Freitag, 27. Mai 2016

Kardinal Marx legt Katholikentagsmotto bei biblischem Impuls in Leipzig aus

Seht, da ist der Mensch“

 Bei einem biblischen Morgenimpuls hat heute (27. Mai 2016) der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, das Leitwort des 100. Deutschen Katholikentags, „Seht, da ist der Mensch“, als Ermutigung und Mahnung für die Menschheit ausgelegt. Die biblische Aussage aus der Passion Jesu verweise nicht oberflächlich auf einen Menschen, sondern fordere auf, den Menschen tiefer zu verstehen. In der Leidensgeschichte Jesu laufe die ganze Menschheitsgeschichte wie in einem Brennglas zusammen: „Jesus, der Mensch, ist Leben, Licht, in ihm ist die Herrlichkeit. In jedem Menschen erkennen wir das Antlitz Gottes. Damit verstehen wir den Satz aus dem Johannesevangelium: ‚Seht, da ist der Mensch‘. Gott begegnet uns im Menschen“, so Kardinal Marx.

Im Wort des Pilatus werde die ganze Wirklichkeit des Menschen aufgerufen. Das sei die Stunde der Wahrheit. Kardinal Marx erinnerte dabei an die Plakatserie zur Vorbereitung des Katholikentags in Leipzig, die großflächig Menschen verschiedener Herkunft und Generationen zeige: „Mit den Plakaten ist uns deutlich gemacht worden, dass wir auf den Menschen schauen müssen. Das fordert auch die Bibel. Jeder Mensch soll in unserem Leben aufleuchten, besonders der, der geschunden und geschlagen ist. Die ganze Wahrheit macht alle und jeden Menschen aus“, sagte Kardinal Marx. Diese ganze Wahrheit bedeute letztlich, dass der Gottesglaube keinen Moment des Menschen ausschließe: „Das gilt vom Sündenfall bis Aleppo, von den größten Errungenschaften des Menschen bis Ausschwitz! Die Wirklichkeit des Menschen muss einen Ort haben. Wenn wir irgendetwas ausklammern, kann der Glaube an Gott nicht bestehen. Wir können nur an einen Gott glauben, der ermöglicht, dass alles aus- und angesprochen wird.“ Darauf verweise das Katholikentagsmotto: „Seht, da ist der Mensch“.


Die Stunde der Wahrheit gelte auch für das Gottesbild des Menschen: „Es kann nicht sein, dass wir Gott als Mittel für unsere Zwecke gebrauchen, für eigene Ideologien nutzen und missbrauchen. Wir können auch auf unsere eigene Geschichte schauen und müssen nicht immer nur auf andere Religionen blicken. Gott zeigt seine uns zugewandte Liebe, weil er in der Person Jesu von Nazareth das Gesicht des Menschen, unseres Bruders angenommen hat“, so Kardinal Marx. In Gott werde die ganze Wirklichkeit des Menschen sichtbar. So erhalte der Mensch immer eine Perspektive der Hoffnung, trotz aller Gewalt und Verfolgung. Der christliche Glaube sei dabei nie etwas Exklusives: „Wir sind die Boten der Botschaft, dass Gott sich mit jedem Menschen verbunden hat. Jeder ist Kind Gottes, darauf müssen wir unser Handeln und Denken ausrichten. Jeder Mensch gehört in diese Perspektive hinein. Wir können nie von Gott reden, ohne zugleich vom Menschen zu sprechen“, betonte Kardinal Marx.
Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am 27.05.16

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