Freitag, 8. Februar 2013

Politisches und kirchliches Engagement: Wo verläuft die Grenze?

Dr. Dr. hc. Margot Käßmann hinterließ mit ihrem Vortrag „Reformation und Toleranz“ am Dienstag im Rahmen der „Nordhäuser Gespräche“ tiefe und überzeugende Eindrücke bei Zuhörern, die tatsächlich um des Themas willen ins Audimax der Fachhochschule Nordhausen gekommen waren. Er wäre es wert, Grundlage für weitere Gespräche und Diskussionen im Kreise engagierter Christen in Nordhausen gemacht zu werden. Ich werde die Kooperatoren dieser „Nordhäuser Gespräche" jedenfalls dazu anregen.

Nun beziehen sich diese Eindrücke ja doch unwillkürlich und ganz grundsätzlich auf die von Margot Käßmann übernommene Aufgabe als „Botschafterin des Lutherjubiläums 2017“, die sie mit nicht weniger Elan und Überzeugungskraft wahrnimmt. Und überall dort, wo sie als das auftritt, auch nachhaltige Spuren hinterlässt. Die danach der Vertiefung und Verbreiterung bedürften, also der Unterstützung auf jeder Ebene der evangelischen Kirche.

Und damit komme ich auf ein Problem, das in meiner Vorstellung mit der Nominierung Katrin Göring-Eckardts - Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und Präses der Synode der EKD - zur Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Grüne für die Bundestagswahl 2013 entstanden ist. Göring Eckardt hat nach ihrer Nominierung im November vergangenen Jahres ihr Amt als Präses ruhen lassen, um sich ganz ihrer diesbezüglichen politischen Aufgabe widmen zu können. Das mag unter parteipolitischen Gesichtspunkten notwendig und zu rechtfertigen sein, nicht aber unter dem Gesichtspunkt ihres kirchlichen Amtes, gerade in Hinblick auf die Vorbereitungen des Lutherjubiläums 2017. Und einer – wie ich meine notwendigen – Unterstützung des Engagements Margot Käßmanns in deren Aufgabe als Botschafterin. Ich trug mich mit der Absicht, Dr. Käßmann am Dienstag in der ihrem Vortrag folgenden Diskussion darauf anzusprechen, der Themenverlauf des Vortrags schloss dies dann allerdings aus.

Es kann meines Erachtens nicht sein, dass die nunmehrige Spitzenkandidatin der Grünen Katrin Göring-Eckardt, mit einerseits guten Aussichten auf einen Ministerposten nach der Bundestagswahl das Amt des Präses der EKD dann endgültig aufgibt, sich aber andererseits die Option auf eine Weiterführung offen hält für den Fall eines für sie ungünstigen Ausgangs der Wahl. Auch wenn dieses Amt ehrenamtlich, aber unter hohem Imagewert, ausgeübt wird.

Katrin Göring-Eckardt beabsichtigt, für ihre Partei in Hinblick auf die Bundestagswahl „zu kämpfen“. Auch das ist unter parteipolitischen Gesichtspunkten verständlich und vielleicht auch notwendig. Wie sich aber der (politisch gemeinte) Begriff „kämpfen“ unter dem von Margot Käßmann dargestellten humanistischen Begriff „Toleranz“ vereinbaren lässt, müsste mir eigentlich noch erklärt werden. Zu ihrer Qualifikation (Ihren Stärken) äußerte Göring-Eckardt in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ (10.11.12) wie folgt (Zitat): „Eine meiner Stärken liegt sicher darin, dass ich in den vergangenen Jahren Erfahrungen auch außerhalb der Politik gesammelt habe, in Zivilgesellschaft und Kirche. Ich kann ganz gut vor vielen reden, aber auch in einem kleinen Kreis mit fünf Gesprächsteilnehmern. Ich kann überzeugen und stehe für sachliche Auseinandersetzung, nicht für einen persönlich-verletzenden Stil. Ich setze auf Argumente und ich lasse mich auch überzeugen. Manche nennen das leise Töne. Dazu sage ich: Es geht um Klarheit und Glaubwürdigkeit, in jeder Lautstärke...“ (Ende des Zitats). Genau das aber sind mE Erfordernisse, um (auch) als Präses der Synode und in Hinblick auf das Lutherjubiläum 2017 als Flankierung Margot Käßmanns tätig zu sein.

Man kennt Katrin Göring-Eckardt in Nordhausen sehr gut und schätzt sie. (Auch als Schirmherrin des Parks Hohenrode.) Ihr Wort hat Gewicht wie überall in Thüringen und sonstwo. Kann es dann sein, dass diese Potenziale zugunsten ihres politischen Engagements über viele Monate für die Kirche einfach ruhen? Ich meine jedenfalls dass es korrekt und konsequent wäre, ihr kirchliches Engagement aufzugeben, um einer geeigneten Nachfolgerin (Nachfolger) Gelegenheit zu geben, ihre Arbeit im Interesse der Kirche und des Lutherjubiläums 2017 kontinuierlich und mit allem Einsatz fortzuführen. Bei Karin Göring-Eckardt fehlt mir jedenfalls inzwischen der Glaube eines solchen Engagements. Auch für den Fall, dass die Bundestagswahl zu einem negativen Ergebnis für sie führt.

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