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Fokus Mittel- und Südosteuropa
DW Newsletter
30.12.2022 | 16:00 UTC
 
was für ein Jahr liegt hinter uns! Und was steht uns noch bevor? Rund um Silvester ist traditionell der Moment, Bilanz zu ziehen und den Blick auf das Kommende zu richten, auch wenn sich die Zeitläufte nicht nach dem Kalender richten und der Jahreswechsel selten eine historische Zäsur darstellt. Vielmehr bildet im zu Ende gehenden Jahr der 24. Februar mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine den entscheidenden Wendepunkt.

Auch in unseren Fokusländern zwischen Ostsee und Schwarzem Meer ist die trügerische Ruhe der vergangenen Jahre vorbei. Die Energiekrise, die Inflation, die Flüchtlinge und die Angst vor einer weiteren militärischen Eskalation bestimmen die Diskurse.
 
Wir haben Sie in den vergangenen Monaten nach Kräften über die wichtigsten Entwicklungen in der Region informiert, in Nahaufnahmen von vor Ort ebenso wie über die transnationalen politischen und militärischen Entwicklungen und Entscheidungen. Dabei richtete sich unser Blick besonders auf die Konsequenzen des Kriegs in und für die Menschen in Mittel- und Südosteuropa, aber auch darauf, wie sich die Regierungen positionierten.

Und wir begleiteten intensiv NATO und EU. Beide stehen vor existentiellen Bewährungsproben. Die bittere Erkenntnis: Europa und das transatlantische Bündnis waren unzureichend auf den Krieg vorbereitet. Und: Ohne die notwendige Einigkeit bleiben die Bündnisse schwach und verwundbar.
 
Verwundbar vor allem an ihrer Ostflanke. Die Konsequenz: Das Zentrum der Aufmerksamkeit Europas und der NATO hat sich nach Osten verschoben. Die baltischen und die Visegrad-Staaten sowie Rumänien und Bulgarien geben den Takt einer neuen europäischen Tektonik vor. Und das Schwarze Meer ist endlich als höchst bedeutsam für die europäische Sicherheitsarchitektur erkannt.
 
Last but not least hat der Krieg uns unsanft vor Augen geführt, dass die Staaten in unserer Nachbarschaft, zu denen sich NATO und EU bisher - wenn überhaupt - nur halbherzig bekannt hatten, besonders verwundbar sind, sei es für politische Ränkespiele, hybride Kriege oder gar imperialistische Ambitionen.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ist vielen europäischen Entscheidungsträgern die direkte Gefährdung der Republik Moldau, Georgiens und der Westbalkanstaaten deutlich geworden. Viele gute und entschiedene Schritte und Unterstützungszusagen sind seitdem erfolgt: Die EU-Einladungen an die Ukraine und die Republik Moldau wie auch der Kandidatenstatus für Bosnien und Herzegowina sind positive Ergebnisse einer neuen EU-Politik.

Zugleich macht das Hin und Her mit Ungarn bezüglich der Hilfsgelder und mit der Türkei bezüglich der NATO-Erweiterung deutlich, dass das Einstimmigkeitsprinzip der Bündnisse Hemmschuh und Schwäche sind und einem entschiedenen Handeln gegenüber Russland immer wieder im Wege steht.
 
Die deutsche Regierung hat sich in diesem ersten Jahr der Ampel-Koalition in der Außenpolitik vom anfänglichen Bremser und Zauderer zum engagierten und entschiedenen Makler in Mittel- und Südosteuropa entwickelt. Das zunächst verspielte Vertrauen in der Ukraine-Politik gewinnt Berlin langsam zurück.

Auf dem Westbalkan zumindest hat sich Deutschland mit viel Diplomatie kraftvoll zurückgemeldet, besonders in der Wiederbelebung des Berliner Prozesses und seinen handfesten Ergebnissen für die Menschen in der Region.
 
Doch die Herausforderungen für Europa sind gewaltig, und die Auswirkungen der russischen militärischen und politischen Aggression werden uns weiter beschäftigen. Die jüngste Eskalation zwischen Serbien und Kosovo war ein gefährliches Indiz dafür, wie schnell gezündelt werden kann und wie geringschätzig die lokalen Akteure auf europäische Diplomatie reagieren.

Erst der massive Druck mit US-Unterstützung und ein fauler Kompromiss führten schließlich zu einer vorläufigen Entspannung. Das fatale Signal: Trotz internationaler Militär- und Polizeimission hat Serbien im Norden Kosovos noch immer jede Menge Einfluss und kann jederzeit die Machtfrage stellen. Ob der erhoffte Durchbruch einer dauerhaften Lösung der Kosovo-Frage 2023 gelingt, ist mehr als ungewiss.
 
All diese Themen werden uns auch im kommenden Jahr begleiten. Was erwarten die Menschen in Mittel- und Südosteuropa 2023? Unsere Korrespondenten haben für Sie in den EU-Ländern zwischen Warschau und Athen nachgefragt. Außerdem haben wir die Wünsche junger Menschen aus den Ländern des Westbalkans für Sie zusammengestellt.
 
Neben den politischen und gesellschaftlichen Aussichten haben wir schon einmal kulturelle Highlights in den Blick genommen. Die drei europäischen Kulturhauptstädte 2023 liegen alle in Mittel- und Südosteuropa: Timisoara/Temeswar in Rumänien, Elefsina in Griechenland und Veszprem in Ungarn.

Zum Jahresausklang stimmen wir Sie mit Texten und Videos auf diese drei spannenden Orte ein, die unbedingt einen Besuch lohnen. Falls Sie also noch Urlaubsziele suchen, finden Sie hier sicher die richtigen Anregungen!
 
Mit diesem Ausblick bedanken wir uns herzlich für Ihr Interesse an unserem Newsletter mit Themen aus unserer Berichterstattung aus und über Mittel- und Südosteuropa. Wir wünschen Ihnen alles Gute für das neue Jahr und hoffen, dass Sie uns auch 2023 als Leserin und Leser verbunden bleiben!

Adelheid Feilcke
Director of Programs for Europe | Programming
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Mittel- und Südosteuropa
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Kriegsangst oder Friedenshoffnung: Was erwarten die Menschen in Mittel- und Südosteuropa von 2023?
Inflation, Energieknappheit, Radikalisierung - Europa steht vor unsicheren Zeiten. Was bewegt die Menschen in Polen, Griechenland, Bulgarien und Rumänien zur Jahreswende? Wir haben uns umgehört.    
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Was wünschen sich junge Leute vom Westbalkan für 2023?
Die Länder des Westbalkans nähern sich der EU an, kämpfen aber noch mit vielen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Junge Menschen aus diesen Staaten reden über ihre Erwartungen und Wünsche für 2023.
 
Kosovo
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Kosovo: Die Barrikaden sind weg, Spannungen bleiben
Drei Wochen hielt die neueste Eskalation zwischen Belgrad und Pristina an. Nun sind die Barrikaden im Norden Kosovos zwar weg, doch ein Fortschritt des Dialogs zwischen Serbien und Kosovo ist nicht in Sicht.    
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Kosovo öffnet Grenzübergang nach Serbien
Zuvor waren nahe gelegene Barrikaden auf serbischer Seite entfernt worden. Der Zwischenfall hatte Befürchtungen vor neuen Zusammenstößen auf dem Balkan ausgelöst.
Artikelbild   Kosovo-Serben bewachen Barrikaden im Auftrag ihres Arbeitgebers: Serbien
Seit Wochen blockieren Angehörige der serbischen Minderheit im Norden Kosovos Straßen und Grenzübergänge nach Serbien - und das nicht immer freiwillig, wie Kosovo-Serben der DW berichten.
Artikelbild   Pulverfass und Propaganda: Was passiert im Norden Kosovos?
Serbien hat kurzzeitig Haubitzen an die Grenze zu Kosovo verlegt. Damit erreichen die kosovarisch-serbischen Spannungen erneut einen gefährlichen Höhepunkt. Internationale Gemeinschaft sucht nach Lösungen.
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Spannung zwischen Kosovo und Serbien eskaliert
Auf dem Balkan schaukelt sich der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo hoch. Serbien hat seine Armee in Alarmbereitschaft gesetzt, Kosovos Reaktion folgte prompt. Serbiens Präsident sendet widersprüchliche Signale.
Artikelbild   Serbien reagiert auf Unruhe in Kosovo
Angesichts der "komplizierten Lage" im Norden Kosovos hat Serbien seine Armee in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Zuletzt hatten sich die Spannungen in der Region wieder verstärkt.
 
Migration in der EU
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EU-Migrationspolitik: 2023 wird mühsam bleiben
Die Suche nach einer solidarischen Asylpolitik geht auch im neuen Jahr weiter. Zwei Lager stehen sich in der EU unversöhnlich gegenüber. Mehr aufnehmen oder noch stärker abschrecken? 
 
Kulturhauptstädte Europas
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Timisoara 2023 - "Shine Your Light!"
Timisoara/Temeswar in Westrumänien wird 2023 Europäische Kulturhauptstadt - zusammen mit Elefsina in Griechenland und Veszprem in Ungarn. Das Motto der multikulturellen Großstadt: Lass dein Licht leuchten!    
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Timisoara - Europäische Kulturhauptstadt 2023
"Es ist an der Zeit, dass auch andere Europäer die Multikulturalität dieser Stadt entdecken", glaubt der Direktor des Deutschen Staatstheaters in Timisoara/Temeswar, Lucian Varsandan. Unter dem Motto "Shine Your Light!" wird die zweitgrößte Stadt Rumäniens 2023 als eine der drei Europäischen Kulturhauptstädte ganz im Rampenlicht stehen. 
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Veszprem 2023 - Der Charme der Provinz am See
Die Vorbereitungen auf die Kulturhauptstadt Europas im ungarischen Veszprem am Balaton laufen auf Hochtouren. Überall sieht man noch Baustellen, doch bald sollen hier Kunst und Kultur regieren.
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Veszprem - Europäische Kulturhauptstadt 2023
Veszprem ist eine der ältesten Städte Ungarns und eine der drei Europäischen Kulturhauptstädte 2023 - neben Elefsina in Griechenland und Timisoara in Rumänien. Für den erwarteten Besucheransturm scheinen die Stadt und die gesamte Region im Norden des Balaton-Sees gut gerüstet zu sein.
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Elefsina 2023 - Mysterien aus Antike und Industrie
Am 4. Februar 2023 feiert Elefsina den Auftakt als Europäische Kulturhauptstadt - die bisher kleinste und älteste unter ihnen. Auf die Besucher wartet ein Mammutprogramm, das mit dem typischen Griechenlandbild bricht.    
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Elefsina - Europäische Kulturhauptstadt 2023
Etwa 20 km westlich von Athen liegt der industrielle Hafenort Elefsina. Hinter der rauen Fassade der Stadt verbergen sich Geheimnisse, die dem Besucher ein Griechenland offenbaren, das alte Gewohnheiten bewusst auf die Probe stellt.
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Reisetipps für die Kulturhauptstädte 2023
Die Auszeichnung "Kulturhauptstadt Europas" ist heiß begehrt. 2023 haben gleich drei Städte den Titel ergattert: Temeswar in Rumänien, Veszprem in Ungarn und Elefsina in Griechenland.    
 
Nachruf
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Philomena Franz (1922-2022) - Deutschlands Mutter Courage
Im Alter von 100 Jahren ist die deutsche Sintiza Philomena Franz gestorben. Verfolgt vom Nazi-Regime, überlebte sie das KZ Auschwitz. Nach 1945 engagierte sie sich als Zeitzeugin und setzte sich für Versöhnung ein.
 
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Philomena Franz: "Ich kann nicht hassen!"
Unter den Nationalsozialisten wurden auch Sinti und Roma systematisch verfolgt und ermordet. Philomena Franz war unter anderem im KZ Auschwitz interniert - und hat überlebt. Nun wird sie 100 Jahre alt.
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Adelheid Feilcke
Director of
Programs for Europe | Programming
T. +49 228 429 - 4101

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