Mittwoch, 13. Dezember 2017

Kunsthaus Meyenburg-Förderverein: Organisieren, gestalten, publizieren

So sehe und beurteile ich die Aktivitäten des Vorsitzenden des Kunsthaus-Meyenburg-Fördervereins Dr. Wolfgang Pientka, um das Kunsthaus. Vielfach assistiert von seiner Frau Hannelore und stets in Übereinstimmung mit der Leiterin des Kunsthauses, der Kunsthistorikerin Susanne Hinsching. Und das alles mit dem Anliegen, die Position des Kunsthauses in seiner inneren und äußeren Gestaltung samt seiner gesellschaftlichen Bedeutung als kulturellen und künstlerischen Leuchtturm in Nordhausen zu sichern und zu vergrößern.

Man erinnert sich aus jüngerer Zeit an die von Dr. Pientka organisierte erfolgreiche Spendenaktion
zur Meyenburg-Büste, die im September eingeweiht werden konnte. Mit der das Kunsthaus nach außen hin „sein Gesicht“ erhielt. Und ebenso erinnert man sich an die ebenso von Dr. Pientka organisierte Spendenaktion zum Ankauf der Original-Skizze eines markanten Stiches Nordhausens von Lyonel Feininger. Auch sie verlief erfolgreich, die Übergabe erfolgte gerade heute und wird morgen anlässlich des Weihnachtstreffens den Mitgliedern des Fördervereins, deren Begleitern und Freunden vorgestellt. Auf die sonstigen umfangreichen gestaltenden und publizistischen Aktivitäten der Pientkas soll hier nicht weiter eingegangen werden, im Mittelpunkt des morgigen Weihnachtstreffens steht die Vorstellung dieser bemerkenswerten Skizze Feiningers. Zu der Dr. Hannelore Pientka das folgende Statement schrieb:

Feininger – „Naturnotizen“ als papiernes Gedächtnis

Gestatten Sie mir an dieser Stelle ein wenig auf die Art und Weise einzugehen, wie Lyonel Feininger die ihn interessierenden Motive umsetzte. Es wäre ein gesonderter Vortrag wert. Hier möchte ich mich auf die s.g. „Naturnotizen“ beschränken. Was heute das Smartphone ist, war zu Feiningers Zeit der Notizblock – gewissermaßen ein Schnappschuss, ein Eindruck des Gesehenens. Viele Künstler fanden ihre Motive in der Natur und brachten sie auch dort auf die Leinwand oder das Papier. Für diese Malweise gebraucht man den Begriff „plein air“ (frz. ‚im Freien‘). Lyonel Feininger schuf seine Werke im Atelier, in seiner „Werkstatt“. Die Grundlage waren eben die erwähnten „Naturnotizen“. Berühmt geworden sind beispielsweise seine Bilder von Kirchen und Dorfkernen des Weimarer Umlandes in Thüringen, wohin er sich zwischen 1906 und 1937 immer wieder für Arbeits- und Studienaufenthalte begab. Hunderte Naturnotizen zeigen die Kirchen, Brücken und Ortskerne von
Dörfern wie Kromsdorf, Mellingen, Possendorf, Vollersroda oder Zottelstedt. Allein für die Vielzahl der Darstellungen der Dorfkirche von Gelmeroda bilden über 80 Naturnotizen die Basis.
Vielleicht hinkt der Vergleich: Aber schon zu Feiningers Zeit endete der Horizont an der Hainleite und dem Kyffhäusergebirge. Die aktuelle Politik im Land Thüringen lässt grüßen. Wir wissen nicht mit Sicherheit, was den Künstler nach Nordhausen geführt hat. Existieren – wie schon erwähnt – hunderte Naturnotizen von der engeren und weiteren Umgebung Weimars, so gibt es meiner Kenntnis nach nur diese eine Skizze von der Blasii-Kirche – die einzige nördlich des Thüringer Beckens. Und diese einzige ist nun im Besitz des Kunsthauses Meyenburg. Die Naturnotizen waren nicht nur auf Papier gebannte Eindrücke, sondern das papierne Gedächtnis Feiningers. Als Bewies möge die kolorierte Radierung aus dem Jahr 1947 dienen, die der Künstler auf der Basis der heute übergebenen Radierung schuf. 15 Jahre nach dem Aufenthalt in Nordhausen und 10 Jahre nach seiner Rückkehr in die USA – als ein in Deutschland durch die Nazis verfemter und entarteter Künstler.
In diesem Sinne ist diese Naturnotiz doch einzigartig – nicht nur als Motiv einer Nordhäuser Kirche, sondern als einzige Skizze dieser Region. Die nächsten Orte, deren Motive wieder auf einigen Naturnotizen skizziert wurden, findet man im Harz – konkret in Braunlage und der Umgebung. Jedoch sind diese gewissermaßen unter „Zwang“ entstanden, als Feininger als USA-Bürger während des Ersten Weltkrieges sich in Berlin aufhalten musste und nur mit Sondergenehmigung die Stadt verlassen durfte. Aber dies ist wie schon erwähnt ein anderes Thema und einen eigenständigen Vortrag wert.
Dr. Hannelore Pientka Mitglied des Vorstandes des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins


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