Mit dem denkbar spärlichsten Ergebnis
der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und der Absicht, das
Verfahren im Falle des einstigen Bundespräsidenten gegen angemessene
Auflagen einzustellen, stellt sich mir als aufgeschlossenen
Zeitgenossen schon die Frage, was denn nun wirklich Hintergrund einer
Medien-Berichterstattung war, die das Bild Christian Wulffs in einem
so diffusen Licht erscheinen ließ, dass man geradezu den Eindruck
gewinnen musste, als handele es sich bei ihm um einen
ausgesprochenen Schmarotzer der gehobenen Gesellschaft, der Maß und
Ziel verloren hat.
Mir fällt im Moment in übertragenem
Sinne der Spitzenkandidat der SPD für die Bundestagswahl 2013, Peer
Steinbrück ein, von dem gerade eine Zeitung über eine neue Affäre
berichtet. Und Steinbrück des Diebstahls bezichtigt. Weil er sich
anlässlich einer Pressekonferenz in Berlin von Parteichef Gabriel
ein Hustenbonbon erbat. Und dieser ihm die Packung bot, um ihm ein
Bonbon entnehmen zu lassen. Und Steinbrück diese ganze Packung
einsteckte. Große Balkenüberschrift in der „Rheinischen Post“:
„Kanzlerkandidat bestiehlt SPD-Chef Gabriel“. Und Leser, die sich
in der Manier einer Boulevardzeitung mit Überschriften zufrieden geben, müssen
empört sein: Ist Steinbrück nun zum Schnorrer verkommen?
Ähnlich erging es in Christian Wulff:
wer einmal ins Visier der Presse gerät, hat es nicht leicht,
unbeschadet davon zu kommen, wenn er diese mal verärgert hat. Und
Wulffs größter Fehler scheint gewesen zu sein, dass er wohl
meinte, mit der Presse ein Verhältnis aufbauen und unterhalten zu
können wie mit seinen betuchten Freunden und Bekannten um ihn herum:
man arrangiert sich. Ein verhängnisvoller Fehler, der allein schon
und ohne wirkliche konkrete Gründe sein Schicksal besiegelte.
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