Für Dienstag ist eine Kabinettsentscheidung angekündigt, den zum August 2017 bereits eingestellten tarifbeschäftigten und allen neu einzustellenden Lehrerinnen und Lehrer die Verbeamtung anzubieten. Hintergrund für diese Entscheidung ist der akute und weiterhin drohende Lehrer*innenmangel. „Die Verbeamtung kann nur einen Teil der Probleme lösen“, so Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen, „und diese Probleme sind überwiegend hausgemacht. Die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen ist lange verschlafen wurden. Und auch weiterhin mangelt es an Strategien des zuständigen Ministeriums.“
Der Landesvorstand der GEW Thüringen hat sich dazu bereits am 30. November 2016 positioniert und erneuert seine Kritik an dieser einseitigen Entscheidung: „Die Beschäftigungsbedingungen im Schulbereich müssen deutlich verbessert werden. Die GEW Thüringen ist der Ansicht, dass die Schaffung von Verbeamtungsmöglichkeiten im Schulbereich die Probleme, die bei der bedarfsgerechten und dauerhaften Besetzung sowohl von unbefristeten als auch befristeten Stellen entstehen, allein nicht lösen. Hierzu ist u. a. notwendig, den Zusammenhang zwischen Verbeamtung und Änderungen im Besoldungsrecht (zuvorderst die Besoldung/ Eingruppierung der Regelschullehrer aller Schularten in A 13/E 13) herzustellen.“
Kathrin Vitzthum: „Auch Sachsen hat das Problem mangelnder Regelschullehrerinnen und Regelschullehrern erkannt und gruppiert diese in die E 13 TV-L ein. Thüringen darf nicht zurückstehen, wenn es darum geht, Regelschulen mit qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern auszustatten. Die Bewerberzahlen sprechen da leider eine deutliche Sprache: Im Bereich der Regelschulen ist die Zahl der Bewerbungen weiterhin rückläufig.“Neben der Statusfrage bestimmen auch andere Faktoren, ob ein Standort für angehende Pädagog*innen attraktiv ist. Dazu zählen insbesondere die personelle und sächliche Ausstattung, um Unterricht gestalten, Inklusion umsetzen und die Herausforderungen des Schulalltags bewältigenzu können. Entscheidend sind demnach auch Aussichten auf unbefristete Vollzeitstellen und vergleichbare Eingruppierungen. Wenn Regelschullehrer*innen ab Sommer 2017 zwar verbeamtet werden, aber weiterhin eine Besoldungsgruppe niedriger als in den angrenzenden Bundesländern vergütet werden, ist der weitere Mangel vorhersehbar.
Die GEW Thüringen erwartet von der Landesregierung, dass sie neben der Verbeamtung ein ganzes Maßnahmepaket schnürt, um Thüringer Schulen für den Lehrer*innennachwuchs attraktiv zu machen. Dazu zählen auch das Aussetzen des Stellenabbaupfades, ein bewerberfreundliches Einstellungsverfahren sowie die Berücksichtigung steigender Schüler*innenzahlen bei der personellen Ausstattung.
„Darüber hinaus bringt die lange Verzögerung dieser Kabinettsentscheidung bei unseren Kolleginnen und Kollegen viel Unverständnis. Seit dem Sommer 2016 ist bekannt, dass Thüringen wieder verbeamten will. An der Vorbereitung wird offenbar gearbeitet. Aber nichts Genaues weiß man nicht“, fasst Vitzthum die Stimmung in den Lehrerzimmern zusammen. „So umstritten die Wiederverbeamtung auch ist, die Lehrerinnen und Lehrer wollen endlich wissen, woran sie sind.“
Offen bleibt für die GEW Thüringen auch, wie durch das der Verbeamtung zugrundeliegende Nachhaltigkeitsmodell der Versorgungsausgaben, das Land Thüringen die künftig anstehenden Pensionsleistungen stemmen will.
Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die größte und bedeutendste bildungspolitische Kraft in Thüringen. Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas, Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin Vitzthum.
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