode, das unter dem Motto „Jahreszeiten“ Stücke von Vivaldi und Piazolla spielte. Janek Liebetruht, künstlerischer Leiter des Festivals, zeigt sich mit dem bisherigen Verlauf zufrieden.

Benneckenstein (thea). Eine grandiose Kulisse, atemberaubendes Schauspiel auf den Bühnen, der kleinen wie der großen. Dazu deutlich angenehmere Temperaturen als jene, die zurzeit im „Lande“ gemessen werden. Fertig ist der perfekte Theatercocktail. „Über 800 Zuschauer konnten wir zum Auftaktwochenende auf der Waldbühne begrüßen. Ein tolles Ergebnis. Wir sind sehr zufrieden und hoffen, dass die Festivalbesucher uns, so wie in den vergangenen Jahren auch, bis zum Ende der Spielzeit die Treue halten“, so Liebetruht.

Davon ist auszugehen. Mit als Garanten
dafür dürften die beiden tragenden, eingangs genannten Produktionen sein. Die beiden erstgenanten Stücke werden als Eigeninszenierungen gespielt und beide lehnen sich, wie alles andere bei Theaternatur2018 auch, an das Motto des diesjährigen Festivals „Fremde Neue Welt“ an. Im Mittelpunkt steht immer der demografische Wandel und der damit verbundenen Wahrnehmung der älteren Generation, die oftmals mit dem technologischen und soziologischen Fortschritt nicht mithalten kann. „Viele
Senioren fühlen sich sozial an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Fremdheit in dieser neuen, technologiegestützten Gesellschaft wird für sie immer allgegenwärtiger. Damit setzen wir uns auf der Bühne bewusst provokativ auseinander. Die ausgewählten Stücke sollen die Kluft zwischen Alt und Jung thematisieren“, so Liebetruth.
Shakespeares „Der Sturm“ beispielsweise wird symbolträchtig in ein Altersheim als Exilort für Prospero gesetzt. Stellvertretend für die ältere Generation, die die Taten der
jungen Generation nicht mehr versteht. Regisseur Janek Liebetruth hat mit dieser Inszenierung eine auf das Festivalthema bezogene eigene Fassung für sieben SchauspielerInnen erarbeitet, die sich auf die wesentlichen Handlungsstränge konzentriert. Dabei wird eine klassische und eine moderne Übersetzung des Stückes miteinander verwoben, um die Reibungsfläche zwischen den Generationen zu vergegenständlichen. Die Inszenierung erweitert den Familienkonflikt um einen Generationen- und Geschlechterkonflikt. Durch die Einbeziehung mehrerer Sparten der darstellenden Künste u.a. mit Videoprojektionen wird das „Magische“ des Originalstückes für die Zuschauer sichtbar. Die Hauptrollen spielen Angelika Böttiger (Prospera), Gerrit Neuhaus und Jan Hasenfuß.


Zweiter Höhepunkt der Spielzeit bleibt zweifellos Frank Wedekinds Frühlings Erwachen. Thematisiert wird darin das Missverständnis der Jugend gegenüber dem Alten, Früheren. Der damals erst 26-jährige Autor wagte, was unmöglich schien: offen thematisierte sein Erstlingswerk das zerstörerische Potenzial der prüden Sexualmoral in Zeiten der wilhelminischen Gesellschaft. Angesichts der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erhält Wedekinds Drama völlig neue Dimensionen der Schlagkraft. Unter der Regie von Catharina May spielen Andreas Heßling, Valerie Körfer, Christoph Schulenberger, Curdin Caviezel, Tobias Greiner-Lar, Stefanie Feldmann und Helena Sigal die Hauptrollen.
Ein ganz besonderes Stück präsentierte auch die Schauspielerin Franziska Kleinert. Die Berlinerin brillierte auf der neuen Raststättenbühne, die sich als weiterer Spielort etablieren soll, im Sprechtheater „Nichts Schöneres“, einem Monolog von Oliver Bukowski. Kleinert, die im letzten Jahr die Hauptrolle in der Uraufführung von IM SCHATTEN DER HEXEN
übernommen hatte, spielt hier nun die Mechthild, eine Frau um die Fünfzig, die über eine Kontaktannonce das Liebesglück sucht. Sie erzählt unter der Regie von Liebtruth eine rührende Geschichte zwischen Einsamkeit, Resignation und Hoffnung. Als sie einem jüngeren Mann begegnet, der ihr ein Gedicht widmet, scheint sich ihr Schicksal zu wenden. In dem Stück ist Kleinert am 10. und am 12 August nochmals zu erleben. „Der Sturm“ wird ein letztes Mal am kommenden Montag gegeben und „Frühlingserwachen“ wird das Festival am Mittwoch beschließen. 


Bis dahin erwartet die Besucher weiter ein gelungener Genre-Mix aus Schauspiel, Musik und Tanz. Dazu interessante Workshops, ein buntes Kinderprogramm und mehr. „Die Besucher können sich bis zum letzten Festivaltag auf eine faszinierende Symphonie nahezu aller Gattungen der darstellenden Künste freuen,“ verspricht Liebetruth.Weitere detaillierte Informationen zum Programm und Tickets und den Künstlern gibt es auf der Seite www.theaternatur.de im Internet. Eintrittskarten erhalten Sie unter der Tickethotline 039457 / 219818

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