Vom
Nordhäuser Theater zur Bühne des KZ Auschwitz
Heinz
Huber - der ‚Salome‘-Intendant der Spielzeit 1925/1926
Es
gibt wohl kaum einen Kunst- und Kulturinteressierten in unserer
Region, der nicht von der ‚Salome‘-Inszenierung am Theater
Nordhausen berührt worden ist. Es ist und war wie ein Sog – nach
dem mehr als gelungenen KUNSTSALON zu Salome im Kunsthaus Meyenburg
die Premiere. Selbst Menschen, die sehr schnell in Wort und
Kommentaren sind – wie die Unterzeichnenden – brauchten Zeit, um
den Eindruck dieser Inszenierung zu verarbeiten. Aus Sicht
langjähriger Besucher am Buchstand: „einfach genial!“ Vielleicht
aber eine scheinbare Nebensächlichkeit: Seit der Spielzeit 1925/1926
war hier und heute das erste Mal wieder die „Salome“ im Theater
Nordhausen zu erleben. Damals – vor 91 Jahren – unter dem
Direktor
des Musiktheaters Heinz Huber, der in dieser Spielzeit
immerhin 14 Opern und zehn Operetten zur Aufführung brachte! Nach
seiner Zeit als Leiter des Musiktheaters und Intendant (1923 -1927)
leitete er als alleiniger Intendant das Theater bis 1933. Am 7. März
1933 konnte er seine letzte Inszenierung zur Premiere bringen. Er
musste seinen Stuhl räumen, weil er nicht seinen Ehrgeiz darin sah,
dass „sein Stadttheater eine Stätte deutscher Kunst und völkischer
Erhebung werde“ (Heinz Sting, Oberbürgermeister Nordhausens 1933).
Er ging nach Saarbrücken – das Saarland damals bis 1935
‚Mandatsgebiet des Völkerbundes‘ - und leitete dort das
Staatstheater. Weiter führte ihn sein Weg nach Beuthen, heute Bytom
im damaligen Oberschlesien. Und dort war dieses Theater neben anderen
Bühnen zuständig für die ‚Unterhaltung‘ des KZ-Personals des
Vernichtungslagers Auschwitz, das „Bespielen“ der dortigen Bühne.
Belegt ist, dass Heinz Huber am 7. Juni 1944 dort das Lustspiel
„Heimliche Brautfahrt“ organisierte. Welch eine Belastung für
solch eine Persönlichkeit! Recherchiert man das Programm dieser
‚Spielstätte‘, so gab es im Jahr 1944 fast zweiwöchentlich
Gastspiele - oft Komödien oder beispielsweise einen ‚Wiener
Abend‘. Gekrönt wurde das Perverse dieses Regimes, als im Februar
1944 „Großdeutschlands jüngste Bühne“ – das ‚Oberschlesische
Schauspiel-Theater der Stadt Gleiwitz‘ gegründet wurde. Heinz
Huber blieb aber soweit er konnte dem Regime fern und wurde nach 1945
Intendant des Pfalztheaters Kaiserslautern. Danach verlieren sich
seine Spuren. Vielleicht lohnt aber eine weitergehende Recherche? Er
war immerhin einer der Intendanten dieser nunmehr 100 Jahre
bestehenden Nordhäuser Bühne!
Hannelore
und Wolfgang R. Pientka
Mitglieder des
Theater-Fördervereins
Foto: Roland Obst
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