Samstag, 19. August 2017

Ein Brief der SWG weckt gemischte Gefühle

Der Inhalt des Briefes der SWG, den ich in dieser Woche in meinem Briefkasten fand, erinnert mich an zwei Veranstaltungen, die im Juni in der Begegnungstätte Nordhaus stattfanden: es wurden Pläne zu Nordhausen-Nord vorgestellt, die die Modernisierung dieses Stadtteils zum
Thema hatten, die sich durch die demografische Entwicklung gerade in diesem Teil der Stadt als notwendig erachten würden. Sehr weitgehende Pläne im Ergebnis eines Architekten-Wettbewerbs, der vorerst und im wesentlichen mit der Prämierung des besten Entwurfes endete. Die Presse berichtete ausführlich, ohne wirklich konkret und nachvollziehbar erläutern zu können, um was es bei dieser Modernisierung eigentlich gehen soll. Immerhin aber schafft die WBG im Kleinen Borntal – und offenbar unabhängig von den im Juni vorgestellten Architektenplänen – neuen Wohnraum, dessen Fertigstellung von potentiellen Mietern schon erwartet wird.

Und nun also zum erwähnten Brief der SWG, in dem mir – wie vermutlich auch zahlreichen weiteren Mietern in NDH-Nord – zunächst bewusst gemacht wird, dass der demografische Wandel eben auch vor Nordhausen nicht halt macht. Wörtlich heißt es (Auszug): „Eine immer älter werdende Bevölkerung, veränderte Familienstrukturen, neue Anforderungen an die Wohnqualitäten – um nur einige Aspekte zu nennen -, werden für uns als Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen eine große Herausforderung in den nächsten Jahren darstellen“.(Ende des Auszugs)

Nach dieser allgemeinen Einführung heißt es, „Besonders im Quartier Nordhausen-Nord wird sich durch den derzeit hohen Altersdurchschnitt
ein veränderter Anspruch an das Wohnen ergeben.“

Immerhin lässt das bis hier bei unbefangener Lesart die Vorstellung aufkommen, den Menschen dieses hohen Altersdurchnitts soll das Mieterdasein im letzten Lebensabschnitt noch etwas angenehmer gestaltet werden. Schließlich sind es Menschen, die teilweise noch – etwa als Kinder – den Zweiten Weltkrieg und das Bombeninferno in Nordhausen erlebten. Sie waren am Wiederaufbau der Stadt beteiligt, durchlebten vierzig Jahre DDR und haben es verdient, in Ruhe und zufrieden ihren Lebensabend zu verbringen. Dabei
darf immerhin daran erinnert werden, dass dieser hohe Altersdurchschnitt in NDH-Nord ja nicht ausschließlich „gewachsen“ ist, sondern systematisch herbeigeführt wurde. Als nämlich vor Jahren die Hallesche Straße „bereinigt“ wurde, d.h. die Hochgeschosser – z.B. Nr.47 und benachbarte Platten – abgerissen wurden, wies die SWG den zum Auszug genötigten Mietern durchweg Wohnraum in NDH-Nord zu und schaffte damit eine Konzentration älterer Menschen. Das damalige „Senioren-Begegnungszentrum Nord“ sollte ja wohl durch den Betreiber diese Entwicklung gesellschaftlich flankieren. Dass diese Einrichtung ihre klare Ausrichtung inzwischen verlor und neuerdings schon nach außen als „Nordhaus“ ein neues Gesicht erhielt und sich seitdem als Begegnungsstätte für Alle“ empfiehlt, könnte ein Schritt in Richtung einer „zukunftsfähigen Quartiersentwicklung“ gewesen sein.

In diesem Brief nämlich heißt es weiter (Auszug): „Die Stadt Nordhausen und wir als Städtische Wohnungsbaugesellschaft möchten
im Rahmen der IBA (Internationale Bauausstellung) die Chance nutzen, zu einer zukunftsfähigen und stabilen Quartiersentwicklung beizutragen und dem Wohngebiet ein neues Gesicht zu geben. Wir beabsichtigen nach einem Realisierungswettbewerb, der in diesem Jahr durchgeführt wird, in den Bereichen Semmelweisstraße 2, Dr.-R.-Koch-Straße 4-18, C.-v.-Ossietzky-Straße 3-6 und der A.-Träger-Straße 43 mit der Sanierung zu beginnen“. (Ende des Auszugs)

Das liest sich nun weniger nach altersgerechter Sanierung, als vielmehr nach Quartiersgestaltung schon für die Zeit der Generationenfolge schlimmstenfalls sogar zu deren Lasten. Schließlich nämlich heißt es dazu: „Die genauen Zeitabläufe und inwieweit Ihre Wohnung von den Sanierungsmaßnahmen betroffen sein wird, werden wir Ihnen im 1. Halbjahr 2018 mitteilen“.


Soweit im wesentlichen die Mitteilung der SWG an mich als einem der betroffenen Mieter. Nachdem abschließend noch der Hinweis folgt, dass ab September im Nordhaus regelmäßig Mietersprechstunden durchgeführt werden, in denen ich u.a. aktuelle Informationen zum Thema erhalten kann, werde ich versuchen, baldmöglichst zu erfahren, woran ich bin.

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