Donnerstag, 20. Juni 2013

Stilvolles in der Burg

Im Folgenden erzähle ich als Journalist, der nun mal aus physischen Gründen auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, von einem (erneuten) Besuch der Burg Großbodungen und deren Galerie. Mittels Auto kann man es natürlich sehr viel einfacher und effektvoller haben, braucht man sich dann ja nur an den Öffnungszeiten der Burg orientieren, und nicht auch noch an den Abfahrtszeiten eines Omnibusses. Und das
sollte man dann auch nutzen. Es lohnt sich.

In meinem Eintrag am 08.06.13 berichtete ich von einem Besuch der Burg Großbodungen und den letzten Vorbereitungen in der Galerie zur Ausstellung „Inspiration Barock – Kunsthandwerk im Stil der alten Meister“ von Olaf Frenzel. Aufmerksam geworden durch eine Pressemitteilung der Burg, beeindruckten mich die zugehörenden Bilder einiger Ausstellungsstücke und ließen mich die Teilnahme an der Vernissage am Sonntag, den 09.06. mittels ÖPNV sondieren. Um einsehen zu müssen, dass mir eine solche Teilnahme nicht möglich ist. Immerhin konnte ich erste Kontakte knüpfen und wenigstens das Cafè in der Kemenate kennenlernen. Und nahm gute Eindrücke mit.

Erneut also nutzte ich heute den ÖPNV und besuchte die Ausstellung in der Galerie der Burg. Bescherte mir der Samstag-Fahrplan am 08.06. stundenlange Wartezeiten für die Rückfahrt, bringt der Wochentags-Fahrplan, also heute, eher umgekehrt eine eng bemessene Aufenthaltszeit in der Galerie der Burg mit sich, die genutzt werden will: einmal für eine stilvolle Einstimmung im Cafè in der Kemenate, die nicht sichtbar oder konstruiert ist, sondern sich in einer freundlich-heiteren Atmosphäre dem erschließt, der dafür empfänglich ist. Und die den Besucher begleitet, so lange er sich in Burg und Kemenate aufhält. Die in der ebenso freundlichen Begrüßung durch die Gastgeberin, Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen - zugleich der gute Geist des Hauses – eine durchaus perönliche Note erhält. Und dadurch schon während der Zeit bis zur Galerieöffnung um 14.00 Uhr (Mittwoch bis Sonntag) ein Verweilen in dem gepflegten (lauschigen) Gastgarten mit einem angepassten Kaffee-Gedeck leicht fallen lässt. Man sollte sie auch sonst gelegentlich auf sich wirken lassen.

Und dann öffnete also eine Ausstellung, in der ich bestätigt fand, was die Vorschau und der Programmflyer in Aussicht stellte: ausgereifte filigrane und bis ins Feinste geformte und gestaltete Kunst. Eines Mannes, der Autodidakt ist (oder sein will), und als das einfach Fantastisches in Stil und künstlerischer Gestaltung schafft. Stilistisch hält sich Frenzel dabei an die Zeit des Barock, eines Stils, der – ähnlich der Architektur – heute schon aus ökonomischen Gründen – professionell zumindest nicht mehr gefertigt wird. Sie bleibt tatsächlich Individualisten und Autodidakten vorbehalten, die sie vornehmlich aus Liebhaberei und Liebe zum Detail ausüben. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch verständlich, dass Frenzel bei vielen seiner Kunstwerke nicht nur von dem „Grünen Gewölbe“ in Dresden inspiriert wurde und wird, sondern auch Lieferant des Museumshops des „Grünen Gewölbes“ ist. Die Preise (auch zwischen den hier offerierten und jenen in Dresden) für Frenzels Kunstwerke lassen es offenkundig werden. Dazu heißt es im Informationsaushang zu dieser Ausstellung, dass alle ausgestellten Arbeiten zum Verkauf stehen. Und trotz Ausgestaltung mit Perlen,
Korallen und Edelsteinen einige der Arbeiten sogar zum praktischen Gebrauch geeignet sind. Stil also auch für den Erwerb und für Zuhause.


Die Gestaltung der Ausstellung In der Galerie in der Burg bietet den Besucher jedenfalls alle Möglichkeiten, sich detailliert mit den Bildern (Photographien) und Exponaten des Olaf Frenzel vertraut zu machen. Und die feingliedrigen, filigran gestalteten Arbeiten regen geradezu an, der Ausgestaltung der Ausstellung in seiner Systematik zu folgen: in Vitrinen sieht man die die zum Teil exotischen Naturprodukte, die Frenzel (wie schon seine frühen Vorgänger) für seine Kunstwerke verwendet, u.a. Muscheln, Perlen, Schneckengehäuse, Gehörne von Kultur- aber auch Wildtieren uam. Und eben auch das, was Frenzel in seiner Freizeit daraus fertigt. Dabei ist angesichts der ausgereiften Feinarbeit seiner Kunstwerke verwunderlich, dass Frenzels berufliche Ausbildung und Tätigkeit die eines Schlossers ist: Uhrmacher oder Feinmechaniker
würde man eher vermuten. Erzählt doch schon Frenzels Mutter, dass Olaf bereits in Kindesalter am liebsten bastelte und filigran gestaltete. Man könnte sich Überlegungen dieser oder ähnlicher Art hingeben angesichts dessen, was da an wirklich ausgereiften Kunstwerken in Vitrinen und auf Podesten zu sehen ist, dabei ins Schwärmen kommen und dabei verweilen. Die Zeit reichte indessen nur, um sich einen ersten Überblick zu schaffen, der ÖVPN- Anschluss ließ mehr nicht zu. Ich verließ deshalb die Galerie mit dem festen Vorsatz, in der kommenden Woche einen weiteren Besuch zu machen. Und wenn es mit einem Taxi sein müsste.

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