Samstag, 12. Mai 2012

Selbst der Himmel schien zu trauern


Das Wetter am gestrigen Freitag versprach zunächst schön zu werden, trübte sich dann aber doch ein und verhieß den Vorbereitungen zur Verabschiedung Peter Lauckes, des Instrumentendoktors, in der Kurzen Meile, kein gutes. Gelingen. Tatsächlich begann es dann auch zu regnen, was eine Verlegung des Programms in die Blasii-Kirche ratsam erscheinen ließ.

Selbst der Himmel also schien zu trauern über den Wegzug des Peter Laucke nach Leipzig. Eines Mannes, der zwar nicht erst durch die Veranstaltungen, die er seit Bestehen dieser Kurzen Meile dort organisierte, bekannt wurde. Aber sicher doch durch sie eine Popularität erlangte, die nun mit sich brachte, dass in der oberen Altstadt in und an vielen Geschäften Plakate aushingen, auf denen Peter Dank gesagt und zur gestrigen Abschiedsparty in diese Kurze Meile eingeladen wurde.

Mir wird Peter Laucke nicht nur als Inhaber eines Musikgeschäftes innerhalb dieser Kurzen Meile in Nordhausen, als „Instrumentendoktor“ und als Organisator vieler musikalischer Veranstaltungen im Gedächtnis bleiben, sondern als Mensch, mit dem man unvoreingenommen ins Gespräch kommen konnte und der mich gestern an das tags zuvor miterlebte Künstlergespräch mit Andrea Streit und Susanne Hinsching im Kunsthaus Meyenburg zum Thema „Heimat“ erinnerte. Nach dem dieser Begriff ein Gefühl ausdrückt, losgelöst von Räumlichkeiten, dafür aber von Menschlichkeit, Kontaktfähigkeit und Akzeptanz. In der Kurzen Meile mit Peter Laucke, dem „Eine-Welt-Laden“ und Pfarrer Peter Kube bildete sich eine solche Atmosphäre, zu der jeder etwas beitragen konnte und kann, der guten Willens ist. Und die dortigen Veranstaltungen vermittelten in noch breiteren Rahmen gesellschaftliche Möglichkeiten, die man nutzen und pflegen konnte.

Nun also sollte Peter Laucke gestern gewürdigt und ihm Dank gesagt werden, im Gespräch sowohl als auch musikalisch in einer Weise, wie das von ihm und einigen Mitstreitern so oft für ein gutwilliges Publikum organisiert worden war. Die Vorbereitungen – einschließlich der Dankplakate – waren umfangreich und ließen viel erwarten. Nur hinderte halt das Wetter, dieses Programm innerhalb der Kurzen Meile auch zu verwirklichen. Weil man ja aber organisatorische Erfahrungen hatte, gelang es, die Veranstaltung kurzerhand in die Blasii-Kirche zu verlegen. Die ein so geartetes Programm sicher noch nie erlebte.

Vor dem Altarraum hatten auf der einen Seite die Musiker des Blasorchesters Nordhausen mit ihrem Leiter Hans Baumeyer Platz genommen, während auf der anderen Seite das Evergreen-Swingtett zunächst ihre Notenständer plazierten und damit zusätzliche Erwartungsatmosphäre schufen. Der zum Auftakt das Blasorchester im Vier-Vierteltakt entsprach. Danach trat Pfarrer Kube vor die gut besetzten Bankreihen und würdigte aus seiner Sicht den Mensch Peter Laucke samt seiner Kreativität und seinem Organisationsfähigkeiten. Ihm folgte erneut das Blasorchester, nachdem sich sein Leiter ganz offiziell mit einem Flaschenpräsent bei Laucke für die gute Zusammenarbeit über die Jahre hinweg bedankt und von ihm verabschiedet hatte. Und dies dann auch noch gesanglich – unterstützt von seinem Orchester – mit „Harzerland, Heimatland“ besiegelte. Eine Umwidmung übrigens vom Egerlandlied.

Dann verabschiedete sich Peter Laucke seinerseits in seiner verbindlichen Art in einer Ansprache von „seinem“ Publikum, wobei er noch einmal das Geschehen innerhalb der Kurzen Meile seit deren Bestehen Revue passieren ließ. Auch die musikalischen wie gesanglichen Interpreten aufzählte. Von denen eigentlich nur die tschechische Blaskapelle „Pichlovanka“bei dieser Veranstaltung fehlte. Das ließ dann aber gleich der ebenso bekannte wie beliebte Theatertenor Peter Ivanov vergessen, der mit einigen italienischen Opernarien sein ausgereiftes Können demonstrierte. Das im Kirchenschiff außerordentlich effektvoll klang und nach Beendigung viel und vollauf verdienten Beifall auslöste.

Und dann waren die Saxophone, Trompete und Posaune des Evergreen-Swingtett's an der Reihe. Der Sound ihrer Instrumente ist bekannt und auch der kam im hohen Gewölbe der Kirche eindrucksvoll zur Geltung. Und die vier Musiker unter der Regie Jochen Wiesners geizten nicht mit Evergreens, zeitlosen Hits und Brodwaymelodien, die hier zwar in diesem Gotteshaus etwas ungewöhnlich ausnahmen, aber keineswegs ihre Wirkung auf die Zuhörer verfehlten. Großer Applaus galt auch ihnen.

Über den weiteren Ablauf vermag ich allerdings nichts offen zu legen, ich musste die Veranstaltung vorzeitig verlassen. Die Besserung des Wetters, der rauchenden Grill und bereitstehende Getränke in der Kurzen Meile ließen allerdings vermuten, dass sich der weitere Verlauf wieder nach dort zurückverlagerte.

Ich kann jedenfalls Peter Laucke und seiner Frau Erika für ihre weitere Zukunft in Leipzig nur alles Gute wünschen. Ob er auch dort noch eine solche Popularität erlangt wie er sie in der Nordhäuser Altstadt erlebte, bleibt abzuwarten. Andererseits – und das sei abschließend bemerkt – scheinen einige entstehende (bauliche) Veränderungen in der Altstadt keine Freude bei ihm ausgelöst zu haben, wie er in seiner Ansprache erkennen ließ. Und wie man aus Aktionen weiß, die er in diesem Zusammenhang organisierte. Und ihm den Wegzug etwas leichter fallen lassen könnten. Er war eben ein eingefleischter Nordhäuser.

Die Konzertreihe in der „Kurzen Meile“wird, wie nnz jüngst berichtete, auch nach dem Wegzug Peter Lauckes weiterleben, denn er hat bereits Nachfolger im Kreis der bisherigen Mitverantwortlichen gefunden. Alles weitere – so heißt es - liegt in guten Händen, die sich schon eine ganze Zeit regen, damit die Freude an dieser Art Innen- und Altstadtkultur erhalten bleibt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen