Donnerstag, 21. März 2013

Endet nun die Treibjagd auf Christian Wulff?


Mit dem denkbar spärlichsten Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und der Absicht, das Verfahren im Falle des einstigen Bundespräsidenten gegen angemessene Auflagen einzustellen, stellt sich mir als aufgeschlossenen Zeitgenossen schon die Frage, was denn nun wirklich Hintergrund einer Medien-Berichterstattung war, die das Bild Christian Wulffs in einem so diffusen Licht erscheinen ließ, dass man geradezu den Eindruck gewinnen musste, als handele es sich bei ihm um einen ausgesprochenen Schmarotzer der gehobenen Gesellschaft, der Maß und Ziel verloren hat.

Mir fällt im Moment in übertragenem Sinne der Spitzenkandidat der SPD für die Bundestagswahl 2013, Peer Steinbrück ein, von dem gerade eine Zeitung über eine neue Affäre berichtet. Und Steinbrück des Diebstahls bezichtigt. Weil er sich anlässlich einer Pressekonferenz in Berlin von Parteichef Gabriel ein Hustenbonbon erbat. Und dieser ihm die Packung bot, um ihm ein Bonbon entnehmen zu lassen. Und Steinbrück diese ganze Packung einsteckte. Große Balkenüberschrift in der „Rheinischen Post“: „Kanzlerkandidat bestiehlt SPD-Chef Gabriel“. Und Leser, die sich in der Manier einer Boulevardzeitung mit Überschriften zufrieden geben, müssen empört sein: Ist Steinbrück nun zum Schnorrer verkommen?

Ähnlich erging es in Christian Wulff: wer einmal ins Visier der Presse gerät, hat es nicht leicht, unbeschadet davon zu kommen, wenn er diese mal verärgert hat. Und Wulffs größter Fehler scheint gewesen zu sein, dass er wohl meinte, mit der Presse ein Verhältnis aufbauen und unterhalten zu können wie mit seinen betuchten Freunden und Bekannten um ihn herum: man arrangiert sich. Ein verhängnisvoller Fehler, der allein schon und ohne wirkliche konkrete Gründe sein Schicksal besiegelte.

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