Bei der Aufarbeitung eines
Zeitungsstapels der „Thüringer Allgemeine“ stieß ich unter
anderen auf die Lokalseiten vom 08.03.2013, in denen es um den
Frauentag geht. Und ich muss mir wohl wieder einmal eingestehen, dass
ich eine falsche Vorstellung vom Sinn dieses Tages habe. Wenn ich
nämlich lese, was die Pressesprecherin des Landratsamtes, Jessica
Piper, dazu sagt: „Ich hab' gar keine echte Frauentagserfahrung.
Früher sollen da ja tolle und lange Feten gefeiert worden sein. In
Betrieben und Verwaltungen“. Um gleichzeitig zu werben: „Die
Landrätin und das Frauennetzwerk bieten dafür heute einiges an in
Nordhausen. Kommen Sie doch alle vorbei, es lohnt sich“ wirbt die
junge Blondine, heißt es da. Das also war und ist der eigentliche
Sinn des Frauentages? Ich hatte da eigentlich eine andere
Vorstellung. Aber wie gesagt. . .
In Bildern werden dann also auf dieser
Lokalseite 4 Frauen vorgestellt, zu denen es im einführenden Text
heißt, dass es den Internationalen Frauentag seit 102 Jahren gibt,
an dem Frauen für ihre Rechte kämpfen. „Bis heute sind sie den
Männern nicht gleichgestellt, haben einen niedrigeren Stundenlohn
als Männer, kaum Führungspositionen und stellen Dreiviertel der
Teilzeitbeschäftigten – sagen zumindest die Gewerkschaften.“
(Ende des Auszugs). Und da stellt man ausgerechnet vier Frauen in
Vollzeitbeschäftigung vor, (ausgenommen vielleicht demnächst Nancy
Polte im Autohaus Reisner), die ganz gewiss nicht weniger verdienen
wie Männer? Und zumindest im Falle Jessica Piper den Sinn des
Frauentages in Feten feiern sehen? Keine guten Beispiele, wenn es um
Frauenrechte und Gleichbehandlung von Mann und Frau im Beruf geht,
wie ich meine.
Und weil dieser 08. März ja nun mal
Internationaler Frauentag ist, fällt mir angesichts der vier
Chefinnen (nach TA-Version) eine global sehr viel bekanntere Chefin
ein, die jüngst in Amerika ein Buch herausbrachte ("Lean in:
Frauen und der Wille zum Erfolg" ), das enormes Aufsehen
hervorrief: Sheril Sandberg, Geschäftsführerin von Facebook. Die
zwar eine der reichsten Frauen ist – sich also um gleiche Bezahlung
bei gleicher Arbeit wirklich keine Sorgen machen muss – aber ihren
Geschlechtskolleginnen in ihrem Buch rät, endlich alles für ihre
Karriere zu tun. Dabei empfielt sie ihnen konkret: Heiratet den
richtigen Mann, einen, der wirklich die Hälfte im Haushalt übernimmt
und die Hälfte der Kindererziehung. Verbringt weniger Zeit mit euren
Kindern, die kommen auch so klar. Arbeitet an euren Karrieren, ruft
„hier", wenn es um die Verteilung von Posten geht. Sie sieht
den Hauptgrund der Unterschiedlichkeit in den Karrieren bei den
Frauen selbst. Die sie für zu zögerlich hält, wenn es um ihre
Positionen im Job geht. Weil es ihnen an Selbstbewusstsein und am
Willen fehle, Verantwortung zu übernehmen.
Auf gemeinter Lokalseite der TA findet
sich ein Zitat der Staatssekretärin Inge Klaan, dessen erster Teil
lautet: „Frauen ticken anders als Männer“. Das muss wohl so
sein, gerade sie aber ist meiner Meinung nach gerade ein Beispiel
dafür, dass Frauen – neben absoluter Fachkompetenz - genug
Selbstbewusstsein und den Willen haben, Verantwortung zu übernehmen.
Ist sie und sind die Frauen, die da vorgestellt sind, die Ausnahme?
Irgendwo in diesem Zusammenhang las ich, dass Frauen natürlich in
ihrem Karrierestreben (auch) ganz oben ankommen wollen. Aber auch
nicht bereit sind, für den Job das Privatleben zu opfern. Was also
wollen Frauen wirklich? Schaut man sich an, dass in Deutschland bei
jungen Frauen – und jungen Männern - Raum und Zeit für die
Familie immer wichtiger wird, kommen Zweifel auf. Und es stellt sich
die Frage: Was zählt mehr - die persönliche Lebensplanung oder der
Kampf für Geschlechtergerechtigkeit? Wie also ticken Frauen
wirklich? Ich weiß es nicht, obwohl ich Vater dreier Töchter mit
unterschiedlichen Karrieren und Lebensplanungen bin. Meine
grundsätzliche Auffassung zu Frauen in Familie, Gesellschaft und
Beruf ist dabei jedenfalls ganz klar: völlige Gleichstellung und
-behandlung. Und was den Internationalen Frauentag betrifft: in
seinen Anfängen war er meines Wissens eng verknüpft mit der
Sozialistischen ArbeiterInnenbewegung, von der er sich aber über
die Jahre von ideologischen und parteipolitischen Einflüssen löste.
Und wurde schließlich, nach Jessica Piper, zu einem Tag, an dem
Frauen tolle Feten feiern. So jedenfalls liest es sich in der
„Thüringer Allgemeine“ vom 8.März 2013.
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