Wacker-Präsident
Nico Kleofas im großen Interview zum Stadionbau, Thüringenpokal, 3.
Liga, U 23-Mannschaften und seinem neuen Trainer.
Am
letzten Wochenende wurde nun endlich das Pokalhalbfinale ausgelost.
Sind Sie zufrieden mit den Ansetzungen?
(Kleofas
grinst) Das war ja kaum zu glauben, dass es zu diesen Ansetzungen
kommen wird. Ich hatte nur noch erwartet, dass wir nach Meuselwitz
müssen. So haben wir immerhin nach drei Jahren mal wieder ein
Pokalspiel zu Hause im AKS.
In
den nächsten drei Jahren wird das Endspiel in der neuen
Steigerwald-Arena stattfinden. Was sagt der Präsident eines der im
Pokal aussichtsreichsten Thüringer Vereine dazu?
Das
ist eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen kann. Bei allen
organisatorischen Aspekten, die dafürsprechen mögen, halte ich es
für die unterklassigen Vereine für eine Katastrophe. Darüber muss
dringend geredet werden und es wird darüber geredet werden. Wir sind
nicht der einzige Verein, der mit dieser unabgesprochenen Ansage des
Verbands unglücklich ist.
Sollte
Wacker in diesem Jahr den Pokal gewinnen, wo würden Sie die erste
Hauptrunde im DFB-Pokal bestreiten lassen?
Grundsätzlich
möchte ich eigentlich nicht darüber sprechen, ehe es so weit ist,
aber sollten wir einen Bundesligisten zugelost bekommen plädiere ich
dafür das Heimrecht zu tauschen und dort anzutreten. In unserem
Stadion wird ein solches Spiel nicht stattfinden können.
Wie
geht es weiter im AKS, abgesehen von der viel besprochenen
„Ertüchtigung“ des Hartplatzes?
Ich
bin enttäuscht von den Entscheidungsträgern der Stadt Nordhausen.
Wir haben wieder zwei Jahre verloren und die Bälle werden sich
zwischen Stadt und Kommunalaufsicht hin und her gespielt. Ich habe
das Gefühl, die Anträge werden von der Stadt so gestellt, dass die
Kommunalaufsicht sie ablehnen muss. Und das wissen alle Beteiligten.
Ein klares Bekenntnis von Seiten der städtischen Würdenträger zum
FSV Wacker 90 wäre mir lieber, egal wie es ausfällt. Im negativen
Falle können wir dann schauen, wer für uns die geeigneten Partner
sind.
Wann
ist mit einer Nordhäuser Arena zu rechnen, die alle Bedingungen für
die 3. Liga erfüllt?
Wir
sind mit der Landesregierung im Gespräch, für den Zeitraum 2018/19
sind Fördermittel in entsprechenden Größenordnungen in Aussicht
gestellt, aber die bedürfen auch eines Eigenanteils und die Stadt
als Grundstückseigner muss sich positionieren. Seit fünf Jahren
leisten wir als Verein alle infrastrukturell erhaltenden Maßnahmen
auf dem Gelände, bis hin zur Reinigung der Kabinen, die von den
städtischen Vereinen im Winter benutzt werden, die auf dem
Kunstrasenplatz spielen oder trainieren.
Woran
liegt es aus Ihrer Sicht, dass dieser Prozess sich so hinzieht?
Mein
Gefühl sagt mir, dass Wacker nicht wirklich gewollt ist. Natürlich
sind wir eine so genannte „freiwillige Aufgabe“, aber wenn das
Theater saniert wird, dann erwarte ich auch Einsatz für den AKS. Wir
wollen bewusst keinen Neubau, sondern am traditionsreichen Standort
mit seiner engen, dichten Atmosphäre bleiben, für die wir immer
wieder von unseren Gästen beneidet werden. Und wie gesagt, sollte
die Stadt das nicht wollen, dann werden wir uns andere Partner zur
Erneuerung des Stadions suchen.
Die
Mannschaft hat in der Winterpause fleißig trainiert, alle brennen
auf einen Einsatz, dennoch können nur 18 Spieler auf den Spielbogen.
Wie hält der Präsident die nicht Berücksichtigten bei Laune?
Das
ist erst einmal die Verantwortung des Trainers, wen er aufstellt. Wir
haben mit dem Pokalspiel jetzt schon fünf Nachholer, da wird es ab
März englische Wochen geben, in denen jeder Spieler gebraucht wird
und seine Einsatzzeit bekommt. Der Erfolg, den wir wieder brauchen,
ist nur gemeinsam zu erreichen. Unsere Kaderstärke wird uns dabei
noch zum Vorteil gereichen.
Die
Verpflichtung von Lucas Scholl hat deutschlandweit für Schlagzeilen
gesorgt. Haben Sie seitdem verstärkt Anrufe bekommen oder wie wirkt
sich eine solche Maßnahme auf die Arbeit des Präsidenten aus?
Für
die Arbeit wirkt sich das nicht aus, aber ein größeres
Medieninteresse ist natürlich gegeben. Und jetzt müssen wir auf dem
Platz beweisen, dass Lucas wirklich eine Verstärkung für uns ist.
Aber der Bursch ist 20 Jahre alt und braucht Zeit, sich hier zu
entwickeln.
Sie
haben im Januar gesagt, die Nordhäuser U 23 soll nicht aufsteigen.
Warum? Gibt es in der nächsten Saison überhaupt noch eine U 23 bei
Wacker?
Definitiv
behalten wir auch in der nächsten Saison eine U 23-Mannschaft. Aber
ein Aufstieg in die Oberliga ist am Ende nicht lukrativ.
Nordthüringenderbys gegen Leinefelde oder Heiligenstadt sind für
uns interessanter als Spiele gegen Barleben oder Markranstädt. Wir
werden den Nachwuchs weiter entwickeln. Der Sprung von der U 19 in
die U 23 ist schon schwer, der in die Männermannschaft, wie ihn
Felix Schwerdt gerade vollzieht, stellt schon eine Ausnahme dar.
Wie
bewerten Sie den kontrovers diskutierten Ausstieg der RB-Reserve aus
der Regionalliga?
Ich
habe bisher sehr viel von der Arbeitsweise bei RB gehalten, aber
dieser Schritt ist für mich nicht nachvollziehbar. Ihn mit
finanziellen Überlegungen zu begründen, halte ich für einen
schlechten Witz. Der Rückzug ist ein brutaler Eingriff in den
Spielbetrieb und zu diesem Zeitpunkt der Saison eine weitere
Wettbewerbsverzerrung. Spielen die jetzt mit einer U 19 weiter oder
lassen die zum Saisonende Ausgemusterten die Köpfe hängen oder
geben sie extrem Gas, um sich zu zeigen?
Die
Saison ist für Wacker gelaufen. Warum hat der Umbruch im Sommer
nicht so geklappt, wie der Verein es erhofft hatte?
Weil
das System und die personellen Strukturen mit Joe Albersinger leider
gescheitert sind. Das habe ich zu verantworten. Leider konnte ich die
Personalentscheidungen im Herbst nicht beeinflussen. Die
Interimslösung mit „Pipi“ hat zu einem versöhnlichen Abschluss
vor dem Winter geführt. Aber der 11. Platz ist natürlich nicht
unser Anspruch.
Jetzt
ist Zeit genug, sich auf die nächste Spielzeit vorzubereiten. Der
Trainer denkt aber noch nicht über den Sommer hinaus. Wäre es nicht
klüger, ihn beizeiten für ein längerfristiges Engagement zur
binden?
Wir
haben vereinbart, dass wir uns nach den ersten fünf Spielen
zusammensetzen und über die Zukunft beraten. Dass hat bisher das
Wetter verhindert. René van Eck ist ein guter Mann, aber sportlich
muss jetzt erst einmal geliefert werden. Der Trainer entscheidet
dann, ob er mit der Mannschaft weiterarbeiten will. Für mich ist es
sehr unbefriedigend, dass wir in einem Jahr den dritten Trainer haben
und ich wünsche mir ganz klar Kontinuität in dieser Personalie.
Was
macht René van Eck anders, als seine beiden Vorgänger in der ersten
Halbserie?
Er
hat eine Menge Erfahrung, weil er viele Jahr im Profibereich
gearbeitet hat. Und er ist ein Typ, der eine Aura ausstrahlt, die den
Spielern vermittelt, dass auf dem Rasen genau das zu geschehen hat,
was er will. Dabei sind ihm berühmte Namen oder vorherige Verdienste
der Spieler völlig egal.
Wacker
ist ein Traditionsverein mit einer 111-jährigen Geschichte. Wie
wollen Sie den Verein aus der Vergangenheit in eine erfolgreiche
Zukunft führen? Welche Vereinsphilosophie steckt hinter Ihrer
Präsidentschaft?
Unser
Weg bis heute war ja nicht ohne Erfolge. Jetzt warten wir auf das
Bekenntnis der Stadt zu ihrem traditionsreichen Verein und seinem
Stadion an dieser Stelle. Wenn alle das wollen, ist es unser Ziel
bald 3. Liga in der Parkallee zu spielen. Dafür muss aber der
Grundstückseigentümer genauso mitspielen wie die Mannschaft, der
Verein, die Sponsoren und die Fans.
Das
Wort „Aufstieg“ ist momentan nicht so oft zu hören in der
Parkallee. Wann wollen Sie den Sprung in die 3.Liga schaffen?
Darüber
reden wir nach den nächsten 5-6 Spielen noch einmal. Die Mannschaft
hat die individuelle Klasse dazu jetzt schon, aber das Umfeld braucht
noch zwei bis drei Jahre. Grundvoraussetzung ist ein vernünftiges
Stadion.
Die
halbe Regionalliga will aufsteigen. Wie hart wird der Kampf in den
nächsten Jahren werden und wer kann sich durchsetzen?
Entscheidend
wird sein, wer die Lizenzierungsbedingungen erfüllen kann, dann den
sportlichen Wettstreit gewinnt und auch noch die beiden
nervenaufreibenden Spiele am Ende der Saison meistern kann. Diese
unsportlichen Relegationsspiele müssen aus meiner Sicht dringend
abgeschafft werden.
Glauben
Sie, dass Jena in diesem Jahr den Aufstieg schafft?
Ich
traue es dieses Jahr Jena, Cottbus und dem BAK zu, sich
durchzusetzen. Das lässt sich jetzt schlecht einschätzen. Aber ich
wünsche mir, dass mit Jena ein weiterer Thüringer Verein in die 3.
Liga aufsteigt.
Und
wer wird Pokalsieger?
Können
wir diese Antwort vertagen? Wenn wir ins Finale kommen, werde ich sie
gern beantworten.
Das Interview führte Olaf Schulze
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen