Donnerstag, 3. November 2016

Kunsthaus Meyenburg: Den Gästen die Kunst Günter Grohs näher gebracht

Die gestrige „Kunst & Kaffee-Veranstaltung des Kunsthaus-Meyenburg-Fördervereins war zwar etwas verkürzt, dafür aber außerordentlich aufschlussreich dem künstlerischen Schaffen Günter Grohs gewidmet. Susanne Hinsching, Kunsthistorikerin und Leiter des Kunsthauses,
erläuterte nach der Begrüßung der Gäste unter Hinweis auf die jeweiligen im Erdgeschoß ausgestellten Bilder – Landschaften und Portraits – der aktuellen Ausstellung „Günter Groh in Farbe“ die Intention des Künstlers, ebenso wie seine Motive und die dabei angewendete Technik.

Ich habe die oft bis ins Detail gehenden Ausführungen Susanne Hinschings mitgeschnitten, stelle deren Wiedergabe aber zurück zugunsten ihrer Laudatio anlässlich der Vernissage dieser Ausstellung am 27. September. In meinen damaligen Eintrag hatte ich u.a. bemerkt: „Es wäre wert, die Laudatio hier vollinhaltlich nach dem Mitschnitt...wiederzugeben. Ich behalte mir das auch vor“.
Mir scheint dies nun eine gute Gelegenheit, dürfte es doch das (vorläufig) letzte Mal sein, dass Grohs künstlerisches Lebenswerk in einer zusammenhängenden Ausstellung gezeigt wird. Die Kunsthistorikerin hatte dort eingangs ihrer Ausführungen bemerkt (Auszug): „Viele kennen Günter Groh als Lehrer für viele Generationen von Nordhäusern oder aus dem Stadtbild: als malenden Künstler, der mit seiner Staffelei unterwegs war und die Region um Nordhausen in seinen Arbeiten festgehalten hat.“ - - - Und weiter: „Die... Ausstellung gibt einen besonderen Einblick in das künstlerische Schaffen von Günter
Groh über viele Jahrzehnte und zeigt damit auch einen Blick auf die Veränderungen in unserer Umgebung, aber auch den gesellschaftlichen Entwicklungen. Damit sind seine Arbeiten heute eigentlich auch Zeugnisse vergangener Zeiten. Günter Groh gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten in Nordhausen, der die Menschen und die Kunst in dieser Stadt in den letzten 6 Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt hat. Sowohl als Kunsterzieher und Lehrer, aber auch als Künstler ist Günter Groh seinem Stil stets treu geblieben.“

Soweit der damalige Auszug aus der Laudatio Susanne Hinschings. Und nun also ihre weiteren damaligen Ausführungen, die ihren gestrigen detaillierten Erläuterungen quasi in übergeordneter Weise vorausgingen: „Er (Günter Groh) hat sich in der Kunst dem Realismus verschrieben, denn ihm war die wahrheitsgetreue Abbildung stets wichtiger als moderne Kunsttrends oder die Suche nach neuen Medien.
Wenn man aber genau hinsieht, sind einige seiner Werke doch abstrahierter als man gemeinhin denkt, sowohl in der Farbigkeit als auch in der Formgebung.
Günter Groh war der Impressionismus immer näher als der Expressionismus, obwohl seine impressionistischen Landschaftszeichnungen doch sehr expressiv sind – wie in der Ausstellung gut erkennbar ist.

Wir sehen die Natur auf seinen Bildern im Wandel der Jahreszeiten, sehen Bäume mit verschiedenfarbigem Laub, sehen Licht und Schatten und erkennen die Schönheit und Einmaligkeit der Natur, aber auch ihre Vergängnis, die nur durch Kunstwerke überwunden werden kann.
Seine Zeichnungen – für die er zumeist Pastellkreide oder Kohle verwendete – sind in der Natur entstanden. Günter Groh gehörte noch zu der Generation von Freiluftmalern, die mit ihrer Staffelei gezogen sind.

Die Ausstellung zeigt aber nicht nur seine bekannten und beliebten Landschaften und Stadtansichten, sondern auch einige seiner fasznierenden Portrait-Zeichnungen. Darunter sehr eindrucksvolle Darstellungen seiner Frau Eva.

Interessant sind...auch die frühen Portraits von 1949 und 1953. Auch damals schon war die Pastellkreide seine bevorzugte Technik. Es gibt aber auch ein paar Studien in Öl – wie zu sehen ist.

Die Technik des Pastells beherrschte Günter Groh perfekt. Er schaffte es, in seinen Zeichnungen nicht nur besondere Lichtstimmungen darzustellen, sondern auch Bewegungen – ziehende Wolken oder schimmerndes Wasser zu suggerieren.

Seine farbigen Striche verschmelzen zu einem emotionsvollen Kunstwerk und lassen den Betrachter tief eintauchen und an der Empfindung teilhaben.

Seine farbigen Pastell-Zeichnungen sind gekennzeichnet durch fließende Formen und weiche Übergänge in den typischen Naturtönen, die manchmal aber auch durch kräftiges Rot oder knalliges Gelb gestört werden, um aber trotzdem in der Gesamtkomposition wieder harmonisch zusammen zu finden.
Auch sein Blick fürs Detail und das manchmal Unscheinbare und Unbedeutende machen häufig die Faszination seiner Werke aus.
In dieser Ausstellung präsentieren wir 96 farbige Pastellzeichnungen, das sind bei weitem nicht alle, die Günter Groh gemalt hat. Ich habe bewusst auf seine nicht weniger beeindruckende Kohlezeichnungen in dieser Ausstellung verzichtet, weil wir diese, oder doch einen Teil davon, Ihnen 2015 in der Ausstellung „Günter, Eva und Rainer Groh“ anlässlich seines 90. Geburtstages bereits zeigten.
Ich bin sehr glücklich, dass wir im vergangenen Jahr diese Ausstellung gemeinsam mit Günter Groh und seinem Sohn Rainer hier im Kunsthaus Meyenburg vorbereiten und zeigen konnten und erinnere mich gut daran, wie glücklich und stolz Günter Groh bei der Vernissage war,
Sein Tod ereilte ihn unvermittelt und hinterließ eine bestürzte Fangemeinde.“

Soweit in wesentlichen Teilen die Laudatio-Ausführungen Susanne Hinschings, die damals gleichzeitig gegenüber Rainer Groh ihren Dank aussprach für die Schenkung des künstlerischen Nachlasses seines Vaters mit über 400 Arbeiten, die nun in der städtischen Kunstsammlung ihren Platz gefunden haben. Und sie zeigte sich überzeugt, dass „wir damit der Bedeutung von Günter Groh und seiner Kunst für unsere Stadt auch besonders gerecht wurden“. Der ja bekanntlich noch kurz vor seinem Tod Ehrenbürger der Stadt Nordhausen wurde.

Ich habe hier also die Laudatio der Kunsthistorikerin Susanne Hinsching vom September anstatt der gestrigen Erläuterungen zu einem Teil der Ausstellung wiedergegeben und meine, damit auch meinerseits die Bedeutung Günter Grohs und seiner Kunst zum Ausdruck gebracht zu haben.

„Kunst & Kaffee“ klang dann auch gestern entsprechend seines Mottos und recht unterhaltsam aus.

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