Sonntag, 17. März 2013

Ticken Frauen wirklich anders?


Bei der Aufarbeitung eines Zeitungsstapels der „Thüringer Allgemeine“ stieß ich unter anderen auf die Lokalseiten vom 08.03.2013, in denen es um den Frauentag geht. Und ich muss mir wohl wieder einmal eingestehen, dass ich eine falsche Vorstellung vom Sinn dieses Tages habe. Wenn ich nämlich lese, was die Pressesprecherin des Landratsamtes, Jessica Piper, dazu sagt: „Ich hab' gar keine echte Frauentagserfahrung. Früher sollen da ja tolle und lange Feten gefeiert worden sein. In Betrieben und Verwaltungen“. Um gleichzeitig zu werben: „Die Landrätin und das Frauennetzwerk bieten dafür heute einiges an in Nordhausen. Kommen Sie doch alle vorbei, es lohnt sich“ wirbt die junge Blondine, heißt es da. Das also war und ist der eigentliche Sinn des Frauentages? Ich hatte da eigentlich eine andere Vorstellung. Aber wie gesagt. . .

In Bildern werden dann also auf dieser Lokalseite 4 Frauen vorgestellt, zu denen es im einführenden Text heißt, dass es den Internationalen Frauentag seit 102 Jahren gibt, an dem Frauen für ihre Rechte kämpfen. „Bis heute sind sie den Männern nicht gleichgestellt, haben einen niedrigeren Stundenlohn als Männer, kaum Führungspositionen und stellen Dreiviertel der Teilzeitbeschäftigten – sagen zumindest die Gewerkschaften.“ (Ende des Auszugs). Und da stellt man ausgerechnet vier Frauen in Vollzeitbeschäftigung vor, (ausgenommen vielleicht demnächst Nancy Polte im Autohaus Reisner), die ganz gewiss nicht weniger verdienen wie Männer? Und zumindest im Falle Jessica Piper den Sinn des Frauentages in Feten feiern sehen? Keine guten Beispiele, wenn es um Frauenrechte und Gleichbehandlung von Mann und Frau im Beruf geht, wie ich meine.

Und weil dieser 08. März ja nun mal Internationaler Frauentag ist, fällt mir angesichts der vier Chefinnen (nach TA-Version) eine global sehr viel bekanntere Chefin ein, die jüngst in Amerika ein Buch herausbrachte ("Lean in: Frauen und der Wille zum Erfolg" ), das enormes Aufsehen hervorrief: Sheril Sandberg, Geschäftsführerin von Facebook. Die zwar eine der reichsten Frauen ist – sich also um gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit wirklich keine Sorgen machen muss – aber ihren Geschlechtskolleginnen in ihrem Buch rät, endlich alles für ihre Karriere zu tun. Dabei empfielt sie ihnen konkret: Heiratet den richtigen Mann, einen, der wirklich die Hälfte im Haushalt übernimmt und die Hälfte der Kindererziehung. Verbringt weniger Zeit mit euren Kindern, die kommen auch so klar. Arbeitet an euren Karrieren, ruft „hier", wenn es um die Verteilung von Posten geht. Sie sieht den Hauptgrund der Unterschiedlichkeit in den Karrieren bei den Frauen selbst. Die sie für zu zögerlich hält, wenn es um ihre Positionen im Job geht. Weil es ihnen an Selbstbewusstsein und am Willen fehle, Verantwortung zu übernehmen.

Auf gemeinter Lokalseite der TA findet sich ein Zitat der Staatssekretärin Inge Klaan, dessen erster Teil lautet: „Frauen ticken anders als Männer“. Das muss wohl so sein, gerade sie aber ist meiner Meinung nach gerade ein Beispiel dafür, dass Frauen – neben absoluter Fachkompetenz - genug Selbstbewusstsein und den Willen haben, Verantwortung zu übernehmen. Ist sie und sind die Frauen, die da vorgestellt sind, die Ausnahme? Irgendwo in diesem Zusammenhang las ich, dass Frauen natürlich in ihrem Karrierestreben (auch) ganz oben ankommen wollen. Aber auch nicht bereit sind, für den Job das Privatleben zu opfern. Was also wollen Frauen wirklich? Schaut man sich an, dass in Deutschland bei jungen Frauen – und jungen Männern - Raum und Zeit für die Familie immer wichtiger wird, kommen Zweifel auf. Und es stellt sich die Frage: Was zählt mehr - die persönliche Lebensplanung oder der Kampf für Geschlechtergerechtigkeit? Wie also ticken Frauen wirklich? Ich weiß es nicht, obwohl ich Vater dreier Töchter mit unterschiedlichen Karrieren und Lebensplanungen bin. Meine grundsätzliche Auffassung zu Frauen in Familie, Gesellschaft und Beruf ist dabei jedenfalls ganz klar: völlige Gleichstellung und -behandlung. Und was den Internationalen Frauentag betrifft: in seinen Anfängen war er meines Wissens eng verknüpft mit der Sozialistischen ArbeiterInnenbewegung, von der er sich aber über die Jahre von ideologischen und parteipolitischen Einflüssen löste. Und wurde schließlich, nach Jessica Piper, zu einem Tag, an dem Frauen tolle Feten feiern. So jedenfalls liest es sich in der „Thüringer Allgemeine“ vom 8.März 2013.

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