Mittwoch, 27. September 2017

100 Jahre Theater Nordhausen: Aufschlussreiche Ausstellung in der Flohburg

Dicht besetzt war das Untergeschoss der „Flohburg“ am gestrigen Dienstag zu Beginn der Vernissage zur Sonderausstellung „Vorhang auf! 100 Jahre Theater Nordhausen“. Und wer sich zuvor schon mal im Ausstellungsraum umgesehen hatte, bekam eine erste Vorstellung
über die Geschichte des Theatergebäudes und dem, was den Besuchern in den hundert Jahren seines Bestehens im Inneren des Hauses – und vornehmlich auf dessen Bühne – geboten wurde.

Susanne Hinsching, Leiterin der Städtischen Museen Nordhausen, eröffnete die Vernissage, drückte ihre Freude über die vielen TeilnehmerInnen aus und erläuterte mit der Entstehung dieser Ausstellung und deren Umfang in großen Zügen Hintergründe gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe und Zusammenhänge dieser in Bildern, Transparenten und Dokumenten (in Vitrinen) veranschaulichten Theatergeschichte. Ihre Ausführungen ließen aber auch zumindest eine vage Vorstellung aufkommen über den Umfang des Archivs zur äußeren und inhaltlichen (auch werblichen) Geschichte der Nordhäuser Theaterlandschaft, die ja bereits mit dem Tivolitheater 1897 - dem Vorgänger des jetzigen Theaters - begann. Vorstellungen aber auch zu den Vorarbeiten zu dieser Ausstellung, die sich - so erfuhr man - über drei Stockwerke der Flohburg erstreckt: im Veranstaltungraum über die bildliche – auch
redaktionelle – Geschichte des Theaters, im ersten Obergeschoß, dem „Grünen Salon“, Karikaturen bzw. Kartoons von dem Zeichner Ronald Winter, der sich selbst unter den Teilnehmern befand. Und schließlich ist auch das zweite Obergeschoß der Geschichte des Theaters ab 1917 samt der 100-Jehr-Feier der Stadt Nordhausen gewidmet, auch mit Requisiten des Theaters wie Kostümen als Leihgaben des Theaters.


Nach dieser gerafften und doch anschaulichen Einführung leitete Hinsching über zum Intendanten Daniel Klajner („Ich schaue schon die ganze Zeit den Intendanten an...“) nicht ohne noch zu betonen, dass man heute nicht
wie sonst bei Vernissagen zwischen Musik und Vorträge wechselt, sondern eben auch theatralisch gestaltet.
Und Daniel Klajner bot zunächst eine Hommage an die „Flohburg“ und „Die alte Dame“ dem Theatergebäude, das auch er – wie Barbara Rinke schon im Festakt Tage zuvor bemerkte – für das schönste Gebäude in Nordhausen hält. Das aber erst durch ein entsprechend anspruchsvolles Innenleben seiner Aufgabe gerecht wird. Wie ja grundsätzlich hoch angesiedelte Theaterkunst nicht nur immer große Kunst bietet, sondern auch – wenn es notwendig wird – mit Provokation agiert, die auch schon mal zur Revolution führte, wie die Geschichte lehrt.
Hier aber feiert man nun hundert Jahre Theater in Nordhausen, – führt Klajner in seiner inzwischen gut bekannten Art aus „die Sie ja besser kennen dürften als ich selbst, da Sie ja zum großen Teil langjährige Theatergänger sind“. Der Intendant zeigte sich angesichts der von der Chefdramaturgin Anja Eisner redigierten und mit Titel versehenen Festschrift, den bildlichen und redaktionellen Fundus, den Vorarbeiten zu dieser Ausstellung und dem Leben, den Freuden, aber auch Leiden in und um dieses Haus und seiner Bühne tief beeindruckt (wörtlich) „Und ich meine, dass das, was wir, das Nordhäuser Publikum und wir alle so schätzen an diesem Haus: dass es einfach ein Teil des Lebens ist, eine Spiegelung dessen, was die Leute bewegt, was sie gern sehen wollen, was sie zum Teil nicht gern sehen und sich antun müssen, um mal ein bißchen Widerstand zu erleben, es ist einfach ein Spiegel der Gesellschaft dieses Theater. Und das, finde ich, macht ein Bürgertheater überhaupt erst zu einen Bürgertheater. Nicht nur, dass es von Bürgern erbaut wurde, sondern dass es quasi mitten in der Gesellschaft seine Geschichte erlebt“.
Klajner schilderte sein Zusammentreffen mit Susanne Hinsching tief unten in den Katakomben des Theaters bei der Auswahl dessen, was Inhalt der beabsichtigten Ausstellung in der Flohburg werden soll. Und er zeigte sich überwältigt von der Fülle des Archivmaterials, aus dem die Kunsthistorikerin ihre Auswahl traf. Mit dem Bemerken, dass irgendwann in der Zukunft eine systematische Sichtung erfolgen solle. Um schließlich der Ausstellung die Resonanz zu wünschen, die sie verdient.
Was dann folgte, war leichte Unterhaltung: Brigitte Roth (Sopran) und Manos Kia (Bariton)
sangen im Duett Melodien aus „Der Blaue Engel“ („Ich bin von Kopf bis Fuß, auf Liebe eingestellt“) u.a. bekannt ausdrucksstark und gefühlsbetont. Viel und lang anhaltender Beifall der Zuhörer lohnten ihre Vorträge. Danach konnte Susanne Hinsching den Vernissage-Teilnehmern nur noch die Ausstellung zur Augenscheinnahme anempfehlen, die dieser Empfehlung zumindest an diesen Abend auch in großer Zahl folgten.

Ich gehörte schon der großen Zahl der betrachtenden Gäste wegen meiner körperlichen Einschränkungen halber nicht dazu und blieb zunächst auf meinen Platz sitzen. Das fiel schon deshalb leicht, als auf der stirnseitigen Leinwand Filmausschnitte aus Operetten gezeigt wurden. Schließlich trat ich den Heimweg an mit dem Vorsatz, die Ausstellung am
Folgetag, also heute, zu besuchen, um mich in Ruhe umzusehen.


Uns das tat ich dann auch. Und war erstaunt, nach dem gestrigen Andrang diesmal keinen weiteren Besucher anzutreffen, das Interesse schien erschöpft, obwohl die Ausstellung offiziell doch erst ab heute beginnt. Ich hatte jedenfalls genügend Gelegenheit, mich mit allem, was da ausgestellt ist, bekannt zu machen. Und wurde zunehmend beeindruckt.. Und darüber werde ich – aus meiner Sicht - noch berichten. 

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