„Die Gewalt darf nicht die Oberhand behalten“
Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), hat heute
(23. August 2017) seinen sechstägigen Solidaritätsbesuch
in der Zentralafrikanischen Republik beendet. In der Hauptstadt Bangui
und der Stadt Mbaiki traf er die katholischen Bischöfe, besuchte
verschiedene Pfarreien und Ordensgemeinschaften und führte Gespräche mit
Vertretern der Politik, Verantwortlichen der Zivilgesellschaft
und der interreligiösen „Plattform der Religionen in Zentralafrika“.
Bestürzt zeigte sich Erzbischof Schick von der wiederaufflammenden
Gewalt: „Fast das gesamte Land wird von unterschiedlichen bewaffneten
Gruppen terrorisiert. Schlimme Menschenrechtsverletzungen
sind an der Tagesordnung.“ Erzbischof Schick appellierte an die
internationale Gemeinschaft, dem Morden in der Zentralafrikanischen
Republik ein Ende zu bereiten.
In Gesprächen mit Bischof Nestor-Desiré Nongo-Aziagbia (Diözese
Bossangoa), Bischof Guerino Perrin (Diözese Mbaiki), Bischof Cyr-Nestor
Yapaupa (Diözese Alindao) und
Vertretern der Orden informierte sich Erzbischof Schick über die
aktuelle Situation in den einzelnen Landesteilen. In den Regionen um die
Städte Bria, Mobaye und Bangassou kam es in den vergangenen Wochen zu
massiven Auseinandersetzungen zwischen Milizen der
Séléka, der Anti-Balaka und UN-Blauhelmsoldaten. Zehntausende Menschen
sind auf der Flucht und werden bisher von der internationalen Hilfe
nicht erreicht. In 14 von 16 Provinzen des Landes sind staatliche
Ordnungskräfte kaum präsent. Die katholische Kirche
ist im gesamten Land aktiv und leistet einen großen Beitrag zur
schulischen und medizinischen Grundversorgung. Dabei arbeitet sie auch
mit anderen Religionsgemeinschaften zusammen. Mit zahlreichen Projekten
unterstützen beispielsweise Missio in Aachen und
das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ e. V. die Menschen in der
Zentralafrikanischen Republik. Der Präsident beider katholischer
Hilfswerke, Prälat Dr. Klaus Krämer, gehörte zur Reisedelegation.
Erzbischof Schick machte deutlich: „Auch wenn einige Milizenführer
immer wieder die Religionen für ihre Interessen missbrauchen, so ist
doch offensichtlich, dass es
um Wirtschaftsvorteile und Macht geht und dass die Konfliktursachen
vielschichtig sind.“ Auf politischer Ebene führte Erzbischof Schick
Gespräche mit Außenminister Charles Armel Doubane, dem Vizepräsidenten
der Nationalversammlung und verschiedenen Parlamentariern.
Mit dem islamischen Geistlichen Imam Kobine Layama traf er einen
Mitbegründer der „Plattform der Religionen in Zentralafrika“. Seit 2013
engagieren sich hier Gläubige verschiedener Religionsgemeinschaften für
Frieden und Versöhnung.
Die Vorwürfe, dass die UN-Blauhelmsoldaten im gegenwärtigen
Konflikt die Bevölkerung nur unzureichend schützen und sich häufig nicht
neutral verhalten, waren Thema
eines Gesprächs mit dem Leiter der MINUSCA, der UN-Blauhelmtruppe in
der Zentralafrikanischen Republik. Erzbischof Schick betonte: „Die
UN-Soldaten müssen sich im Konfliktfall neutral verhalten und die
Bevölkerung schützen. Letztlich geht es um die Entwaffnung
der Milizen. Alle, die Menschenrechte verletzt und Verbrechen begangen
haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden. Die Zentralafrikanische
Republik muss weiter beim Aufbau eines funktionierenden Staatswesens
unterstützt werden.“ Erzbischof Schick unterstrich,
dass nur Frieden, Sicherheit und funktionierende staatliche Strukturen
das Land dauerhaft stabilisieren können.
Auf dem Weg in die Zentralafrikanische Republik führte Erzbischof
Schick auch Gespräche mit Vertretern der Kamerunischen Bischofskonferenz
in Douala. Vor dem Hintergrund
der Konflikte im anglophonen Teil des Landes sprach sich Erzbischof
Cornelius Esua (Bamenda) für ein föderalistisches Kamerun aus, in dem
neben dem frankophonen auch das anglophone Schul- und Rechtswesen seinen
Platz hat. Im anglophonen Süd- und Nord-Westen
des mehrheitlich frankophonen Landes kommt es seit Oktober 2016 zu
Demonstrationen und Streiks aufgrund von Benachteiligungen im Bildungs-
und Rechtssystem. Weiter traf Erzbischof Schick mit Kardinal Christian
Tumi, dem emeritierten Erzbischof von Douala,
und dem für Justitia et Pax zuständigen Bischof Abraham Kome (Bischof
von Bafang und Apostolischer Administrator von Bafia) zusammen. Auch der
bisher ungeklärte Tod von Bischof Jean Marie Bala (Bafia) Ende Mai war
Thema der Gespräche.
Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am 23. August 2017
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