Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz
06.02.2023
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Kontinentale Phase des weltweiten synodalen Prozesses in Prag
Redebeitrag von Dr. Irme Stetter-Karp und Bischof Dr. Georg Bätzing
Der
weltweite synodale Prozess ist in die nächste Phase gestartet: Seit
gestern (5. Februar 2023) tagt bis zum kommenden Donnerstag (9. Februar
2023) die kontinentale
Phase Europas der Weltsynode in Prag. Dort haben heute (6. Februar
2023)
Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und des Synodalen Weges,
und
Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Präsident des Synodalen Weges, ein
Votum aus Deutschland vorgetragen. Wir dokumentieren den Redebeitrag:
Bischof Dr. Georg Bätzing:
Liebe Geschwister im Glauben,
„Gott
hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist
der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ – so schreibt der Apostel
Paulus an seinen Schüler
Timotheus (2 Tim 1,7). Tatsächlich. Diesen Geist braucht unsere Kirche.
Wir
wollen hier in Prag von unseren Glaubensgeschwistern lernen, wir wollen
auch unsere Erfahrungen in den weltweiten Prozess einbringen. Wir haben
2019 einen Synodalen
Weg begonnen, weil uns eine wissenschaftliche Untersuchung zum
Missbrauch in unserer Kirche gezeigt hat: Es gibt schwere individuelle
Schuld; viel zu viele Geistliche haben ihre Macht missbraucht und
Verantwortliche, nicht zuletzt Bischöfe, haben die Untaten
vertuscht. Es gibt aber auch systemische Ursachen des Machtmissbrauchs.
Wir können sie nicht leugnen. Wir sind entschlossen, Konsequenzen zu
ziehen: spirituelle und strukturelle.
Die
Situationen, in denen wir in Europa leben, sind unterschiedlich. Wir
brauchen überzeugende Antworten, wie wir in diesen Situationen das
Evangelium neu entdecken und
verkünden können. Aber wir dürfen keine Sonderwege gehen. Wir gehen
gemeinsam den Weg, den Gottes Geist unsere Kirche führt: an vielen
Orten, mit vielen Menschen, in vielen Formen. Es ist ein Kairos der
Kirche, ihre Synodalität zu entdecken und zu gestalten.
Wir
haben in allen Diözesen, in vielen Gruppen und Gemeinden sorgfältig die
zehn Fragen zur Vorbereitung der Weltsynode bedacht und zu einer
Synthese gebracht. Wir haben
auch engagierte Antworten auf die drei Fragen gesammelt, die uns hier
in Prag leiten sollen. Das Vorbereitungsdokument hat uns beeindruckt.
Wir erkennen in ihm eine gute Dokumentation dessen, was die ganze Kirche
bewegt, auch in Deutschland.
Deshalb können wir
die erste Frage in der Gewissheit beantworten, dass die Erfahrungen unsere Kirche einen, auch wenn die Antworten noch nicht feststehen.
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Wir hören, dass Frauen mehr Teilhabe und Mitwirkung erwarten – und dass dies ein Anliegen der ganzen Kirche ist.
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Wir hören, dass die Gläubigen eine Stimme haben wollen, wenn ihre Angelegenheiten beraten und entschieden werden.
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Wir hören, dass nach neuen Formen gesucht wird, das Priesteramt zu gestalten.
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Wir hören, dass die Stärkung der Ökumene ein Herzensanliegen der ganzen katholischen Kirche ist.
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Wir
hören, dass die Kirche für Menschen offenstehen soll, deren Lebensweise
nicht den Normen des Katechismus entspricht, auch den queeren Personen.
Wir
hören und verstehen diese Anliegen. Ich teile sie ganz persönlich. Ich
sehe meine Aufgabe als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
darin, sie in den weltweiten
Prozess einzubringen, der die Kirche erneuern soll.
Dr. Irme Stetter-Karp:
Die
Deutsche Bischofskonferenz hat das Zentralkomitee der deutschen
Katholiken gebeten, den Synodalen Weg gemeinsam zu verantworten. Als
dessen Präsidentin sehe ich die
Not der Menschen, die trotz aller Enttäuschungen eine Kirche erhoffen,
die eine Kraft des Friedens ist. Das treibt mich um. Wir beantworten die
Fragen nicht unterschiedlich, sondern mit einer Zunge.
Auf die
zweite Frage antworten wir: Die katholische Kirche darf nicht nur
auf sich selbst schauen. Europa wird von einem mörderischen Krieg
gefährdet. Weltweit gibt es verheerende Kriege und Bürgerkriege, die
schlimmes Leid verursachen. Wir brauchen hier in
Prag ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern der Kriege, ein Zeichen
der Hoffnung auf Frieden. Wir brauchen es nicht nur in der Form von
Deklarationen. Wir brauchen es in der Weise, wie wir Kirche sind. Wir
brauchen Wege, unsere Schuld aufrichtig zu bekennen
und unsere Einheit zu stärken. Wir brauchen Wege, in denen wir
Geschlechtergerechtigkeit verwirklichen. Wir brauchen Wege, Menschen
willkommen zu heißen. Unser Ziel ist es, den Klerikalismus zu überwinden
und die gemeinsame Verantwortung für die Verkündigung
des Evangeliums zu stärken. Wir brauchen keine Uniformität. Wir
brauchen Einheit in Vielfalt. Lassen Sie uns nach den besten Antworten
gemeinsam suchen.
Die dritte Frage
führt
zu einer Antwort, die Realismus mit Glaube, Hoffnung und Liebe
verbindet. Wir dürfen den systemischen Missbrauch nicht verdrängen. Das
sind wir den Betroffenen
schuldig. Wir können uns auf die Charismen besinnen, die Gaben, die
Dienste und Energien des Geistes, die alle Gläubigen in die Kirche
einbringen. Wir brauchen eine Klärung, was wir unter Synodalität
verstehen: im Sehen, im Urteilen und im Handeln. Das gemeinsame
Priestertum aller steht nicht im Widerspruch zum Priestertum des
Dienstes – und umgekehrt. Gemeinsames Beraten erleben wir schon jetzt im
synodalen Prozess. Wie kommen wir auch in einem gemeinsamen Prozess zu
Entscheidungen?
Liebe Glaubensgeschwister auf der Europäischen Synodalversammlung:
2019,
zu Beginn des Synodalen Weges in Deutschland, hat Papst Franziskus
einen Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ geschrieben.
Wir stimmen Papst Franziskus
zu: Synodalität dient der Evangelisierung. Synodalität ist ein
spiritueller Prozess, der klare Formen findet. Papst Franziskus hat
klargestellt: Synodalität muss „von unten“ beginnen, immer wieder neu;
dann erst gibt es die „Synodalität von oben“. Die Bischöfe
tragen die Leitungsverantwortung: nicht einsam, sondern gemeinsam,
verbunden mit dem ganzen Volk Gottes.
Liebe Synodale,
diese Verbundenheit müssen wir stärken: im „Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7).
Die Deutsche Bischofskonferenz
ist
ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller (Erz-)Bistümer in
Deutschland. Derzeit gehören ihr 67 Mitglieder (Stand: Februar 2023) aus
den 27 deutschen (Erz-)Bistümern
an. Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler
Aufgaben, zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen
Erlass von Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen
Bischofskonferenzen. Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz
ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und
Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.
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