Vertriebenenpolitik
ist Europapolitik
Auf
dem oberschlesischen Sankt-Annaberg wurde am 11. Mai 2019 ein
Jubiläum gefeiert: 25 Jahre Freundschaftsvertrag zwischen dem
Dachverband der deutschen Minderheit in Polen – dem Verband der
deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften (VdG) – und dem
Landesverband des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Thüringen. Zur
gemeinsamen Verbandsratssitzung und zum Festakt mit Frühjahrskonzert
war eine kleine Delegation des BdV Thüringen unter Führung seines
Landesvorsitzenden, dem Bundesvorsitzenden der Ost- und
Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der
Vertriebenen und Flüchtlinge – Egon Primas MdL, nach Polen
gereist.
Empfangen
wurden die Thüringer vom VdG-Vorsitzenden Bernard Gaida, der zur
Veranstaltung auch wichtige lokale Politiker und Würdenträger wie
etwa den Marschall der Woiwodschaft Oppeln Andrzej Buła, die
deutsche Konsulin in Oppeln Birgit Fisel-Rösle, den Abgeordneten der
deutschen Minderheit im polnischen Parlament Ryszard Galla oder den
Präsidenten des Oppelner Landtages Rafał Bartek eingeladen hatte.
Foto:
Schlesien Journal
Auf
der gemeinsamen Verbandsratssitzung sprach Egon Primas, der auch
Mitglied im Präsidium des Bundes der Vertriebenen auf Bundesebene
ist, ein Grußwort. Darin bilanzierte er die 25-jährige
Zusammenarbeit zwischen den Verbänden und machte deutlich, auf wie
vielen Schultern beiderseits der Grenze diese ruhe. Die Thüringer
Seite hätte sich, etwa durch das Engagement von Peter und Susanne
Gallwitz, besonders in der Lehrerausbildung und um den Spracherhalt
verdient gemacht. Bernard Gaida wiederum ging u.a. auf drängende
Anliegen der deutschen Minderheit ein, wie den deutschen
Sprachunterricht, den Aufbau eines Dokumentations- und
Ausstellungszentrum der deutschen Minderheit in Polen sowie die
Aufstockung der Förderung für das Forschungszentrum der Deutschen
Minderheit, wozu jeweils Resolutionen verabschiedet wurden.
Foto:
VdG
Beim
abendlichen Festakt zur Feier des Jubiläums erklärte Primas, es
brauche symbolträchtige Orte wie den Sankt-Annaberg ebenso wie den
Einsatz interessierter und kontaktfreudiger Menschen, um die
Verständigung zwischen den Ländern wurzeln und wachsen zu lassen.
Dort, wo einst Polen gegen Deutsche um die Zugehörigkeit Schlesiens
zu einem der Länder gekämpft hätten, „wo sich das Trennende
einst so manifestiert hat wie hier, achtet man das Verbindende umso
mehr – und ist vielleicht auch dankbarer dafür“, so der
stellvertretende CDU-Landtagsfraktionsvorsitzende. Aus der Verbindung
zwischen den Organisationen werde deutlich, dass moderne
Vertriebenenpolitik Europapolitik sei. Hieraus ergebe sich ein
wichtiger Bildungsauftrag, denn es sei nötig, Heranwachsenden neben
dem Wissen um den Zweiten Weltkrieg und die Nazi-Verbrechen auch das
Wissen um die Vertreibungen und die Lebensbedingungen der
Vertriebenen bzw. der deutschen Minderheiten in den kommunistischen
Unrechtsregimen zu vermitteln. „Mit unserer gelebten Freundschaft
über die Grenzen hinweg, mit unseren gemeinsamen Projekten wie etwa
der jährlichen Schülerfreizeit tun wir unseren Teil dazu, dies in
den Köpfen der nachwachsenden Generationen zu verankern“, so
Primas abschließend.
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