Freitag, 21. Juni 2013

Nun lebt auch Willi Sitte nicht mehr

Es ging mir so, wie jüngst bei Jürgen Rechtacek: man verabredete sich und im Falle Sitte schob ich auch die Fahrt nach Halle aus unterschiedlichen Gründen mehrmals hinaus – und nun ist es zu spät.Mir bleibt das tiefe Bedauern über mein Zögern angesichts seines Ablebens. Und ein - neuerlicher – Vorsatz, die nächste Gelegenheit zu nutzen, um – im Gedenken an ihn - in Halle oder Merseburg eine seiner ständigen Ausstellungen zu besuchen.

Nun könnte jemand fragen, was ich mit Willi Sitte zu tun hatte. Und eigentlich müsste ich antworten, eigentlich nichts. Außer, dass ich – natürlich – seine Kunst aus Ausstellungen kenne. Und doch gibt es da Berührungspunkte, die weit zurückreichen. Auf die ich vor Jahren anlässlich eines Besuches des Hauses der Geschichte in Bonn aufmerksam wurde. Ich stieß dort auf einen Ausstellungs-Ausschnitt Willi Sittes mit der Vita des Künstlers. In der es hieß, er sei 1921 in Kratzau in der ehemaligen Tschechoslowakei als Sohn eines Zimmermannes geboren worden.
Und das öffnete bei mir ein Zeit- oder Erinnerungsfenster, denn ich komme ursprünglich aus diesem Kratzau. Und danach kann ich präzisieren: Willi Sitte ist nicht Sohn eines Zimmermannes, sondern eines Landwirt-Ehepaares aus Unter-Kratzau. Im Obergechoß des Gehöftes wohnte ein Onkel von mir, Begegnungen zwischen unserer Familie und der Sittes waren also eine normale Angelegenheit. Dem Lebensbild Willi Sittes ist zu entnehmen, dass seine Eltern politisch sehr engagiert in kommunistischem Sinne waren, von denen ich allerdings nichts mitbekam (vielleicht gewollt, ich war ja damals ein strammer Hitlerjunge). Bewusst ist mir Willi Sitte wirklich erstmalig geworden, als 1944 die Polizei nach ihm in seinem Elternhaus suchte (nachdem er aus der Wehrmacht in Italien desertiert war).


Und dann also der Anstoß im Haus der Geschichte. Und nachdem ich mich in Ausstellungen kundig gemacht hatte, suchte ich zunächst fenrmündlich Kontakt zu Willi Sitte und fand eine positive Resonanz. Dabei blieb es dann aber auch, was ich nunmehr zu bedauern habe. Und das will ich mir (erneut) eine Lehre sein lassen. Das Leben toleriert kein Hinausschieben.

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