Im Rahmen einer Wanderausstellung
veranschaulicht das Institut francaise Erfurt gemeinsam mit der Stadt
Nordhausen und dem Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung
seit Donnerstag im Bürgersaal des Nordhäuser Rathauses das
vertragliche Zustandekommen der deutsch-französischen Aussöhnung.
Eine höchst bemerkenswerte Ausstellung, wie ich meine.
Auf zahlreichen Info-Tafeln wird den
Besuchern das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland im
Laufe der vergangenen zwei Jahrhunderte aufgezeigt, das mit dem 1963
zwischen beiden Ländern geschlossenen Élysée-Vertrag eine feste
Grundlage für die seitdem eingetretene gut-nachbarschaftliche
Entwicklung schaffte.
Eine Entwicklung, von der der
Nordhäuser Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh in seiner
Einführungsansprache anlässlich der Vernissage am Donnerstag
erläuterte, dass man in der DDR von dieser Annäherung der
Bundesrepublik und Frankreich und diesem schließlichen
Aussöhnungswerk zwar aus den Medien wusste, aber inhaltlich kaum
Informationen erhielt. Und man nach der Wende den seinerzeitigen
Stand dieses Verhältnisses als gegeben zur Kenntnis nahm, ohne sich
weiter mit der Vorgeschichte zu befassen. Die gegenwärtige
Ausstellung bietet diese Möglichkeit. Und sie sollte genutzt werden.
Auch weil die Menschen in Ostdeutschland den Anspruch erfüllen, an
dieser Aussöhnung teil zu haben.
Umso verwunderlich finde ich, dass
sich gestern im Nordhäuser Lokalteil der „Thüringer Allgemeine“
lediglich ein Bild von der Eröffnung dieser Wanderausstellung mit
einem Bildtext fand, der den Eindruck erweckt, als habe es sich mehr
um den Vortrag eines Vertreters (dem Leiter) des französischen
Kulturbüros in Thüringen gehandelt. Von der Ansprache des
Oberbürgermeisters und dem Referat der Geschäftsführerin der
Stiftung Bundeskanzler Adenauer-Haus fand sich kein einziges Wort. In
meinen voraufgegangenen Einträgen hatte ich mehrmals meinen Eindruck
wiedergegeben, nach dem der Nordhäuser Lokalteil der TA in jüngster
Zeit inhaltlich zugelegt hat. Und man sich wieder vermehrt diesem
Teil zuwenden könne. Mit diesem Beitrag zur Erinnerung an den 50.
Jahrestag des Élysée-Vertrages aber bestätigt man diesen
Niveauzuwachs jedenfalls nicht. (Demgegenüber scheint die Nordhäuser
Lokalredaktion personell zugelegt zu haben, was sicher auch ein
interessanter Vorgang ist.)
Zum Thema selbst habe ich als
Journalist, der die oben erwähnte Entwicklung unmittelbarer
verfolgen konnte, eine etwas abgeklärtere Einstellung zur
europäischen Gemeinschaft seit dem Élysée-Vertrag, kann aber
gerade deshalb leicht dem Nordhäuser Oberbürgermeister zustimmen,
wenn er in seiner Begrüßungsansprache meinte, dass es eine gute
Idee ist, dass diese Ausstellung in Nordhausen Halt macht. Dafür
dankte er dem Leiter des Instituts francaise in Erfurt, Bertrand
Leveaux, den er gleichzeitig begrüßte, der diese Ausstellung
organisierte. Gleichzeitig begrüßte er auch Dr. Corinna Franz,
Geschäftsführerin der Stiftung Bundeskanzler Adenauer-Haus. Beide
referierten nach der Begrüßungsansprache Dr. Zeh's zum
Themenkomplex. Dabei widmete sich Leveaux vornehmlich dem
Vertragswerk selbst und dessen Initiator auf französischer Seite,
Charles de Gaulle, während Dr. Franz mit dem damaligen Bundeskanzler
Konrad Adenauer den deutschen Initiator hervorhob und damit die
deutsch-französische Aussöhnung und europäische Einigung. Beide
verstanden es, diese gegenseitige Annäherung und Aussöhnung
lebendig darzustellen und schilderten die damaligen Verhältnisse,
die zu dem Vertragswerk führten, außerordentlich anschaulich
Das, so führte Dr. Zeh aus, sei das
Spiegelbild der Deutschen im Jahre 1810 gewesen. Hundert Jahre
später, nämlich 1914 und erneut 1940 mussten die Franzosen sich
eines Besseren belehren lassen. Und trotz alledem: aus den
erbitterten Feinden sind inzwischen gute Freunde geworden. Und das
sollte die Basis der folgenden Gemeinschaft sein. Damit schloss Dr.
Zeh, leitete damit aber gleichzeitig über zu den folgenden Vorträgen
des Bertrand Leveaux und Dr. Corinna Franz, auf die ich auch noch
näher eingehen werde.
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