Dass ich mich hier und heute mit einer
solchen Überlegung beschäftige, liegt in der Tatsache, dass das
Bundesverfassungsgericht das Adoptionsrecht homosexueller
Gemeinschaften gestärkt hat. Und ich darin einen Anknüpfungspunkt
sehe, wieder einmal allgemeine oder auch grundsätzliche, seriöse
Überlegungen zum Thema Homosexualität zu verbinden. Obwohl ich
dabei schon sicher bin, auch diesmal zu keinen Ergebnissen zu kommen.
Dabei geht es mir weniger um meine
Einstellung zur Homosexualität oder das tatsächliche,
gesellschaftliche oder gar intime Verhältnis homosexueller oder
lesbischer Menschen, sondern um das allgemeine Vorstellungsbild in
der Gesellschaft. Wobei ich für mich selber vielleicht klarstellen
sollte, dass ich keinerlei Vorbehalte gegen homosexuell oder lesbisch
veranlagte Menschen habe. Aber jedenfalls mit Genugtuung feststelle,
dass sich die Verhaltensweise Homosexueller in der Gesellschaft
gegenüber Zeiten der Gültigkeit des Paragraphen 175 – in der
Bundesrepublik bis 1969 – doch aus der Heimlichtuerei und
Verkrampfung löste und heute nahezu normal ist. Unabhängig von der
„volkstümlichen“ Meinung dazu.
Was mich aber gerade unter diesen
Umständen interessiert und mir ernstlich noch von niemanden erklärt
wurde ist die Tatsache, dass es neben der Heterosexualität auch
Homosexualität zwar schon zu allen Zeiten gab, warum aber die
Homosexualität im Laufe dieser Zeiten immer mehr ins Abseits geriet,
verdammt und kriminalisiert, im Nationalsozialismus sogar zum
Verbrechen erklärt wurde. Und warum auch nach 1945 Homosexualität
strafrechtlich verfolgt wurde. Und in der DDR im Laufe der Jahre im
Strafrecht anders damit umgegangen wurde als in der Bundesrepublik.
Und heute Homosexualität in Deutschland als ganz normale Veranlagung
und Lebensform angesehen wird, während sie in anderen europäischen
Staaten unterschiedlich beurteilt und ihr rechtlich teilweise sogar
nach wie vor jede Anerkennung verweigert wird. Warum das alles?
Es gibt in der Literatur ein recht
umfangreiches Buch mit dem Titel „Gleich und Anders. Eine globale
Geschichte der Homosexualität. Darin wird zwar auf 384 Seiten
erklärt dass es sie gibt, aber die Ursachen dieser unterschiedlichen
Beurteilung in der europäischen oder gar globalen Gesellschaft und
Rechtsprechung finde ich darin auch nicht. Im „Spiegel“ wurde in
einer Vorstellung des erwähnten Buches gefragt „ Homosexualität –
na, und?“ aber warum zum Beispiel Homosexuelle noch immer vielfach
verspottet und verunglimpft werden, wird auch darin nicht erklärt.
Und wenn also homosexuelle Paare Kinder
adoptieren können, bleibt schließlich die Frage, wie diese Kinder
später mal zu Vater und Mutter unter diesem Aspekt stehen. Und
stehen ihnen diese dann etwa so gegenüber wie einem linkshändigen
Kind, das man zum Rechtshänder umfunktionieren will? Und steht
wirklich am Ende lediglich die Frage: „Homosexualität – na,
und?“ Ich muss mir eine solche Frage nicht beantworten, ich bin
aber auch nicht betroffen. Als Thema aber interessiert es mich schon.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen