Der Info-Mappe, die man am Eingang zum Bürgersaal erhielt entnahm ich, dass zu dieser Veranstaltung Einladungen verschickt wurden, die mit einem Teilnahmeabschnitt versehen waren. Ich gehörte also nicht zu den Empfängern einer solchen Einladung, man hielt mich dafür wohl für nicht sachkundig oder kompetent genug.
Sollte es so gewesen sein, wäre das nicht einmal unzutreffend. Das war allerdings der Grund, dass ich diese Veranstaltung mit einer unrichtigen Vorstellung besuchte, war ich doch der Meinung, es ginge um (aktuelle) Veränderungsprozesse in der Zeitungs- und Nachrichtendienst-Landschaft oder um Journalismus. Themen, über die ja derzeit in den Medien viel berichtet und diskutiert wird. Das aber war ganz und gar nicht Thema dieser Veranstaltung, denn da ging es also um Kommunikation in der Bürgergesellschaft. Und das in einer digitalen Medienwelt.
Und die scheint sich in Nordhausen mit dem offenen Kanal und den Online-Zeitungen recht gut entwickelt zu haben. Zu ersteren kann ich zwar nichts sagen, ich nutze ihn nicht. Wohl aber kenne ich die Nordhäuser Online-Zeitung (nnz), dessen Herausgeber ich sogar für den Lokaljournalistenpreis 2011 der Konrad-Adenauer-Stiftung vorgeschlagen hatte. Dass er unberücksichtigt blieb, mag an der Entwicklung gelegen haben, die die nnz in jüngerer Zeit in Richtung digitale Kommunikationsplattform für die Bürgergesellschaft nahm. Also den speziellen lokalen Charme entwickelte, von dem im Einladungstext die Rede ist.
Dass ich den Anschluss an diese Entwicklung verloren habe, wurde mir einmal mehr bewusst während des Impulsreferats der Vertreterin von Jochen Fasco (TLM), die da eine Menge Fachbegriffe verwendete, die ich noch nicht einmal dem Namen nach kenne, viel weniger deren Bedeutung. Und wenn ich im Einladungstext zu dieser Veranstaltung lese, dass die neuen Medien (bei denen jene Begriffe offenbar schon Allgemeingut sind) das Repertoire der Bürger, sich zu informieren, sich auszutauschen erweitern und neue Möglichkeiten politischer Mitwirkung schaffen, dann stelle ich für mich fest, dass ich nicht unbedingt auf dieses Repertoire angewiesen bin, um mich in politischer Hinsicht zu informieren und mitzuwirken.
Spätestens aber das Interview mit Dr. Klaus Zeh – soweit ich es verfolgen konnte – ließ mir bewusst werden, dass ich nicht zu der in dieser Veranstaltung gemeinten Bürgergesellschaft gehöre, denn da wurden Soziale Netzwerke erwähnt und die Art der Kommunikation. Und ich bin bei keinem dieser Netzwerke Mitglied. Ohne dabei bisher das Gefühl zu haben, etwas zu versäumen oder weniger informiert zu sein. Und wenn ich die durchweg anonymen Kommentare in der Online-Zeitung lese, vermag ich mir vorzustellen, in welcher Art und auf welchem Niveau Kommunikation in manchen dieser Netzwerke gepflegt wird. Dr. Zeh meinte zwar im Interview, er könne und würde als Mitglied bei Facebook sondieren, nur habe ich noch nicht einmal das Bedürfnis, Freund oder Nutzer (Dr. Zeh stellte klar) bei Facebook zu werden. Ich meine, zur Kommunikation – wie auch zur Kommentierung – gehöre sowohl in einem dieser Netzwerke, aber auch in einer Online-Zeitung, ein gewisses Maß an Kultur, abgesehen von wenigstens einem Minimum an Sach- und/oder sozialer Kompetenz und Selbsteinsicht. Wer das Bedürfnis hat, im Internet zu kommunizieren, soll das tun, ich habe dieses Bedürfnis jedenfalls nicht.
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