Fragen an den Intendanten Daniel Klajner, Dirigent des Konzerts zum Jahreswechsel
Was
wäre der Jahreswechsel ohne die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven,
gespielt vom Loh-Orchester Sondershausen gemeinsam mit Solisten und dem
Opernchor des Theaters Nordhausen
sowie Chorsängern aus Nordhausen und Sondershausen? Wie im vergangenen
Jahr übernimmt Intendant Daniel Klajner auch diesmal die musikalische
Leitung. Die Fragen stellten Konzertdramaturgin Juliane Hirschmann und
Pressereferentin Birgit Susemihl.
Seit wann begleitet Sie diese Sinfonie?
Als
ich meine erste Stelle als Generalmusikdirektor antrat, habe ich gleich
einige Meilensteine der Opernliteratur und des symphonischen
Repertoires auf den Spielplan gesetzt,
u.a. Beethovens 9. Sinfonie. Damals, 27-jährig, bin ich dem Rat eines
meiner Lehrer gefolgt, der meinte, dass ich gleich beginnen sollte, auch
diese großen und respekteinflößenden Werke aufzuführen. Dann würde die
Hoffnung bestehen, dass ich in seinem Alter
– er war etwa 80 Jahre alt - zu einer befriedigenden Interpretation
fände. So bin ich seit 27 Jahren mit dieser unglaublichen Sinfonie auf
dem Weg…
Gibt es eine besondere Erinnerung, die Sie mit dieser Sinfonie verbinden?
Die
gibt es tatsächlich: Nach dem Mauerfall im Dezember 1989 dirigierte
Leonard Bernstein die 9. Sinfonie von Beethoven zweimal in Berlin;
einmal in West- und dann in Ostberlin
am ersten Weihnachtsfeiertag. Im berühmten 4. Satz, in der „Ode an die
Freude“, ließ er anstelle von „FREUDE, schöner Götterfunken“ „FREIHEIT,
schöner Götterfunken“ singen! Als langjähriger Assistent von Bernstein
habe ich auch diese Konzerte begleitet. Sie
gehören zum Emotionalsten, was ich in meinem Musikerdasein erleben
durfte. Neun Monate später war der Meister tot.
Was ist für Sie persönlich das Bemerkenswerte an Beethovens letzter Sinfonie?
Diese
Sinfonie, die Beethoven in völliger Taubheit geschrieben hat, ist für
mich eines der bewegendsten, tiefgreifendsten, allgemeingültigsten und
modernsten Werke, die je
ein Mensch gefühlt, erdacht und niedergeschrieben hat. In dieser
Sinfonie scheint das ganze Leben Beethovens kondensiert zu sein. Seine
geniale musikalische Meisterschaft, die er seit frühester Kindheit
geschult, verfeinert und im Verlauf seines Lebens zu
höchsten Höhen geführt hat, steht als erstes ganz groß vor uns. Dann
sehen wir, wie seine ganz persönlichen Triumphe, Hoffnungen und
Niederlagen als Emotionen in diesem Werk ausgebreitet vor uns liegen.
Auch die kriegerischen und sozialen Tragödien seiner
Zeit werden verhandelt und finden Eingang in diesem Opus Magnum. All
das ist nicht explizit ausformuliert und trotzdem allgegenwärtig zu
spüren. Im 4. Satz erhebt Beethoven seine Stimme unter Zuhilfenahme von
Schillers „Ode an die Freude“, um Menschen Mut
zu machen, sich gegen die Verzweiflung, gegen Ungerechtigkeit, Krieg,
Ausgrenzungen und Mutlosigkeit zu erheben. Es ist ein Aufruf, das Gute
nie aus dem Blick zu verlieren!
Was
ist das Besondere an unserem Konzert zum Jahreswechsel – wie gestaltet
sich die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Chorsängern?
Dieses
Werk ruft wie schon angedeutet zur gemeinsamen Freude auf, zum
Optimismus, zum Blick nach oben und zu einer Bewusstheit im Umgang mit
der Natur, den Menschen und unserer
sozial immer wieder aus den Fugen geratenden Gesellschaft auf. Welches
Werk könnte geeigneter als Beethovens 9. Sinfonie sein, den
Jahreswechsel einzuläuten! Welches Werk wäre prädestinierter, um mit
ganz vielen Sängern und Musikern gemeinsam zu musizieren,
um dieses von Beethoven erschaffene Universum mit noch mehr Menschen zu
teilen!!
Warum sollte man das Konzert zum Jahreswechsel nicht verpassen?
Der
Freude wegen! Wegen des Elysiums, der Cherubime und der Götterfunken.
Viele Gründe dabei zu sein! – Und nicht zu vergessen: wegen der Chöre,
der Solisten und des Loh-Orchesters
Sondershausen.
Das
Konzert zum Jahreswechsel „Freude, schöner Götterfunken“ findet am
Donnerstag, 28.12., um 19.30 Uhr im Theater Nordhausen und am Freitag,
29.12.,
um 19.30 Uhr im Haus der Kunst Sondershausen statt. Für das Konzert im
Theater gibt es nur noch wenige Restkarte. Für das Konzert in
Sondershausen gibt es Karten an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34
52), in der Touristinformation Sondershausen (Tel. 0 36
32/78 81 11), im Internet unter www.theater-nordhausen.de
und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.
Foto: Roland Obst
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