Montag, 20. Februar 2017

„Jetzt muss geliefert werden!“

Wacker-Präsident Nico Kleofas im großen Interview zum Stadionbau, Thüringenpokal, 3. Liga, U 23-Mannschaften und seinem neuen Trainer.


Am letzten Wochenende wurde nun endlich das Pokalhalbfinale ausgelost. Sind Sie zufrieden mit den Ansetzungen?

(Kleofas grinst) Das war ja kaum zu glauben, dass es zu diesen Ansetzungen kommen wird. Ich hatte nur noch erwartet, dass wir nach Meuselwitz müssen. So haben wir immerhin nach drei Jahren mal wieder ein Pokalspiel zu Hause im AKS.

In den nächsten drei Jahren wird das Endspiel in der neuen Steigerwald-Arena stattfinden. Was sagt der Präsident eines der im Pokal aussichtsreichsten Thüringer Vereine dazu?

Das ist eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen kann. Bei allen organisatorischen Aspekten, die dafürsprechen mögen, halte ich es für die unterklassigen Vereine für eine Katastrophe. Darüber muss dringend geredet werden und es wird darüber geredet werden. Wir sind nicht der einzige Verein, der mit dieser unabgesprochenen Ansage des Verbands unglücklich ist.

Sollte Wacker in diesem Jahr den Pokal gewinnen, wo würden Sie die erste Hauptrunde im DFB-Pokal bestreiten lassen?

Grundsätzlich möchte ich eigentlich nicht darüber sprechen, ehe es so weit ist, aber sollten wir einen Bundesligisten zugelost bekommen plädiere ich dafür das Heimrecht zu tauschen und dort anzutreten. In unserem Stadion wird ein solches Spiel nicht stattfinden können.

Wie geht es weiter im AKS, abgesehen von der viel besprochenen „Ertüchtigung“ des Hartplatzes?

Ich bin enttäuscht von den Entscheidungsträgern der Stadt Nordhausen. Wir haben wieder zwei Jahre verloren und die Bälle werden sich zwischen Stadt und Kommunalaufsicht hin und her gespielt. Ich habe das Gefühl, die Anträge werden von der Stadt so gestellt, dass die Kommunalaufsicht sie ablehnen muss. Und das wissen alle Beteiligten. Ein klares Bekenntnis von Seiten der städtischen Würdenträger zum FSV Wacker 90 wäre mir lieber, egal wie es ausfällt. Im negativen Falle können wir dann schauen, wer für uns die geeigneten Partner sind.

Wann ist mit einer Nordhäuser Arena zu rechnen, die alle Bedingungen für die 3. Liga erfüllt?

Wir sind mit der Landesregierung im Gespräch, für den Zeitraum 2018/19 sind Fördermittel in entsprechenden Größenordnungen in Aussicht gestellt, aber die bedürfen auch eines Eigenanteils und die Stadt als Grundstückseigner muss sich positionieren. Seit fünf Jahren leisten wir als Verein alle infrastrukturell erhaltenden Maßnahmen auf dem Gelände, bis hin zur Reinigung der Kabinen, die von den städtischen Vereinen im Winter benutzt werden, die auf dem Kunstrasenplatz spielen oder trainieren.

Woran liegt es aus Ihrer Sicht, dass dieser Prozess sich so hinzieht?

Mein Gefühl sagt mir, dass Wacker nicht wirklich gewollt ist. Natürlich sind wir eine so genannte „freiwillige Aufgabe“, aber wenn das Theater saniert wird, dann erwarte ich auch Einsatz für den AKS. Wir wollen bewusst keinen Neubau, sondern am traditionsreichen Standort mit seiner engen, dichten Atmosphäre bleiben, für die wir immer wieder von unseren Gästen beneidet werden. Und wie gesagt, sollte die Stadt das nicht wollen, dann werden wir uns andere Partner zur Erneuerung des Stadions suchen.

Die Mannschaft hat in der Winterpause fleißig trainiert, alle brennen auf einen Einsatz, dennoch können nur 18 Spieler auf den Spielbogen. Wie hält der Präsident die nicht Berücksichtigten bei Laune?

Das ist erst einmal die Verantwortung des Trainers, wen er aufstellt. Wir haben mit dem Pokalspiel jetzt schon fünf Nachholer, da wird es ab März englische Wochen geben, in denen jeder Spieler gebraucht wird und seine Einsatzzeit bekommt. Der Erfolg, den wir wieder brauchen, ist nur gemeinsam zu erreichen. Unsere Kaderstärke wird uns dabei noch zum Vorteil gereichen.

Die Verpflichtung von Lucas Scholl hat deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Haben Sie seitdem verstärkt Anrufe bekommen oder wie wirkt sich eine solche Maßnahme auf die Arbeit des Präsidenten aus?

Für die Arbeit wirkt sich das nicht aus, aber ein größeres Medieninteresse ist natürlich gegeben. Und jetzt müssen wir auf dem Platz beweisen, dass Lucas wirklich eine Verstärkung für uns ist. Aber der Bursch ist 20 Jahre alt und braucht Zeit, sich hier zu entwickeln.

Sie haben im Januar gesagt, die Nordhäuser U 23 soll nicht aufsteigen. Warum? Gibt es in der nächsten Saison überhaupt noch eine U 23 bei Wacker?

Definitiv behalten wir auch in der nächsten Saison eine U 23-Mannschaft. Aber ein Aufstieg in die Oberliga ist am Ende nicht lukrativ. Nordthüringenderbys gegen Leinefelde oder Heiligenstadt sind für uns interessanter als Spiele gegen Barleben oder Markranstädt. Wir werden den Nachwuchs weiter entwickeln. Der Sprung von der U 19 in die U 23 ist schon schwer, der in die Männermannschaft, wie ihn Felix Schwerdt gerade vollzieht, stellt schon eine Ausnahme dar.

Wie bewerten Sie den kontrovers diskutierten Ausstieg der RB-Reserve aus der Regionalliga?

Ich habe bisher sehr viel von der Arbeitsweise bei RB gehalten, aber dieser Schritt ist für mich nicht nachvollziehbar. Ihn mit finanziellen Überlegungen zu begründen, halte ich für einen schlechten Witz. Der Rückzug ist ein brutaler Eingriff in den Spielbetrieb und zu diesem Zeitpunkt der Saison eine weitere Wettbewerbsverzerrung. Spielen die jetzt mit einer U 19 weiter oder lassen die zum Saisonende Ausgemusterten die Köpfe hängen oder geben sie extrem Gas, um sich zu zeigen?

Die Saison ist für Wacker gelaufen. Warum hat der Umbruch im Sommer nicht so geklappt, wie der Verein es erhofft hatte?

Weil das System und die personellen Strukturen mit Joe Albersinger leider gescheitert sind. Das habe ich zu verantworten. Leider konnte ich die Personalentscheidungen im Herbst nicht beeinflussen. Die Interimslösung mit „Pipi“ hat zu einem versöhnlichen Abschluss vor dem Winter geführt. Aber der 11. Platz ist natürlich nicht unser Anspruch.

Jetzt ist Zeit genug, sich auf die nächste Spielzeit vorzubereiten. Der Trainer denkt aber noch nicht über den Sommer hinaus. Wäre es nicht klüger, ihn beizeiten für ein längerfristiges Engagement zur binden?

Wir haben vereinbart, dass wir uns nach den ersten fünf Spielen zusammensetzen und über die Zukunft beraten. Dass hat bisher das Wetter verhindert. René van Eck ist ein guter Mann, aber sportlich muss jetzt erst einmal geliefert werden. Der Trainer entscheidet dann, ob er mit der Mannschaft weiterarbeiten will. Für mich ist es sehr unbefriedigend, dass wir in einem Jahr den dritten Trainer haben und ich wünsche mir ganz klar Kontinuität in dieser Personalie.

Was macht René van Eck anders, als seine beiden Vorgänger in der ersten Halbserie?

Er hat eine Menge Erfahrung, weil er viele Jahr im Profibereich gearbeitet hat. Und er ist ein Typ, der eine Aura ausstrahlt, die den Spielern vermittelt, dass auf dem Rasen genau das zu geschehen hat, was er will. Dabei sind ihm berühmte Namen oder vorherige Verdienste der Spieler völlig egal.

Wacker ist ein Traditionsverein mit einer 111-jährigen Geschichte. Wie wollen Sie den Verein aus der Vergangenheit in eine erfolgreiche Zukunft führen? Welche Vereinsphilosophie steckt hinter Ihrer Präsidentschaft?

Unser Weg bis heute war ja nicht ohne Erfolge. Jetzt warten wir auf das Bekenntnis der Stadt zu ihrem traditionsreichen Verein und seinem Stadion an dieser Stelle. Wenn alle das wollen, ist es unser Ziel bald 3. Liga in der Parkallee zu spielen. Dafür muss aber der Grundstückseigentümer genauso mitspielen wie die Mannschaft, der Verein, die Sponsoren und die Fans.

Das Wort „Aufstieg“ ist momentan nicht so oft zu hören in der Parkallee. Wann wollen Sie den Sprung in die 3.Liga schaffen?

Darüber reden wir nach den nächsten 5-6 Spielen noch einmal. Die Mannschaft hat die individuelle Klasse dazu jetzt schon, aber das Umfeld braucht noch zwei bis drei Jahre. Grundvoraussetzung ist ein vernünftiges Stadion.


Die halbe Regionalliga will aufsteigen. Wie hart wird der Kampf in den nächsten Jahren werden und wer kann sich durchsetzen?

Entscheidend wird sein, wer die Lizenzierungsbedingungen erfüllen kann, dann den sportlichen Wettstreit gewinnt und auch noch die beiden nervenaufreibenden Spiele am Ende der Saison meistern kann. Diese unsportlichen Relegationsspiele müssen aus meiner Sicht dringend abgeschafft werden.

Glauben Sie, dass Jena in diesem Jahr den Aufstieg schafft?

Ich traue es dieses Jahr Jena, Cottbus und dem BAK zu, sich durchzusetzen. Das lässt sich jetzt schlecht einschätzen. Aber ich wünsche mir, dass mit Jena ein weiterer Thüringer Verein in die 3. Liga aufsteigt.

Und wer wird Pokalsieger?

Können wir diese Antwort vertagen? Wenn wir ins Finale kommen, werde ich sie gern beantworten.



Das Interview führte Olaf Schulze

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