Eigentlich gehörte mir Asche aufs Haupt gestreut, weil mir Elton Jones zwar als Sänger und Komponist bekannt ist, nur gehörte seine Musik nicht in das Genre, das mich anspricht. Vermeintlich, denn mir wird plötzlich nach dem gestrigen Erlebnis des Musicals „Aida“ bewusst, dass ich in der Vergangenheit ja noch nicht einmal ernstlich versuchte, mich mit seinem künstlerischen Repertoire näher zu befassen. Und bin nun froh, dass mich dieses Musical anregt, Versäumtes nachzuholen.
Damit aber war auch zunächst die Frage verbunden, was Elton Jones mit „Aida“ zu tun hat, die ich natürlich als Oper von Verdi bestens kenne. Nun weiß ich auch das – und bin begeistert. Einmal von der Inszenierung dieses Musicals selbst, und natürlich der Tatsache, dass das Theater Nordhausen ein so geartetes Stück auf die Bühne zu bringen vermag. Dank dafür gebührt den Intendanten Lars Tietje und seinem gesamten hauseigenem Ensemble, das Schauspieler wie Patrick Stanke (als Radames) oder auch Femke Soetenga (als Amneris) nach Nordhausen brachte. Es sind nur Beispiele, denn eigentlich müsste man alle Namen aufzählen, die gestern in der Premiere, und in allen folgenden Aufführungen unter der Regie von Iris Limbarth in ihren Rollen nicht nur überzeugten, sondern teilweise auch wirklich brillierten.
Nun bin ich kein Theaterrezensent, dem oder der es noch vorbehalten ist, diese Inszenierung in allen ihren Details zu beurteilen. Ebenso wenig aber bin ich Enthusiastiker, der schon in Beifall ausbricht, wenn sich der Vorhang auf der Bühne auch nur bewegt (Beginn des zweiten Aktes). Ich kenne das Nordhäuser Publikum als allgemein beifallfreudig, mitunter sogar enthusiastisch, was sich gestern einmal mehr zeigte. Berechtigt sogar, unter Berücksichtigung der Gesamtleistung von Schauspielern, Sängern und Orchester (unter Leitung von Michael Ellis Ingram). Die mir etwas kompliziert scheinenden Texte von Tim Rice bedurften der raschen Verinnerlichung, um sie mit der jeweiligen Handlung in Einklang zu bringen. Ansonsten empfand ich keine Schwachstellen, wohl aber zahlreiche Höhepunkte, die im Laufe der Handlung effektvoll zum Ausdruck kamen.
Einem Handlungsverlauf übrigens, der sich innerhalb einer sehr nüchternen, zweckmäßigen Bühnenausstattung vollzieht. Es ist die Geschichte der Liebe des jungen ägyptischen Heerführers Radames zu der Sklavin Aida, die er von einem Feldzug gegen Nubien mitbrachte. Und von der er zunächst nicht weiß, dass sie die Tochter des Nubierkönigs Amonasro ist. Einer Liebe, die es nicht geben darf, und die letztlich auch tragisch endet. Schon weil der Pharao Radames mit seiner Tochter Amneris zu verheiraten gedenkt. Und er nach seinem Tod Pharao werden soll. Es entspinnt sich ein Ränke- und Intrigenspiel großen Ausmaßes, in dem letztlich Radames und Aida die Verlierer sind. Aufschlussreich fand ich in diesem Zusammenhang die Wandlung der Pharaonentochter Amneris von einer verwöhnten und in Radames verliebten jungen Frau zu einer durch die Entsagung Radames gereiften Richterin über die unglücklich verliebten Radames und Aida. Die sie zwar vor der Hinrichtung rettet, aber zum gemeinsamen Tod durch Einmauern in einer gemeinsamen Gruft. verurteilt.
Es böte sich an, auf den Handlungsverlauf näher und qualifizierter einzugehen, doch soll das – wie bemerkt – einer professionellen Rezension überlassen sein. Zunächst wenigstens, denn manchmal ist man danach schon angeregt, eigene Eindrücke dagegen zu setzen. Oder zu ergänzen. Der Gesamteindruck jedenfalls war begeisternd und ist nachhaltig. Was ja auch durch öfteren Szenenbeifall und am Schluss durch stürmischen lang anhaltenden Applaus des Publikums allgemein so empfunden worden sein dürfte. Anerkennung dem Theater Nordhausen für dieses Erlebnis.
Fotos: Roland Obst
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