Mittwoch, 24. April 2019

Neues Wohnzimmer für Zauneidechsen auf dem Ellricher Rainberg

Nordhäuer Wasserverband und Landschaftspflegebüro Götze schaffen vor geplantem Hochbehälter-Neubau neuen Lebensraum für bedrohte Tiere


Auf dem Rainberg in Ellrich wird der Nordhäuser Wasserverband (WVN) in zwei Jahren einen neuen Hochbehälter bauen. Bereits jetzt wurden auf dem Gelände unweit des Grünen Bandes vorbereitende Landschaftspflegemaßnahmen durchgeführt. „Wir haben dort einen hochwertigen Lebensraum mit vielen Insekten, Schmetterlingen und auch Zauneidechsen“, berichtet Johannes Räthel, Technologe und zuständiger Mitarbeiter beim Wasserverband.
In den vergangenen Wochen haben die Mitarbeiter vom Parkservice Nordhausen das spätere Baufeld und den Anfahrtsweg im Auftrag des Wasserverbandes beräumt und freigeschnitten. Geplant wurden diese Arbeiten von Mitarbeitern des Nordhäuser Landschaftspflegebüros Götze.
Dabei wurden bei den Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf dem Baufeld Gehölze geschnitten, Wurzelstöcke gerodet, Rasenflächen gemäht und Steinhaufen umgesetzt, so dass diese Ersatzflächen für die Eidechsen und andere Tierarten attraktiver werden. „Unser Ziel ist es, den bisherigen Lebensraum der Echsen, der sich unter anderem auf dem zukünftigen Baufeld befindet, so unattraktiv zu gestalten, dass die Tiere von allein in ihr neues Zuhause ziehen“, erklärt Räthel den Sinn der Maßnahme.
Durch Menschenhand umgesetzt werden sollen die Tiere nicht. Zumal keiner genau weiß, wie viele der scheuen Eidechsen auf dem Rainberg leben.
Alle Maßnahmen wurden mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises abgestimmt. Sie sind Voraussetzung für den Bau des neuen Hochbehälters und dienen ebenso dazu, die Naturflächen aufzuwerten.
Die Zauneidechse steht auf der Roten Liste, gilt als gefährdete Tierart. Im nördlichen Teil Deutschlands sind die Tiere insbesondere auf dem Kalkhalbtrockenrasen in Südniedersachsen und Nordthüringen verbreitet. Umso wichtiger ist es, den Lebensraum der selten gewordenen Tiere zu schützen und ihnen auf dem Rainberg quasi ein neues Wohnzimmer zu schaffen.
Ehe dort die Baufahrzeuge rollen, haben die Zauneidechsen, Vogelarten und Insekten ausreichend Zeit, ihr neues Zuhause anzunehmen. „Erst im Jahr 2021 werden wir den neuen Hochbehälter errichten“, erklärt Projektkoordinator Räthel. Der neue Doppelkammerspeicher wird den alten fast 100 Jahre alten
Einkammer-Speicher ersetzen und 1000 Kubikmeter Trinkwasser fassen.
Doch bevor der Hochbehälter in Betrieb geht, wird das neue Wasserwerk in der Ellricher Zorgeaue gebaut. Die Planungen dafür sind abgeschlossen, voraussichtlich im Spätsommer soll in der Zorgeaue mit dem Bau begonnen werden.
Auch der Wanderweg hinauf zum Rainberg wurde freigeschnitten, weil hier ein Teil der rund 2,5 Kilometer langen unterirdischen Leitungstrasse vom Hochbehälter zum geplanten Wasserwerk verlaufen wird. „Der Wanderweg wird nach den Bauarbeiten als solcher auch wieder hergestellt“, versicherte Wasserverbandsgeschäftsführerin Carmen Lis.

Foto: Wasserverbandsgeschäftsführerin Carmen Lis, Rechtsanwalt Bernd Schicker und Technologe Johannes Räthel (v.l.n.r.) im Gespräch auf dem späteren Baufeld des neuen Hochbehälters. Foto: Wasserverband Nordhausen
Foto: Was etwas wüst aussieht, ist ein für Eidechsen hergerichteter neuer Lebensraum auf dem Rainberg in Ellrich. Foto: Wasserverband Nordhausen

Foto: Blick auf den Wanderweg hinauf zum Rainberg: Auch entlang dieses Weges sind in den vergangenen Wochen Gehölze zurück geschnitten worden. Foto: Wasserverband Nordhausen

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