Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz
09.02.2023
023
Sperrfrist: Donnerstag, 9. Februar 2023, 15.30 Uhr!
„Kooperation macht Mut“
Fachtagung gegen Menschenhandel in Berlin beendet
In
Berlin ist heute (9. Februar 2023) eine Fachtagung zum Thema
Menschenhandel unter dem Titel „Analysieren – Vernetzen – Strategien
entwickeln“ zu Ende gegangen. Diese
fand anlässlich des Internationalen Tags des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel
(8.
Februar) statt und wurde von der Arbeitsgruppe gegen Menschenhandel der
Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam mit der Katholischen Akademie in
Berlin ausgerichtet.
Die über 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten aktuelle Fragestellungen ebenso wie langfristige Strategien zur Bekämpfung des Menschenhandels. Zudem sollte die Tagung zur Bildung von Netzwerken gegen den Menschenhandel anregen und dabei die weltweiten Kontakte und Erfahrungen der Kirche in der Beratung und Unterstützung der Betroffenen einbringen. Die Notwendigkeit von Kooperationen betonte auch der Vorsitzende der Arbeitsgruppe gegen Menschenhandel, Weihbischof Ansgar Puff (Köln): „Die Zusammenarbeit verstärkt den Mut Einzelner! Je enger das Netz geknüpft ist, desto mehr Opfer können wir herausfischen. Lassen Sie uns gemeinsam für die Betroffenen und gegen das Verbrechen vorangehen. Kooperation macht Mut.“
Zu Beginn der Fachtagung umriss Dr. Judith Vorrath, Stiftung Wissenschaft und Politik, die Komplexität dieses globalen Phänomens und der damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen, bevor die unterschiedlichen und sich zugleich ergänzenden Perspektiven auf den Menschenhandel von Seiten der Justiz und aus der Beratungspraxis in einem Gespräch zusammengebracht wurden. Die neu eingerichtete Nationale Berichterstattungsstelle Menschenhandel wurde von Nele Allenberg vorgestellt, die für den Aufbau dieser Stelle beim Deutschen Institut für Menschenrechte zuständig ist. Im anschließenden politischen Gespräch diskutierten Dennis Sporleder, Bundeskriminalamt, und Sophia Wirsching, Koordinierungskreis gegen Menschenhandel (KOK), mit den Bundestagsabgeordneten Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) und Peter Heidt (FDP) weitere notwendige rechtliche Schritte und Maßnahmen für die Opfer und den Kampf gegen die moderne Sklaverei und Arbeitsausbeutung.
Mit Blick auf Themen des Aktionsplans erläuterte Prof. Dr. Alexander Trautrims (Universität Nottingham) angesichts menschenhandelsfreier Lieferketten die Verantwortung der Endverbraucher und das Potenzial, das in der Marktmacht der kirchlichen Institutionen liegt. Jana Walther stellte das Engagement der Arbeitsgruppe „Finanzströme des Menschenhandels“ bei der Anti-Financial Crime Alliance (AFCA) vor, einer Plattform von Behörden und privaten Organisationen, die Empfehlungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung erarbeitet. Zur Sprache gebracht wurden auch die vielfältigen Aktivitäten gegen Menschenhandel, die von den Kirchen und kirchlichen Organisationen getragen werden. Dazu zählen vor allem auch Initiativen zur Berücksichtigung und Veränderung von Lieferketten sowie die Beratung und Begleitung von Opfern. In der Schlussrunde wurden gelungene Beispiele der Kooperation zwischen Beratungsstellen und Strafverfolgungsbehörden vorgestellt.
Weihbischof Puff rief zum Abschluss der Tagung dazu auf, jede Form der Ausbeutung zu verhindern: „Wir wollen, dass die Ausbeutung sichtbar wird, wir wollen, dass es in der Gesetzgebung und bei dem Wissen über das Verbrechen und die Leiden der Opfer Fortschritte gibt. Wie und wo können wir Hürden abbauen? Wo können wir ansetzen, was hilft den Betroffenen? All diese Fragen haben uns in den vergangenen beiden Tagen bewegt und mit neuen Ideen arbeiten wir weiter.“
Hintergrund
Die
katholischen Organisationen, die sich in Deutschland gegen den
Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Anregung der
Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz
in der „Arbeitsgruppe gegen Menschenhandel“ zusammengeschlossen. Neben
dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen
Büro in Berlin sind darin der Deutsche Caritasverband, die Deutsche
Kommission Justitia et Pax, Missio, die Malteser,
Renovabis, Solwodi, IN VIA und das Fraueninformationszentrum Stuttgart
vertreten. Vorsitzender ist seit 2018 Weihbischof Ansgar Puff (Köln).
Der Europäische Aktionsplan gegen Menschenhandel wurde gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und der internationalen Santa Marta-Gruppe erstellt. In der Santa Marta-Gruppe sind Bischofskonferenzen und andere katholische Organisationen sowie Polizeibehörden aus mehreren Ländern vertreten.
Der Gedenktag der hl. Josephine Bakhita (1869–1947), Schutzpatronin der Opfer von Sklaverei, wurde von Papst Franziskus zum Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel ausgerufen. Daher widmen sich Christen weltweit am 8. Februar in besonderer Weise dem Kampf gegen alle Formen von Arbeitsausbeutung und Sklaverei. Die hl. Josephine Bakhita war bereits als Kind im sudanesischen Darfur versklavt worden; schließlich gelangte sie nach Italien, wo sie mithilfe einer Ordensgemeinschaft die Freiheit errang. Sie ließ sich taufen, wurde selbst Ordensschwester und erfuhr im norditalienischen Schio schon zu Lebzeiten Verehrung. Papst Johannes Paul II. hat sie im Jahr 2000 heiliggesprochen.
Hinweis:
Die 2019 vom Vatikan veröffentlichten
Pastoralen Orientierungen
zum Menschenhandel und der
Europäische
Aktionsplan gegen Menschenhandel sowie das
Programm
der Tagung sind unter www.dbk.de
verfügbar.
Die Deutsche Bischofskonferenz
ist
ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller (Erz-)Bistümer in
Deutschland. Derzeit gehören ihr 67 Mitglieder (Stand: Februar 2023) aus
den 27 deutschen (Erz-)Bistümern
an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler
Aufgaben, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen
Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen
Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz
ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und
Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.
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