Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz
09.07.2021
Pastorale Orientierungen zu Klimavertriebenen in deutscher Übersetzung veröffentlicht
Schicksal der Klimaflüchtlinge zeigt Leid des Klimawandels
Die deutsche Übersetzung der Publikation Pastorale Orientierungen zu Klimavertriebenen, die der Vatikan am 30. März 2021 vorgelegt hat, ist heute (9. Juli 2021) in deutscher Sprache veröffentlicht worden. Das Dokument spiegelt die weltweiten Erfahrungen katholischer Organisationen im Themenfeld „Klimakrise und Vertreibung“ wider. Zugleich gibt es Anregungen für das Handeln von Kirche, Politik und Zivilgesellschaft zur Unterstützung von Klimavertriebenen.
Der kommissarische Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB (Paderborn), begrüßt die Veröffentlichung als wichtigen Beitrag zur Anerkennung der Vertreibung durch menschengemachte Klimakrisen und zur Entwicklung pastoraler Antworten auf die Herausforderung: „Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung unserer Zeit. Er zerstört schon jetzt in vielen Ländern die Überlebensgrundlage von Millionen von Menschen. Die Folge ist, dass Menschen sich zum Verlassen ihrer Heimatregionen gezwungen sehen. Ärmere Regionen sind oft unverschuldet stärker von Klimakrisen betroffen. Erschwerend kommt hinzu, dass auf Klimakrisen häufig bewaffnete Konflikte folgen, die Menschen über Landesgrenzen hinaus zur Flucht zwingen. Der Klimawandel und die daraus resultierenden Krisen sind ein wichtiger Grund für Vertreibung und Flucht, den es zu bekämpfen gilt.“
Das vatikanische Dokument verweist darauf, dass 24,9 Millionen Menschen im Jahr 2019 in Folge von Naturkatastrophen wie etwa extreme Hitze, Dürre, Feuer, Stürme und Fluten ihre Heimat verlassen mussten. Weihbischof Rolf Lohmann (Münster), in der Deutschen Bischofskonferenz für Umwelt- und Klimafragen zuständig und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen, ergänzt: „Das Schicksal der vielen Klimaflüchtlinge zeigt uns konkret, dass der gefährliche Klimawandel zu großem menschlichen Leid führt. Davor dürfen wir die Augen nicht verschließen. Wir sind aufgefordert, konsequent zu handeln und auch bei uns in Deutschland – jede und jeder nach den eigenen Möglichkeiten – daran mitzuwirken, den Klimawandel zu stoppen und damit Leid zu vermeiden.“
Das Dokument Pastorale Orientierungen zu Klimavertriebenen entstandt in Zusammenarbeit der vatikanischen Abteilung für Migranten und Flüchtlinge, die von Papst Franziskus persönlich geleitet wird, und der Sektion für ganzheitliche Ökologie im Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Angelehnt an Laudato si’, ruft Papst Franziskus im Vorwort jeden Einzelnen dazu auf, einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und somit auch zur Verminderung von Fluchtursachen zu leisten; zugleich fordert er auch ein stärkeres politisches Engagement: „Die Menschen, die durch die Klimakrise aus ihrer Heimat vertrieben werden, müssen aufgenommen, geschützt, gefördert und integriert werden.“ Das Papier identifiziert zehn zentrale Herausforderungen für die Unterstützung von Klimavertriebenen, wie etwa die Anerkennung des Zusammenhangs zwischen Klimakrise und Vertreibung, die Bewusstseinsbildung, die Erarbeitung von alternativen Lebensgrundlagen in betroffenen Regionen und die Integration von Vertriebenen. Darüber hinaus formuliert das Papier zu jeder Herausforderung Empfehlungen für kirchliches Handeln, beispielsweise im Bereich des politischen und karitativen Engagements, der Seelsorge, der Öffentlichkeitsarbeit oder der Fortbildung in ganzheitlicher Ökologie.
Kardinal Michael Czerny SJ, Untersekretär der Abteilung für Migranten und Flüchtlinge im Vatikan, stellt fest: „Zusammen mit anderen religiösen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Akteuren ist die Kirche aufgerufen, für die Klimavertriebenen pastorale Antworten zu finden, so wie Jesus, der gute Hirte, es tun würde. Bestimmte Haltungen stehen einer effektiven Bewältigung dieser Herausforderungen jedoch im Wege: Verleugnung, allgemeine Gleichgültigkeit, Resignation sowie die Überschätzung von technischen Lösungen. Wir sollten die Polarisierung zwischen der Sorge um die Schöpfung auf der einen Seite und wirtschaftlicher Entwicklung und Wohlstand auf der anderen Seite vermeiden. Die Sorge um die Schöpfung, die Überwindung der Klimakrise und die Verhinderung von Klimavertreibung müssen wesentliche Bestandteile guter Politik und guter Wirtschaft sein.“
Hintergrund
Pastorale Orientierungen zu Klimavertriebenen
ist das vierte Dokument in einer Reihe von Veröffentlichungen der
römischen Abteilung für Migranten und Flüchtlinge, die alle auch auf
Deutsch erschienen sind:
Pastorale Orientierungen zu Binnenvertriebenen (2020), Pastorale Orientierungen zum Menschenhandel (2018) und 20 Pastorale Handlungsschwerpunkte für die Globalen Pakte zu Migration und Flucht (2017).
Hinweise:
Die Publikation
Pastorale Orientierungen zu Klimavertriebenen (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 231) ist als pdf-Datei unter
www.dbk.de
in der Rubrik Publikationen
verfügbar. Auf einer Unterseite der
Abteilung für Migranten und Flüchtlinge zum Thema „Klimavertriebene“
ist das Dokument neben Englisch auch in anderen Sprachen verfügbar:
https://migrants-refugees.va/climate-displaced-people/.
Weitere Informationen zum Thema Klimawandel und Vertreibung sind auf folgenden Seiten zu finden:
https://www.unhcr.org/dach/de/was-wir-tun/umwelt-klimawandel-fluechtlingsschutz;
https://www.internal-displacement.org/global-report/grid2021/
Die Deutsche Bischofskonferenz
ist
ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller (Erz-)Bistümer in
Deutschland. Derzeit gehören ihr 68 Mitglieder (Stand: Juli 2021) aus
den 27 deutschen (Erz-)Bistümern an.
Sie wurde eingerichtet zur Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben,
zur Koordinierung der kirchlichen Arbeit, zum gemeinsamen Erlass von
Entscheidungen sowie zur Kontaktpflege zu anderen Bischofskonferenzen.
Oberstes Gremium der Deutschen Bischofskonferenz
ist die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und
Herbst für mehrere Tage zusammentrifft.
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