Es ging mir so, wie jüngst bei Jürgen
Rechtacek: man verabredete sich und im Falle Sitte schob ich auch die
Fahrt nach Halle aus unterschiedlichen Gründen mehrmals hinaus –
und nun ist es zu spät.Mir bleibt das tiefe Bedauern über mein
Zögern angesichts seines Ablebens. Und ein - neuerlicher –
Vorsatz, die nächste Gelegenheit zu nutzen, um – im Gedenken an
ihn - in Halle oder Merseburg eine seiner ständigen Ausstellungen zu
besuchen.
Nun könnte jemand fragen, was ich mit
Willi Sitte zu tun hatte. Und eigentlich müsste ich antworten,
eigentlich nichts. Außer, dass ich – natürlich – seine Kunst
aus Ausstellungen kenne. Und doch gibt es da Berührungspunkte, die
weit zurückreichen. Auf die ich vor Jahren anlässlich eines
Besuches des Hauses der Geschichte in Bonn aufmerksam wurde. Ich
stieß dort auf einen Ausstellungs-Ausschnitt Willi Sittes mit der
Vita des Künstlers. In der es hieß, er sei 1921 in Kratzau in der
ehemaligen Tschechoslowakei als Sohn eines Zimmermannes geboren
worden.
Und das öffnete bei mir ein Zeit- oder
Erinnerungsfenster, denn ich komme ursprünglich aus diesem Kratzau.
Und danach kann ich präzisieren: Willi Sitte ist nicht Sohn eines
Zimmermannes, sondern eines Landwirt-Ehepaares aus Unter-Kratzau. Im
Obergechoß des Gehöftes wohnte ein Onkel von mir, Begegnungen
zwischen unserer Familie und der Sittes waren also eine normale
Angelegenheit. Dem Lebensbild Willi Sittes ist zu entnehmen, dass
seine Eltern politisch sehr engagiert in kommunistischem Sinne waren,
von denen ich allerdings nichts mitbekam (vielleicht gewollt, ich war
ja damals ein strammer Hitlerjunge). Bewusst ist mir Willi Sitte
wirklich erstmalig geworden, als 1944 die Polizei nach ihm in seinem
Elternhaus suchte (nachdem er aus der Wehrmacht in Italien desertiert
war).
Und dann also der Anstoß im Haus der
Geschichte. Und nachdem ich mich in Ausstellungen kundig gemacht
hatte, suchte ich zunächst fenrmündlich Kontakt zu Willi Sitte und
fand eine positive Resonanz. Dabei blieb es dann aber auch, was ich
nunmehr zu bedauern habe. Und das will ich mir (erneut) eine Lehre
sein lassen. Das Leben toleriert kein Hinausschieben.
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