Der Inhalt des Briefes der SWG, den ich
in dieser Woche in meinem Briefkasten fand, erinnert mich an zwei
Veranstaltungen, die im Juni in der Begegnungstätte Nordhaus
stattfanden: es wurden Pläne zu Nordhausen-Nord vorgestellt, die die
Modernisierung dieses Stadtteils zum
Thema hatten, die sich durch die
demografische Entwicklung gerade in diesem Teil der Stadt als
notwendig erachten würden. Sehr weitgehende Pläne im Ergebnis eines
Architekten-Wettbewerbs, der vorerst und im wesentlichen mit der
Prämierung des besten Entwurfes endete. Die Presse berichtete
ausführlich, ohne wirklich konkret und nachvollziehbar erläutern zu
können, um was es bei dieser Modernisierung eigentlich gehen soll.
Immerhin aber schafft die WBG im Kleinen Borntal – und offenbar
unabhängig von den im Juni vorgestellten Architektenplänen –
neuen Wohnraum, dessen Fertigstellung von potentiellen Mietern schon
erwartet wird.
Und nun also zum erwähnten Brief der
SWG, in dem mir – wie vermutlich auch zahlreichen weiteren Mietern
in NDH-Nord – zunächst bewusst gemacht wird, dass der
demografische Wandel eben auch vor Nordhausen nicht halt macht.
Wörtlich heißt es (Auszug): „Eine immer älter werdende
Bevölkerung, veränderte Familienstrukturen, neue Anforderungen an
die Wohnqualitäten – um nur einige Aspekte zu nennen -, werden für
uns als Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen eine große
Herausforderung in den nächsten Jahren darstellen“.(Ende des
Auszugs)
Nach dieser allgemeinen Einführung
heißt es, „Besonders im Quartier Nordhausen-Nord wird sich durch
den derzeit hohen Altersdurchschnitt
ein veränderter Anspruch an das
Wohnen ergeben.“
Immerhin lässt das bis hier bei
unbefangener Lesart die Vorstellung aufkommen, den Menschen dieses
hohen Altersdurchnitts soll das Mieterdasein im letzten
Lebensabschnitt noch etwas angenehmer gestaltet werden. Schließlich
sind es Menschen, die teilweise noch – etwa als Kinder – den
Zweiten Weltkrieg und das Bombeninferno in Nordhausen erlebten. Sie
waren am Wiederaufbau der Stadt beteiligt, durchlebten vierzig Jahre
DDR und haben es verdient, in Ruhe und zufrieden ihren Lebensabend zu
verbringen. Dabei
darf immerhin daran erinnert werden, dass dieser
hohe Altersdurchschnitt in NDH-Nord ja nicht ausschließlich
„gewachsen“ ist, sondern systematisch herbeigeführt wurde. Als
nämlich vor Jahren die Hallesche Straße „bereinigt“ wurde, d.h.
die Hochgeschosser – z.B. Nr.47 und benachbarte Platten –
abgerissen wurden, wies die SWG den zum Auszug genötigten Mietern
durchweg Wohnraum in NDH-Nord zu und schaffte damit eine
Konzentration älterer Menschen. Das damalige
„Senioren-Begegnungszentrum Nord“ sollte ja wohl durch den
Betreiber diese Entwicklung gesellschaftlich flankieren. Dass diese Einrichtung ihre klare
Ausrichtung inzwischen verlor und neuerdings schon nach außen als
„Nordhaus“ ein neues Gesicht erhielt und sich seitdem als
Begegnungsstätte für Alle“ empfiehlt, könnte ein Schritt
in Richtung einer „zukunftsfähigen Quartiersentwicklung“
gewesen sein.
In diesem Brief nämlich heißt es weiter (Auszug): „Die Stadt Nordhausen und wir als Städtische
Wohnungsbaugesellschaft möchten
im Rahmen der IBA (Internationale
Bauausstellung) die Chance nutzen, zu einer zukunftsfähigen und
stabilen Quartiersentwicklung beizutragen und dem Wohngebiet ein
neues Gesicht zu geben. Wir beabsichtigen nach einem
Realisierungswettbewerb, der in diesem Jahr durchgeführt wird, in
den Bereichen Semmelweisstraße 2, Dr.-R.-Koch-Straße 4-18,
C.-v.-Ossietzky-Straße 3-6 und der A.-Träger-Straße 43 mit der
Sanierung zu beginnen“. (Ende des Auszugs)
Das liest sich nun weniger nach
altersgerechter Sanierung, als vielmehr nach Quartiersgestaltung
schon für die Zeit der Generationenfolge schlimmstenfalls sogar zu
deren Lasten. Schließlich nämlich heißt es dazu: „Die genauen
Zeitabläufe und inwieweit Ihre Wohnung von den Sanierungsmaßnahmen
betroffen sein wird, werden wir Ihnen im 1. Halbjahr 2018 mitteilen“.
Soweit im wesentlichen die Mitteilung
der SWG an mich als einem der betroffenen Mieter. Nachdem
abschließend noch der Hinweis folgt, dass ab September im Nordhaus
regelmäßig Mietersprechstunden durchgeführt werden, in denen ich
u.a. aktuelle Informationen zum Thema erhalten kann, werde ich
versuchen, baldmöglichst zu erfahren, woran ich bin.
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