Mittwoch, 28. November 2012

Solisten, Chor und Orchester brillierten gleichermaßen im 3. Sinfoniekonzert


 Der Aufführung des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelsohn Bartholdy am vergangenen Sonntag im Theater Nordhausen ging in dessen Foyer eine Einführung voraus, bei der GMD Markus Frank durch die Art seines Vortrags bei den Zuhörern eine ausgesprochen hohe Erwartungshaltung hervorrief, in der sie dann im großen Saal des Hauses ihre Plätze einnahmen. Ob diese Erwartung dann auch erfüllt wurde, ist der folgende Rezension Christel Laudes zu entnehmen. Wobei mir die Bemerkung ein Bedürfnis ist, dass Christel Laudes Einschätzung musikalischer Werke ein so hohes Maß an Kompetenz beinhaltet, dass ich immer wieder Hochachtung empfinde. Und mich glücklich schätze, zu ihrem Bekanntenkreis zu gehören. Wenn mir dabei auch mein eigenes recht bescheidenes Urteilsvermögen bewusst wird. Auch angesichts der folgenden Rezension:

Der „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy ging nach umjubelter Uraufführung 1846 in Birmingham als eines der bedeutendsten Oratorien in die Musikgeschichte ein. In diesem Werk knüpft der Komponist an die großen Traditionen dieses Genre, vor allem von Joh. Seb. Bach, an, verbindet es aber mit den musikalischen Mitteln seiner Zeit und seinem eigenen  Kompositionsstil. Dieser „Elias“ stand auf dem Programm des 3. Sinfoniekonzertes im Theater Nordhausen. Auch hier erlebte das Publikum eine wahrhaft überwältigende Aufführung, die am Ende mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. Die packende szenische Dramatik des Stoffes und dessen mitreißende musikalische Umsetzung durch die Chöre, Solisten und das Orchester sorgten für wohlverdiente Bravorufe. 
Bravo Nr.1 galt dem großen Chor, in dem sich die Stimmen von ca. 90 Sängerinnen und Sängern der Nordhäuser Kantorei sowie des Opernchores und des Extrachores des Theaters vereinten und zu einem einzigen homogenen Klangkörper verschmolzen. Besondere Anerkennung verdienen Michael Kremzow und Elena Pierini für die Einstudierung. Vom ersten Chorsatz „Hilf, Herr! Willst du uns denn gar vertilgen?“ an bis zum abschließenden „Amen“ vollbrachte der Chor eine enorme stimmliche Leistung und wurde selbst nach 2 Stunden Gesang nicht müde. Ob in der Rolle des Volkes, oder der Propheten des Baal, ob im Zwiegespräch mit Elias, ob reflektierend oder kommentierend, ob schreiend, bittend oder tröstend, immer wusste der Chor die Dramatik des Augenblicks überzeugend zu interpretieren.
Bravo Nr.2 verdiente das Loh- Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten GMD Markus L. Frank, das die sichere Stütze der Aufführung war. Weich in den hohen Streichern, fundamental, an den Generalbass der Bachschen Oratorien erinnernd, in den Celli und Kontrabässen, sowie strahlend in den Blech- und warm in den Holzbläsern erzeugte es einen ausgewogenen Orchesterklang und gestaltete sehr einfühlsam. Es hielt sich zugunsten der Solisten zurück oder trieb die Dramatik der Handlung voran, ließ Regen und Feuer fast tonmalerisch erscheinen, setzte klangliche Akzente. 
Bravo Nr.3 gehörte den Trägern der Handlung, den Gesangssolisten. Herauszuheben sei hier das A-capella-Terzett mit Elisabeth Wimmer a.G., Sabine Mucke und Anja Daniela Wagner.
Das Doppelquartett mit 4 Frauen- und 4 Männerstimmen ist eine musikalische Besonderheit, es verkörpert die himmlische (Frauen) und die irdische (Männer) Welt, formell erinnert es an die Doppelchörigkeit in den Oratorien Bachs. Ebenso gibt es Parallelen zu den dortigen Evangelisten in der Gestalt des Obadjah, sicher gestaltet durch Marian Kalus.
Ein Extra-Bravo hat sich Kai Günther in der Rolle des Elias ersungen. Es ist ihm in hervorragender Weise gelungen, die ganze Widersprüchlichkeit und Wandlung dieser Figur aus dem Alten Testament zu interpretieren. Stimmgewaltig verkörpert er das Böse, wenn er die Propheten des Baal töten lässt, aggressiv als Rächer in der „Hammer-Arie“ singt er die Koloraturen, unter die Haut geht sein Gesang, wenn er resignierend als gebrochener Mann gesteht „Es ist genug“, ergreifend durch das Cello begleitet.
Aber Elias wird die Gnade Gottes erfahren und den Blick auf den Messias richten.
Souverän über allen stand jedoch Markus L. Frank, der das Werk mit sicherer Hand führte und damit für ihn ein letztes Extra-Bravo.
Am 14.12.2012 wird es den „Elias“ im Theater Nordhausen noch einmal geben, es wird hoffentlich nicht das letzte Mal sein.
Christel Laude

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