Da hatte ich doch gestern bemerkt, dass
ich noch mit dem befasst bin, was Carolin Emcke in ihrem Buch „Gegen
den Hass“ geschrieben hat. Und welche Anregungen und Erwartungen
sie in ihrer Rede anlässlich der Verleihung des Friedenpreises des
Deutschen Buchhandels für die Zivilgesellschaft hat bzw. damit
verbindet. Zitat: "Zur Zeit grassiert ein Klima des Fanatismus
und der Gewalt in Europa. ... In Wahrheit geht es gar nicht um
Muslime oder Geflüchtete oder Frauen. Sie wollen alle einschüchtern,
die sich einsetzen für die Freiheit des einzigartigen, abweichenden
Individuellen. Deswegen müssen sich auch alle angesprochen fühlen."
(Ende des Zitats). Und ein weiterer Auszug: "Wir dürfen uns
nicht wehrlos und sprachlos machen lassen. Wir können sprechen und
handeln. ... Das geht nicht allein. Dazu braucht es alle in der
Zivilgesellschaft. Demokratische Geschichte wird von allen gemacht."
(Ende des Auszugs).
Ich muss hier nicht weiter in die
Thematik vordringen, ich könnte mich hier als Glied der
Zivilgesellschaft angesprochen fühlen und mich engagieren. Wenn mir
aber schon unlängst bereits bei einer Bitte um eine vergleichsweise
unbedeutende Veranstaltung um etwas Rücksicht im Bestreben um
Engagement im Rahmen meiner Möglichkeiten vom Verantwortlichen der
„Neuen Nordhäuser Zeitung“ (nnz), Peter Stefan Greiner, unter
ausdrücklichen Hinweis auf meine Behinderung eine Abfuhr erteilt
wurde, wie sollte ich mich dann in einer gesellschaftlich
unvergleichlich bedeutungsvollere Problematk einbringen können? Ich
sehe mich ins Abseits geschoben, weil ich ohne etwas Rücksicht
nichts unternehmen oder gar (mit-)wirken kann. Und wenn ich in meinem
voraufgehenden Eintrag auf Ansprachen bei der Eröffnung des
Reformationsjahres 2016 hinwies, in denen viel von gegenseitigem
Verstehen (Ökumene), von Barmherzigkeit und Gnade die Rede war, dann
vermisse ich alles das im praktischen Leben.
Das ist übrigens keine Klage und soll
auch nicht als Gejammere verstanden werden, denn in meinem
fortgeschrittenen Alter muss ich mich nicht mehr selbst oder anderen
gegenüber beweisen oder engagieren. Und kann mich höchsten wundern,
dass an die Zivilgesellschaft appelliert und beklagt wird, dass das
Echo eher verhalten ist. In der „taz“ stieß ich gerade auf einen
Bericht, nach dem eine Steffi Brachtel im Juni 2015 in Freital(?)eine
Demonstration gegen rassistische Flüchtlingsgegner organisierte. Die
Kanzlerin überreichte ihr dafür einen Preis. Und ihre Haltung?
(taz-Zitat): „Denn die „schweigende Mehrheit“ stört sie fast
noch mehr als die harten Nationalisten. „Es macht wütend, dass so
viele Menschen einfach auf dem Sofa sitzen bleiben!“ Engagement
aber macht angreifbar. Mysteriöse Verfolgungsfahrten mit dem Auto,
ein gesprengter Briefkasten, öffentliche Anfeindungen. Seit
eineinhalb Jahren geht sie nicht mehr ohne Pfefferspray aus dem Haus.
(Ende des Zitats). Ihr Verdienst und Problematik ist übrigensThema im heutigen Abendprogramm des MDR.
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