Samstag, 20. Mai 2017

Nordhausen: wie es war - wie es ist (2)

Am Donnerstag also wurde im historischen Museum Flohburg in Nordhausen die hochinteressante und aufschlussreiche Sonderausstellung eröffnet, deren Motto „Nordhausen vor der Zerstörung bis heute“ schon hinreichend erkennen lässt, was Thema dieser Ausstellung ist. Das in den Vorschauberichten und den Erläuterungen in der Einladung zu dieser Fotoausstellung noch weiter erläutert wird: „Für heutige wie auch künftige Generationen ist der in der Ausstellung beispielhaft mögliche Vergleich von Straßenmotiven von damals und heute anhand überlieferter mit aktuellen Fotografien bedeutsam und lehrreich. Stadtgeschichte und Städtebau können konkret nachvollzogen und vom selben Standpunkt der Fotografen beurteilt werden“, heißt es da zum Beispiel. Und das bedeutet, dass die Zerstörung Nordhausens im April 1945 diesmal ebenfalls Mittelpunkt dieser Ausstellung ist, diesmal allerdings unter stadtgeschichtlichen und städtebaulichen Gesichtspunkten. Bekanntlich war das menschliche Drama mit seinen katastrophalen Opfern unter Einheimischen, viele Flüchtlingen aus dem Osten und Häftlingen des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora Gegenstand einer Sonderausstellung 2015 ebenfalls im Museum Flohburg. Damals hieß es zu den stadtgeschichtlichen Auswirkungen der Bombardements, nur 2300 der 14 300 Wohnungen in der mehr als
1000 Jahre alten Stadt am Südharz waren nach dem Zweiten Weltkrieg noch unversehrt. Narben seien bis heute in der Stadt sichtbar. Damals machte der frühere Nordhäuser Bürgermeister Dr. Manfred Schröter anlässlich eines Rundgangs durch die Stadt auf diese Narben aufmerksam. Stationen dieses Rundganges waren das Humboldt-Gymnasium in der Blasiistraße, die Wallroth-, Riemann-, Schröter- und Stolberger Straße, der August-Bebel-Platz bis zur Hohekreuzstraße und dem Rathaus. Dr.Schröter erlebte die Bombardierung seiner Heimatstadt 1945 als 10-Jähriger.


Nun also am Donnerstag die Vernissage zu „Nordhausen vor der Zerstörung bis heute“. Nachdem die gehaltenen Ansprachen der Nordhäuser Bürgermeisterin Jutta Krauth und des Impulsgebers zu dieser Ausstellung, Dr. Dirk Schmidt (Aumühle) weitgehend mit den Vorschauen übereinstimmen, verzichte ich auf die Wiedergabe der Mitschnitte und beschränke mich auf Auszüge dieser Vorschauen.

Es sind historische Großfotos und aktuelle Abbilder von Alt-Nordhausen, die in dieser Ausstellung gut 70 Jahre nach der Zerstörung Nordhausens zu sehen sind. Die Anregung zu dieser spannenden Schau kam von Dr. Dirk Schmidt aus Aumühle und wurde vom Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein unter Hans-Jürgen Grönke gern aufgenomen, der diese Idee in Zusammenarbeit mit der Flohburg | Das Nordhausen Museum mit viel Engagement in die Realität umsetzte. Dr. Schmidt bemerkte deshalb auch in seiner Ansprache, dass eigentlich nicht er, sondern Hans-Jürgen Grönke vor's Mikrofon gehörte. Zur Begründung seiner nicht ganz logischen Initiative bot der 87 jährige Dr. Schmidt persönliche Erinnerungen als Schüler am Gymnasium an der Morgenröte und im Humboldt-Gymnasium. Bekannt ist ja in interessierten Kreisen, dass er sich schon seit
Jahren um die Geschichte Bleicherodes verdient macht, Auch der „Förderverein Alte Kanzlei Bleicherode“ trug zu dieser Ausstellung bei.

Bürgermeisterin Jutta Krauth hatte zuvor schon zu einen „virtuellen Spaziergang“ durch die Ausstellung angeregt und sinngemäß gemeint, dass ja noch zahlreiche Nordhäuser leben, die sich noch aus ihrer Kindheits- und Jugendzeit an das einstige Bild der Stadt
erinnern. Sicher würden bei ihnen viele Reminiszenzen wach und können so an Jüngere weitergegeben werden.
Für heutige wie auch künftige Generationen ist der in der Ausstellung beispielhaft mögliche Vergleich von Straßenmotiven von damals und heute anhand der überlieferten mit aktuellen Fotografien bedeutsam und lehrreich. Stadtgeschichte und Städtebau können konkret nachvollzogen und vom selben Standpunkt der Fotografen beurteilt werden. Wurde der zerstörte Großteil Nordhausens ja doch nach dem II. Weltkrieg vollkommen und mit immensem Aufwand umgestaltet. Darüber wird die ab Ende Mai 2017 im Bürgerhaus zu sehende Sonderausstellung zum „Planungsstab Friedrich W.A. Stabe“ umfassend informieren. Nach dem Krieg hat die zentrale Stadtplanung – namentlich jene des „Planungsstabes Stabe“ die Mitte der Stadt völlig neu
strukturiert. Die alten Straßenzüge sind verschwunden, die frühere Anpassung der Bebauung an die Landschaft der Stadtfläche ist durch Planierung und Beseitigung (z. B. Lesserstiege, Bahnhofstraße, Vor dem Vogel, Rautenstraße, Kornmarkt, Töpferstraße usw.) teilweise nicht mehr erkennbar.
Damit leisten praktisch beide – wenn gleich sehr unterschiedliche – Ausstellungen gemeinsam einen einzigartigen Beitrag zum 1090. Gründungsjubiläum der Stadt im Jahre 927 und die Alt-Nordhausen-Schau mit dem Verweis auf Wohnstätten von „Luthers Freunden im Südharz“ zugleich auch zum 500. Reformationsjubiläum.

„Die Ausstellung ist nur mit Unterstützung von Sammlern und Förderern möglich geworden“, erklärte die Leiterin der Nordhäuser Museen, Susanne Hinsching, die schon eingangs der Ausstellung die Gäste begrüßt und den Cellisten des Loh-Orchesters Sebastian Hennemann, vorgestellt hatte, der die Ausstellung musikalisch auf seinem Instrument eindrucksvoll bereicherte. Und – so Hinschin weiter - gilt unser Dank auch und ausdrücklich dem Förderverein Alte Kanzlei Bleicherode e.V., der Stiftung Kreissparkasse Nordhausen und dem Humboldt-Gymnasium. Dr. Wolfram Theilemann, Leiter des Stadtarchivs Nordhausen - der auch für die Festschrift „Nordhusiana“ anlässlich des 1090 Stadtjubiläums verantwortlich zeichnet - und andere Leihgeber stellten Bildvorlagen zur Verfügung.“

Die Ausstellung ist nun bis zum 3. September im Museum Flohburg, Die-So, von 10 bis 17 Uhr, zu sehen.

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