Dr. Dr. hc. Margot Käßmann hinterließ
mit ihrem Vortrag „Reformation und Toleranz“ am Dienstag im
Rahmen der „Nordhäuser Gespräche“ tiefe und überzeugende
Eindrücke bei Zuhörern, die tatsächlich um des Themas willen ins
Audimax der Fachhochschule Nordhausen gekommen waren. Er wäre es
wert, Grundlage für weitere Gespräche und Diskussionen im Kreise
engagierter Christen in Nordhausen gemacht zu werden. Ich werde die
Kooperatoren dieser „Nordhäuser Gespräche" jedenfalls dazu
anregen.
Nun beziehen sich diese Eindrücke ja
doch unwillkürlich und ganz grundsätzlich auf die von Margot
Käßmann übernommene Aufgabe als „Botschafterin des
Lutherjubiläums 2017“, die sie mit nicht weniger Elan und
Überzeugungskraft wahrnimmt. Und überall dort, wo sie als das
auftritt, auch nachhaltige Spuren hinterlässt. Die danach der
Vertiefung und Verbreiterung bedürften, also der Unterstützung auf
jeder Ebene der evangelischen Kirche.
Und damit komme ich auf ein Problem,
das in meiner Vorstellung mit der Nominierung Katrin Göring-Eckardts
- Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und Präses der Synode
der EKD - zur Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Grüne für die
Bundestagswahl 2013 entstanden ist. Göring Eckardt hat nach ihrer
Nominierung im November vergangenen Jahres ihr Amt als Präses ruhen
lassen, um sich ganz ihrer diesbezüglichen politischen Aufgabe
widmen zu können. Das mag unter parteipolitischen Gesichtspunkten
notwendig und zu rechtfertigen sein, nicht aber unter dem
Gesichtspunkt ihres kirchlichen Amtes, gerade in Hinblick auf die
Vorbereitungen des Lutherjubiläums 2017. Und einer – wie ich meine
notwendigen – Unterstützung des Engagements Margot Käßmanns in
deren Aufgabe als Botschafterin. Ich trug mich mit der Absicht, Dr.
Käßmann am Dienstag in der ihrem Vortrag folgenden Diskussion
darauf anzusprechen, der Themenverlauf des Vortrags schloss dies dann
allerdings aus.
Es kann meines Erachtens nicht sein,
dass die nunmehrige Spitzenkandidatin der Grünen Katrin
Göring-Eckardt, mit einerseits guten Aussichten auf einen
Ministerposten nach der Bundestagswahl das Amt des Präses der EKD
dann endgültig aufgibt, sich aber andererseits die Option auf eine
Weiterführung offen hält für den Fall eines für sie ungünstigen
Ausgangs der Wahl. Auch wenn dieses Amt ehrenamtlich, aber unter
hohem Imagewert, ausgeübt wird.
Katrin Göring-Eckardt beabsichtigt,
für ihre Partei in Hinblick auf die Bundestagswahl „zu kämpfen“.
Auch das ist unter parteipolitischen Gesichtspunkten verständlich
und vielleicht auch notwendig. Wie sich aber der (politisch
gemeinte) Begriff „kämpfen“ unter dem von Margot Käßmann
dargestellten humanistischen Begriff „Toleranz“ vereinbaren
lässt, müsste mir eigentlich noch erklärt werden. Zu ihrer
Qualifikation (Ihren Stärken) äußerte Göring-Eckardt in einem
Interview mit dem „Tagesspiegel“ (10.11.12) wie folgt (Zitat):
„Eine meiner Stärken liegt sicher darin, dass ich in den
vergangenen Jahren Erfahrungen auch außerhalb der Politik gesammelt
habe, in Zivilgesellschaft und Kirche. Ich kann ganz gut vor vielen
reden, aber auch in einem kleinen Kreis mit fünf
Gesprächsteilnehmern. Ich kann überzeugen und stehe für sachliche
Auseinandersetzung, nicht für einen persönlich-verletzenden Stil.
Ich setze auf Argumente und ich lasse mich auch überzeugen. Manche
nennen das leise Töne. Dazu sage ich: Es geht um Klarheit und
Glaubwürdigkeit, in jeder Lautstärke...“ (Ende des Zitats). Genau
das aber sind mE Erfordernisse, um (auch) als Präses der Synode und
in Hinblick auf das Lutherjubiläum 2017 als Flankierung Margot
Käßmanns tätig zu sein.
Man kennt Katrin Göring-Eckardt in
Nordhausen sehr gut und schätzt sie. (Auch als Schirmherrin des Parks Hohenrode.) Ihr Wort hat Gewicht wie
überall in Thüringen und sonstwo. Kann es dann sein, dass diese
Potenziale zugunsten ihres politischen Engagements über viele Monate
für die Kirche einfach ruhen? Ich meine jedenfalls dass es korrekt
und konsequent wäre, ihr kirchliches Engagement aufzugeben, um einer
geeigneten Nachfolgerin (Nachfolger) Gelegenheit zu geben, ihre
Arbeit im Interesse der Kirche und des Lutherjubiläums 2017
kontinuierlich und mit allem Einsatz fortzuführen. Bei Karin
Göring-Eckardt fehlt mir jedenfalls inzwischen der Glaube eines
solchen Engagements. Auch für den Fall, dass die Bundestagswahl zu
einem negativen Ergebnis für sie führt.
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