Mit dieser Frage bin ich
sicher ein Nachzügler, denn sie stellte sich für viele
Online-Nutzer aktuell schon im Mai, sofern sie Youtube sahen. Und das
waren nicht wenige, wie man alsbald erfuhr. Ich gehörte nicht dazu.
Die Landtagswahl in Thüringen im September aber lässt die Frage
sehr aktuell erscheinen.
Auslöser war im Mai bei
Youtube ein Video, auf dem ein junger Mann namens Rezo der Politik in
Deutschland ein ganz schlechtes Zeugnis ausstellte. In „Tichys
Einblick“ konnte man dazu am 25. Mai unter Hinweis auf nzz (Neue
Züricher Zeitung) von einer Autorin Tamara Wernli lesen (Auszug):
„Rezo's CDU-Bashing hat mittlerweile über 9 Millionen Views. Ich
habe mir das einstündige Video angesehen. Kurz zusammengefasst und
im Slang von Rezo: Die CDU ist scheisse, die SPD auch. Man macht
einfallslose Politik, die vor allem an jungen Menschen vorbei zielt.
Auf die Sorgen der Jugend geht man nicht ein, und sowieso macht diese
Politik alles falsch, in so ziemlich jeden Bereich. In seiner
Argumentation bezieht sich Rezo auf unzählige Quellen und benützt
die Sprache seiner Community.“(Ende des Auszugs).
Auf den Vorgang wurde ich
zunächst aufmerksam durch die Reaktion der CDU-Vorsitzende Annegret
Kamp Karrenbauer. Die sich etwas ungewöhnlich und wohl auch
unüberlegt zu dem Rezo-Video äußerte. Und dadurch in die Kritik
geriet.
Nun gehört ja zu jeder
der angegriffenen Parteien eine Jugendorganisation, deren Vertreter
eher berufen gewesen wären, sich zu den massiven Rezo-Vorwürfen
zu äußern als die CDU-Vorsitzende. Von dort allerdings kam meines
Wissens zunächst nichts, man ließ Kamp-Karrenbauer „im Regen“
stehen.
Immerhin stieß ich in der
Rückschau im Juli in der WELT auf eine Reaktion der Jungen Union
(JU) zu dem Rezo-Video, in der ein prinzipieller „Neustart“ der Kommunikation
bei der CDU gefordert wird. Die JU verlangt dabei die Entwicklung
einer „übergeordneten Kommunikationsstrategie“, außerdem
müssten Fehler offen eingestanden werden, zitierte seinerzeit „Welt
am Sonntag“ aus dem Beschluss, der ihr vorliegen würde. Eine
solche Strategie aber konnte ich bis heute nicht erkennen. Und so
bleibt es zunächst bei meiner obigen Frage: „Für wen wird in
Deutschland Politik gemacht?“
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