Städtische
Wohnungsbaugesellschaft setzt historischen Wohnungsbestand Am Alten
Tor bis Jahresende instand
Bei
Sanierungsarbeiten an dem historischen Gebäudeensemble Am Alten Tor
ist das älteste Reihenhaus Nordhausens entdeckt worden. Das hat die
dendrochronologische Untersuchung der Balken an den Häusern Am
Alten Tor 2-3 ergeben, die die Städtische Wohnungsbaugesellschaft
(SWG) noch bis Jahresende saniert.
Die
Gebäude, die einst in der Nordhäuser Vorstadt Altendorf standen,
wurden dem Ergebnis nach frühestens im Sommerhalbjahr 1727
errichtet. Sie sind damit knapp 300 Jahre alt und die älteste in
Nordhausen bekannte Reihenhausbebauung. „Reihenhäuser sind keine
Erfindung unserer Zeit, die gibt es schon seit dem Mittelalter. In
Nordhausen sind diese Reihenhäuser aber der erste Beleg für eine
entsprechende Bauweise aus dem 18. Jahrhundert und damit die früheste
bekannte in der Rolandstadt“, sagte Thomas Nitz, Gebietsreferent
des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie.
Die
Denkmalexperten hatten Anfang Juli fünf Holzproben aus verschiedenen
Fachwerkbalken der Häuser entnommen, die dann im Dendrolabor der
Bamberger Universität untersucht worden sind. Mit dem Ergebnis: Alle
Hölzer wurden im Winterhalbjahr 1726/27 gefällt. Es handelt sich um
Fichtenholz aus dem Südharz und der Goldenen Aue.
Nitz
freut sich, dass die knapp 300 Jahre alten Gebäude mit der Sanierung
auf ihre Anfänge zurückgeführt werden: Es entstehen wieder vier
Reihenhäuser, wie sie es im Ursprung einmal waren. „Das war die
Keimzelle der historischen Bebauung in diesem Quartier und genau die
wollten wir wieder zeigen“, sagte auch Architekt Roman Graf vom
Planungs- und Architekturbüro Graf und Partner. Die ursprünglichen
vier Häuser waren als solche nicht mehr erkennbar. Es gab zahlreiche
Um- und Anbauten. Zuletzt lebten noch zwei Familien in der
Häuserzeile.
Und noch
eine Überraschung gab es bei der Sanierung: Unter dem Putz der
Gefache wurde ein einstiges Schmuckfachwerk aus rotem Backstein mit
weißen Gipsmörtelfugen entdeckt. Aufgrund der dendrochronologischen
Ergebnisse lässt sich auch das Fachwerk eindeutig auf Anfang des 18.
Jahrhunderts datieren. „Dieser Fund zeigt, dass es scheinbar eine
Bau-Mode der damaligen Zeit war und gar nicht so selten vorkam, wie
wir bisher dachten“, sagte Nitz. Vergleichbare Ausfachungen finden
sich in Nordhausen auch am Blasii-Pfarrhaus (1713) und als
nachträgliche Ausfachung am Obergeschoss der Flohburg.
Das
Schmuckfachwerk in den Häusern Am Alten Tor 2-3 wird nicht wieder
sichtbar gemacht, weil es in einem sehr schlechten Zustand war.
Die
Sanierungs- und Bauarbeiten Am Alten Tor laufen seit etwas über
einem Jahr: Rund 2,9 Millionen Euro investiert die SWG in den Wohnhof
mit insgesamt acht barrierearmen Wohnungen, alle mit Balkon oder
Terrasse. Zum Jahresende sollen hier die ersten Mieter einziehen. Für
den kommunalen Wohnungsanbieter ist es der zweite Bauabschnitt und
damit der Abschluss des Gesamtprojektes Schärfgasse/Am Alten Tor.
Foto1:
Blick auf das im oberen Teil der Reihenhäuser freigelegte Fachwerk.
Die backsteinerne Ausfachung ist teils noch gut zu erkennen, teils
war sie aber auch in einem sehr schlechten Zustand. Mittlerweile sind
die Gefache wieder verputzt. Foto: Thomas Nitz
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen