Mittwoch, 9. November 2016

Günter Groh als Impressionist?

KUNST & KAFFEE“ mit faszinierender Entdeckung

Noch ist die Ausstellung „Günter Groh in Farbe“ im Kunsthaus bis 20. November zu sehen – und wer einmal einen ‚anderen‘ Groh betrachten möchte, einen Groh mit einer bislang noch nie gezeigten Mal- und Darstellungsweise, der hat nur noch wenige Tage Gelegenheit. Die ehemaligen ‚Groh-Schüler‘ – ob in Nordhausen oder Bleicherode – kennen ‚ihren‘ Groh: schöne Kohlezeichnungen, viel Pastellkreide, die er übrigens überwiegend aus dem damaligen „Westen“ geschickt bekam.
Die meisten Werke mit Darstellungen aus der Region – man könnte eine Art ‚Groh-Heimat-Führer‘ herausgeben, denn die schönsten Sichten aus den Parks der Stadt, die Sehenswürdigkeiten Nordhausens, aber auch die interessantesten Winkel der Umgebung, die zum Erwandern einladenden Ziele – alles ist in dieser Ausstellung zu sehen oder wurde in den vergangenen gezeigt. Was aber bislang weder ausgestellt noch bekannt war, weder der Leiterin des Kunsthauses noch den Ehemaligen, die sich näher mit seinem Werk befassen, sind zwei Frühwerke, die eben nicht in der typischen, fast unverwechselbaren ‚Groh-Manier‘ geschaffen wurden und die jetzt erstmals in der Ausstellung zu sehen sind. Das eine, etwas weniger spektakulär, ein Porträt in Öl, das zweite Bild aber eine echte Überraschung, erst jetzt im Nachlass entdeckt. Ein Porträtbild in impressionistischer Darstellungsweise aus dem Jahr 1949, das von Susanne Hinsching in den Mittelpunkt der Führung im Rahmen von „KUNST & KAFFEE“ gestellt wurde. Nicht nur beim Betrachten wurden Fragen gestellt, sondern auch anschließend bei Kuchen und Kaffee. Wieso hat Günter Groh sich nicht entsprechend weiter entwickelt? Das Potential war doch da! Waren es die Einflüsse seiner Professoren oder die Politik der DDR in der Zeit des Stalinismus? Selbst
wenn man ihn noch fragen könnte, es würde keine endgültige Klärung geben können. Immerhin liegt ein Leben als Lehrer zwischen der Entstehung dieses Werkes und seinem Abschied aus dem aktiven Schaffen, letztendlich bedingt durch seinen Gesundheitszustand. Auch die Aussage, dass seine Frau in der künstlerischen Aussagekraft und Darstellungsweise höher einzuschätzen sei, wurde diskutiert. Die Meinung, dass Günter Groh sein Potential den ‚Mühen der Ebene‘ als Lehrer opferte oder zurücknahm, musste ebenfalls unbeantwortet im Raum stehen bleiben. Ob in weiterer Zukunft eine ähnlich umfassende Schau seines Schaffens zu sehen sein wird, bliebe zu fragen. Noch aber besteht bis zum 20. November die Möglichkeit viele Werke des ‚bekannten‘ Groh zu sehen, aber eben auch zwei des ‚anderen Günter Groh‘. Vielleicht ein Grund mehr für ein kurzfristiges Entschließen zum Besuch vor Schluss dieser besonderen Ausstellung.


Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins

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