So
sehe und beurteile ich die Aktivitäten des Vorsitzenden des
Kunsthaus-Meyenburg-Fördervereins Dr. Wolfgang Pientka, um das
Kunsthaus. Vielfach assistiert von seiner Frau Hannelore und stets in
Übereinstimmung mit der Leiterin des Kunsthauses, der
Kunsthistorikerin Susanne Hinsching. Und das alles mit dem Anliegen,
die Position des Kunsthauses in seiner inneren und äußeren
Gestaltung samt seiner gesellschaftlichen Bedeutung als kulturellen
und künstlerischen Leuchtturm in Nordhausen zu sichern und zu
vergrößern.
Man
erinnert sich aus jüngerer Zeit an die von Dr. Pientka organisierte
erfolgreiche Spendenaktion
zur Meyenburg-Büste, die im September
eingeweiht werden konnte. Mit der das Kunsthaus nach außen hin „sein
Gesicht“ erhielt. Und ebenso erinnert man sich an die ebenso von
Dr. Pientka organisierte Spendenaktion zum Ankauf der Original-Skizze
eines markanten Stiches Nordhausens von Lyonel Feininger. Auch sie
verlief erfolgreich, die Übergabe erfolgte gerade heute und wird
morgen anlässlich des Weihnachtstreffens den Mitgliedern des
Fördervereins, deren Begleitern und Freunden vorgestellt. Auf die
sonstigen umfangreichen gestaltenden und publizistischen Aktivitäten
der Pientkas soll hier nicht weiter eingegangen werden, im
Mittelpunkt des morgigen Weihnachtstreffens steht die Vorstellung
dieser bemerkenswerten Skizze Feiningers. Zu der Dr. Hannelore
Pientka das folgende Statement schrieb:
Feininger
–
„Naturnotizen“ als papiernes Gedächtnis
Gestatten
Sie mir an dieser Stelle ein wenig auf die Art und Weise einzugehen,
wie Lyonel Feininger die ihn interessierenden Motive umsetzte. Es
wäre ein gesonderter Vortrag wert. Hier möchte ich mich auf die
s.g. „Naturnotizen“ beschränken. Was heute das Smartphone ist,
war zu Feiningers Zeit der Notizblock – gewissermaßen ein
Schnappschuss, ein Eindruck des Gesehenens. Viele Künstler fanden
ihre Motive in der Natur und brachten sie auch dort auf die Leinwand
oder das Papier. Für diese Malweise gebraucht man den Begriff „plein
air“ (frz. ‚im Freien‘). Lyonel Feininger schuf seine Werke im
Atelier, in seiner „Werkstatt“. Die Grundlage waren eben die
erwähnten „Naturnotizen“. Berühmt geworden sind beispielsweise
seine Bilder von Kirchen und Dorfkernen des Weimarer Umlandes in
Thüringen, wohin er sich zwischen 1906 und 1937 immer wieder für
Arbeits- und Studienaufenthalte begab. Hunderte Naturnotizen zeigen
die Kirchen, Brücken und Ortskerne von
Dörfern wie Kromsdorf,
Mellingen, Possendorf, Vollersroda oder Zottelstedt. Allein für die
Vielzahl der Darstellungen der Dorfkirche von Gelmeroda bilden über
80 Naturnotizen die Basis.
Vielleicht
hinkt der Vergleich: Aber schon zu Feiningers Zeit endete der
Horizont an der Hainleite und dem Kyffhäusergebirge. Die aktuelle
Politik im Land Thüringen lässt grüßen. Wir wissen nicht mit
Sicherheit, was den Künstler nach Nordhausen geführt hat.
Existieren – wie schon erwähnt – hunderte Naturnotizen von der
engeren und weiteren Umgebung Weimars, so gibt es meiner Kenntnis
nach nur diese eine Skizze von der Blasii-Kirche – die einzige
nördlich des Thüringer Beckens. Und diese einzige ist nun im Besitz
des Kunsthauses Meyenburg. Die Naturnotizen waren nicht nur auf
Papier gebannte Eindrücke, sondern das papierne Gedächtnis
Feiningers. Als Bewies möge die kolorierte Radierung aus dem Jahr
1947 dienen, die der Künstler auf der Basis der heute übergebenen
Radierung schuf. 15 Jahre nach dem Aufenthalt in Nordhausen und 10
Jahre nach seiner Rückkehr in die USA – als ein in Deutschland
durch die Nazis verfemter und entarteter Künstler.
In
diesem Sinne ist diese Naturnotiz doch einzigartig – nicht nur als
Motiv einer Nordhäuser Kirche, sondern als einzige Skizze dieser
Region. Die nächsten Orte, deren Motive wieder auf einigen
Naturnotizen skizziert wurden, findet man im Harz – konkret in
Braunlage und der Umgebung. Jedoch sind diese gewissermaßen unter
„Zwang“ entstanden, als Feininger als USA-Bürger während des
Ersten Weltkrieges sich in Berlin aufhalten musste und nur mit
Sondergenehmigung die Stadt verlassen durfte. Aber dies ist wie schon
erwähnt ein anderes Thema und einen eigenständigen Vortrag wert.
Dr.
Hannelore Pientka
Mitglied des Vorstandes des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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