Es gab in den vergangenen acht Tagen eine ganze Anzahl an Ereignissen in dieser Region und in der Welt, die mein unmittelbares Interesse fanden. Im lokalen Bereich nahm ich an manchen Vorgängen oder Veranstaltungen auch teil, und alle regten oder nötigten mich zum Nachdenken an: der von Jugendlichen gestaltete Weltfriedenstag zum Beispiel in der Bibliothek, die Gesprächsrunde von und mit der OB-Kandidatin Inge Klaan im „Felix“am Samstag, der Operngala im Theater, ich verfolgte die Bombenentschärfung im Nordhäuser Umfeld aus dem Klinikum und besuchte am Dienstag die Ausstellungseröffnung „Unvergänglich blühend“ in der Galerie der Kreissparkasse. Und dazu kamen die Programme im Fernsehen im Vorfeld der Bundestagswahl. Und gerade diese letzteren aktivierten mein Denken und Überlegen, das ja schließlich auch zu einer vernünftigen Entscheidung führen soll.
So
weit, so gut. Und dann sitze ich morgens – nach meiner üblichen
Morgenwanderung durch die Umgebung – vor dem Computer, der mir dann
während des ganzen Tages Newsletter und Berichte aus der Region und
der ganzen Welt anbietet. Ich bin ganz gewiss nicht Internetsüchtig,
ich möchte „lediglich“ meine Zeit sinn- und gehaltvoll zubringen
und informiert sein. Wo aber liegt die Grenze dieses
Informationsbedürfnisses? Und welche Berichte – etwa der WELT oder
N24 – sind für mich als Mediennutzer und Zeitgenosse von
Bedeutung? Ich bin also den ganzen Tag mit Überlegungen beschäftigt
und stelle am Abend fest, dass die Ergebnisse vielfach mager sind.
Das ist zwar unbefriedigend, aber führt schließlich auch zu der
Einsicht, dass sich das lokale und ebenso das Weltgeschehen auch ohne
mich und meine eh' unmaßgebliche Meinung weiterentwickelt. Und so
bleibt es beim sinnieren und dem Bemühen, wenigstens in meinem Kopf
Übersicht und Ordnung zu halten. Und das fällt mitunter schon nicht
leicht.
Da
sind zum Beispiel im Fernsehen aktuell die Talk-Programme zu den
Bundestagswahlen: ich war und bin mir im Grunde längst einig über
meine Wahlentscheidung (so, wie ich auch zur OB-Wahl meine
Entscheidung längst getroffen habe), und deshalb haben diese Talks
eher Unterhaltungswert. Wobei sich mir zunehmend die Vorstellung
aufdrängt, nach der diese Talkvorgänge einer Zirkusarena gleichen,
in der die Moderatoren die Domteure sind, nach deren Vorgaben oder
Weisungen die Politiker zu reagieren haben. Und die fügen sich auch
mehr oder weniger: sie dürfen reden nach Zeitvorgaben der
Moderatoren, die deren Erklärungen oder Erläuterungen auch nach
deren Maßgaben unterbrechen oder beenden. Und machen sie das mal
nicht mit oder verlassen sie gar die Arena, wird das als „Eklat“
bezeichnet, auch als Inszenierung, wie man das ja gerade bei Marietta
Slomka erlebt hat. Dabei ist nach meinem Eindruck eine ganze
Talkshow nichts anderes als eine wohldurchdachte Inszenierung der
jeweiligen Redaktion. Es ist deren und ihrer Moderatoren Stunde,
während der sie sich profilieren können: Frank Plasberg hat mit
seinem Gauland-Tribunal ein gutes Beispiel geleistet. Ich bin gewiss
kein AFD-Wähler, aber wie man jeweils mit den AfD-Teilnehmern in den
Talkshows umgeht, könnte mich schon aus Trotz dazu bringen, ihnen
meine Stimme zu geben, wenn ich kein Verantwortungsgefühl hätte.
Die Medien wissen scheinbar gar nicht, dass sie mit der Art ihres
Umgangs mit VertreterInnen dieser Partei (auch) das Gegenteil dessen
bewirken, was ihnen vorschwebt. Ja, und zum Schluss einer solchen
Talkshow gibt es gern noch ein belangloses oder albern wirkendes
„Spielchen“: die teilnehmenden Politiker haben vorgegebene
Halbsätze zu vervollständigen. Oder – wie gestern im Bayerischen
Fernsehen – haben (als ganz neuen Einfall der Moderatorin Ursula
Heller) Politiker einer bestimmten Partei für eine andere Partei
Werbung zu machen. Und sie taten es. Wen oder was soll ich da noch
ernst nehmen?
Ich
belasse es bei diesen, meinen Eindrücken und muss weiter um „klare
Kante“ bemüht sein. Und Ordnung in meinen Kopf halten. In meinem
Alter schon nicht immer ganz leicht.
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