Deutschland bei Tabakkontrolle auf dem vorletzten Platz von 34 europäischen Ländern / Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt UAS nimmt Stellung anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai

„Bei den Zigarettenautomaten sind wir Weltmeister: 330.000 Automaten gibt es sonst nirgendwo“, betont Stöver. „Ihre stillschweigende Botschaft lautet meiner Meinung nach, dass Tabakkonsum zum Alltag und zum Stadtbild gehört. Deshalb fordere ich, alle Automaten abzuschaffen. Die Registrierung per Bankkarte oder Personalausweis als volljährige Person war zwar ein richtiger Schritt zum Schutz der Jugendlichen, kann aber
leicht umgangen werden und geht mir nicht weit genug.“
110.000 tabakbedingte Todesfälle gibt es in Deutschland pro Jahr, das heißt 300 Menschen sterben pro Tag vorzeitig an den Folgen des Rauchens. „Folgeschäden des Rauchens sind hierzulande die häufigste Todesursache“, erklärt Stöver. Die tabakbedingten Schäden wie Arzt-, Therapie- und Krankenhauskosten, Arbeitsausfälle sowie Nichtraucherschädigungen werden auf ca. 21 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt. „Die Tabakpolitik setzt in Deutschland einseitig auf Abstinenz während schadensminimierende Strategien für diejenigen Raucher/-innen, die noch nicht aufhören können oder wollen, tabuisiert werden. Rauchreduktionsprogramme und E-Zigaretten sollte hier bedeutendere Rollen einnehmen, wie es in anderen Ländern – etwa in England – bereits erfolgt ist“, fordert Stöver. „Zudem wird in Deutschland vergleichsweise wenig für eine effektive Tabakprävention getan. Deutschland ist das einzige Land in Europa, das noch uneingeschränkt Tabakaußenwerbung erlaubt, das darf nicht sein. Tabakkontrollpolitik muss endlich wirksame Maßnahmen gegen das Rauchen ergreifen und konsequent Gesundheitsinteressen über wirtschaftliche Interessen der Tabakindustrie stellen. Auch Verluste durch Steuereinnahmen dürfen hier keine Rolle spielen“, mahnt Stöver an.
Gerne steht Prof. Dr. Stöver für Interviews, Fragen und weitere Statements rund um den
Weltnichtrauchertag zur Verfügung.
Zur Person Stöver:
Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und Professor am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt UAS. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die sozialwissenschaftliche Suchtforschung. Er ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS. Zurzeit leitet er u.a. das Forschungsprojekt „Der Konsum von elektronischen Dampferzeugnissen (eDe) unter Jugendlichen“, das neben der Analyse des Konsums auch praktische Vorschläge für einen verbraucherschutzorientierten Umgang mit elektronischen Dampferzeugnissen entwickelt. Er hat den Master-Studiengang „Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ der Frankfurt UAS mitinitiiert.
Kontakt:
Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Heino Stöver, Telefon: 069/1533-2823, E-Mail: hstoever@fb4.fra-uas.de
Die Publikation „Die E-Zigarette – Geschichte, Gebrauch, Kontroversen", die Stöver herausgegeben hat,bildet die Basis für eine gesundheitspolitische Neuausrichtung der Diskussion um die Bedeutung und denStellenwert der E-Zigarette in den Strategien der Rauchentwöhnung. Sie ist über den Fachhochschulverlag zu erwerben.
Nicola Veith Pressestelle, Frankfurt University of Applied Sciences
Mitteilung des idw – Informationsdienst Wissenschaft am 26.Mai 2017
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