In Nordhausen : 4. regionales Netzwerktreffen Migration und Entwicklung auf kommunaler Ebene für Mitteldeutschland
Nordhausen (psv)
„Ungebrochen
groß ist der Wunsch nach Austausch, Vernetzung sowie nach Inspirationen
für ein gelingendes Miteinander von neu zugezogener und ansässiger
Bevölkerung in den mitteldeutschen Kommunen.
Dies zeigte auch das 4. regionale Netzwerktreffen mit seinen knapp 70
Teilnehmenden in Nordhausen. Eingeladen hatten die Servicestelle
`Kommunen in der Einen Welt´ und das `Entwicklungspolitische Netzwerk
der Migrantenorganisationen in Thüringen (Migranetz)´,
sagte jetzt Gabriela Sennecke von der Nordhäuser Stadtverwaltung.
Zwei
Tage lang tauschten sich Kommunen und ihre (migrantische)
Zivilgesellschaft dazu aus, wie Bildung zum Thema Flucht die
Verständigung in den
Kommunen voranbringen kann und wie entwicklungspolitische Themen
gemeinsam mit Migrantinnen und Migranten gestaltet werden können.
„Beispielhaft
zeigte das gastgebende Nordhausen, wie ein verschränktes Engagement von
Kommune und Zivilgesellschaft zum Motor für die Umsetzung
globaler Themen in der Kommune werden kann. In enger Kooperation
verwirklichen das Amt für Zukunftsfragen und Stadtentwicklung von
Nordhausen und der Verein Schrankenlos e.V. Projekte globaler Bildung an
Schulen (faires Hausaufgabenheft, interaktive Schultage
etc.) und für die breite Öffentlichkeit (Modeschauen zu fair
produzierter Kleidung, Ausstellungen etc.). Seit 2010 ist Nordhausen als
erste Fair-Trade-Stadt der neuen Bundesländer und als erster Fair Trade
Landkreis zertifiziert. Aktuell arbeitet Nordhausen
im Rahmen eines Projekts der SKEW daran, die nachhaltigen
Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) breiter auf die
Kommune zu beziehen und sich als „global nachhaltige Kommune“
aufzustellen“, so Frau Sennecke.
Auch
migrantische Akteure engagieren sich in Mitteldeutschland zu
entwicklungspolitischen Themen. Vieles davon sei aber noch nicht
hinreichend sichtbar,
fasste Janny Guevara von „Migranetz“ zusammen und lud die anwesenden
Kommunen dazu ein, das Treffen für ein besseres Kennenlernen und
Vernetzung zu nutzen.
Viele
Migrantinnen und Migranten bringen schon Ideen mit und möchten sich als
Kooperationspartner aktiv anbieten. Dabei sei es aber wichtig, sie
als gleichwertige Partner von Beginn an in die Entwicklung von
Projekten einzubeziehen, betonte Janny Guevara. Beispielhaft stellte
sich die Somalische Gemeinschaft Thüringen e.V. vor. Deren Anliegen sind
neben der Stärkung der somalischen Communities in Mitteldeutschland
(z.B. in Form eines landesweiten Jugend-Fußballturniers) auch
entwicklungspolitische Hilfsprojekte in Somalia (z.B. Installation von
Wasserpumpen). Aber auch auf Landesebene schließen sich zunehmend
migrantische Akteurinnen und Akteure zusammen. In Sachsen
etwa wird die entwicklungspolitische Arbeit über Miguel Ruiz vom
Entwicklungspolitischen Netzwerk Sachsen koordiniert. In Sachsen-Anhalt
hat sich das Landesnetzwerk LAMSA etabliert.
Besonders
auch die Austauschrunden des Netzwerktreffens seien von den
Teilnehmenden angeregt genutzt worden. „Partnerarbeiten und
Arbeitsgruppen
ermöglichten es, unterschiedliche Sichtweisen, Handlungsrahmen und
Visionen aufzuzeigen und das Verständnis füreinander zu stärken. Immer
wieder aufeinander zugehen, Austausch suchen und Netzwerke etablieren
waren wiederkehrende Ergebnisse der Gespräche. Aber
auch wie gut sich an vielen Stellen globale und interkulturelle Bildung
bereits etabliert hat oder auch wie Geflüchtete zunehmend selbst aktiv
werden, wurde sichtbar“, meinte Frau Sennecke.
Die
Veranstaltung schloss mit einem Ausblick darauf, wie sich Kommunen und
migrantische Organisationen gemeinsam auch in entwicklungspolitischen
Projekten mit dem Ausland engagieren können. Huong Trute (Wernigeröder
Interkulturelles Netzwerk) und Katrin Anders (Stadtverwaltung
Wernigerode) stellten die kommunalen Partnerschaft zwischen Wernigerode
und dem vietnamesischen Hoi An vor.
Aus
der Anfrage der migrantischen Akteure an die Stadtverwaltung
Wernigerode habe sich hier eine umfangreiche Klimapartnerschaft
entwickelt. Gefördert
vom NAKOPA-Programm der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt
konnte z.B. ein Photovoltaic-Projekt in Hoi An umgesetzt und Impulse
für die Nutzung nachhaltiger Energien gesetzt werden. Dabei wirken die
Aktivitäten und die zahlreich
gewachsenen persönliche Verbindungen auch auf die Wernigeröder
Bevölkerung zurück und stärken das Bewusstsein für globale
Zusammenhänge, berichteten die beiden Akteurinnen aus Wernigerode.
„Aufgrund der positiven Resonanz des Netzwerktreffens ist ein Folgetreffen in etwa einem Jahr vorgesehen“, sagte Frau Sennecke.
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