„Archäologische Entdeckungen in und um Nordhausen“ mit Grabungsleiter und Denkmalpflege-Gebietsreferent
Nordhausen (psv)
Zu einem Vortrag
und Gespräch am Donnerstag, dem 21. Februar um 16.30 Uhr lädt das
Museum „Tabakspeicher“. Anlass ist die Sonderausstellung „Schätze unterm
Straßenpflaster- neueste archäologische Funde.“
Der
für Nordthüringen zuständige Gebietsreferent vom Landesamt für
Denkmalpflege und Archäologie, Dr. Mario Küßner, wird zusammen mit
Grabungsleiter
Markus Wehmer über die stattgefundenen Grabungen sprechen.
Während
der letzten sechs Jahre wurden im Nordhäuser Stadtzentrum sowie im
Gebiet des Landkreises Nordhausen umfangreiche archäologische
Ausgrabungen
durchgeführt. Der Grund dafür waren zumeist wichtige Baumaßnahmen, in
deren Vorfeld planmäßige Rettungsgrabungen stattfanden.
Für
die Archäologie des mittelalterlichen Nordhausens von größter Bedeutung
sind die Untersuchungen an der Engelsburg (Grabung im Jahr 2007), im
Areal der künftigen Kulturbibliothek (ehemals Marktkirche und
Krämerstraße; Grabungen 2008-09 und 2011), am Erweiterungsbau der
Flohburg (Grabung 2009) und am derzeit in Bau befindlichen
Einkaufszentrum Pferdemarkt (Grabungen 2008-09 und 2012).
Auch
außerhalb des Stadtgebietes fanden in den letzten Jahren zahlreiche
Ausgrabungen statt. Der Neubau der vierspurigen Umgehungsstraße B243n
erforderte
im Jahr 2009 eine Rettungsgrabung am Hang des Starenberges zwischen
Kleinwechsungen und Großwechsungen. Neben einer Ansiedlung der älteren
Eisenzeit (um 600-450 v. Chr.) konnte eine bislang unbekannte
mittelalterliche Dorfstelle mit mehreren Häusern untersucht
werden. Die archäologische Begleitung während der Neuverlegung von
Erdgasleitungen führte 2010 zu einer kleineren Grabung nahe Sollstedt
und einer viermonatigen Ausgrabung zwischen Uthleben und Heringen,
welche umfangreichste Siedlungsspuren von der späten
Jungsteinzeit (um 3500 v. Chr.) bis zum zweiten Jahrhundert nach
Zeitrechnung erbrachte. Im Frühjahr 2011 konnten nahe Schate-Ost während
des Neubaus einer Trinkwasserleitung ein kleiner Ausschnitt einer
Siedlung der frühen Jungsteinzeit (um 5300 v. Chr.)
sowie ein Ofen der jüngeren Eisenzeit (300-100 v. Chr.) untersucht
werden.
Im
Kieswerk zwischen Sundhausen und Bielen wurde 2011 im Rahmen einer
Erweiterung der Abbaufläche der Oberboden großflächig abgetragen. Die
dabei
entdeckten Pfostenspuren und Siedlungsgruben erforderten eine kurze
Rettungsgrabung. Dabei konnte ein großer Hausgrundriss der älteren
Eisenzeit dokumentiert und ausgegraben werden.
Alle
Erwartungen übertrafen die von August 2011 bis Dezember 2012
durchgeführten Grabungen im geplanten Industriegebiet „Goldene Aue“
zwischen Bielen,
Urbach und Windehausen. Sie erbrachten spektakuläre Ergebnisse in
ungeahntem Ausmaß! Mehrere 7500 Jahre alte Hausgrundrisse, eine etwa
6800 Jahre alte Kreisgrabenanlage, Gräberfelder aus der Steinzeit sowie
der Eisenzeit, Grabhügel aus der Bronzezeit und
tausende Siedlungsgruben belegen nachdrücklich eine lückenlose
Besiedlung der Goldenen Aue seit dem Beginn der Jungsteinzeit.
Wenngleich die Aufarbeitung der vielen zehntausend Fundstücke noch
andauert, soll ein erster Einblick in die neuen Erkenntnisse gegeben
werden“, so Rennbach.
Zum Bild: Die Ausgrabungen hinter dem Rathaus für die Kulturbibliothek. Foto: Privat
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