Dienstag, 21. Februar 2017

Der Umgangston ist rauer geworden

Gerade las ich in „Deutsche Welle“ im Nachgang zur Münchner Sicherheitskonferenz, dass der US-Senator Lindsey Graham an die russische Delegation gerichtet meinte: "Ihr werdet einen Arschtritt bekommen für das, was Ihr getan habt." und in in der WELT konnte man jüngst (05.02.17) unter Bezugnahme auf den US-Autor Jonathan Safran Foer lesen: „Es gibt Hoffnung, weil Trump so ein Arschloch ist“ Gemeint ist natürlich die bisherige Amtsführung des Präsidenten. Es sind das Beispiele für Umgangston und -formen in Politik und Medien, wie sie seit einiger Zeit Einzug gehalten haben. Dabei wunderte ich mich schon, als im September vergangenen Jahres in der Talkshow Anne Will als Moderatorin den Gästen (Thomas Gottschalk) die Frage stellte, ob die Amerikaner „bekloppt“ (FAZ: „bescheuert“) sind, um einen Donald Trump zum Präsidenten zu wählen? Sie wählten ihn!!!

Und bei Meedia lese ich heute (Auszug): „Das Tempo an Entgleisungen, Skandalen und Fehltritten, das die neue US-Regierung unter Donald Trump vorlegt, ist atemberaubend. Medien kommen kaum noch nach mit der Berichterstattung.“ (Ende des Auszugs).
Und ich muss mir selber zum Vorwurf machen, dass ich mich darin verzettele, diese Berichte zu sammeln. Lesen kann ich sie alle längst nicht mehr. Sie gehen inzwischen in die hunderte und der Tenor war bisher ziemlich einheitlich der gleiche. Lediglich der Ton und das Niveau dieser Berichte nahm zusehens ab und wurde entsprechend schärfer. Ganz so, als würden die Medien ungeduldig werden, weil Trump (zumindest bisher) ihrem Druck widersteht. Ich weiß längst nicht mehr, was man von allen diesen Berichten glauben kann, und was „geflunkert“ ist. Zumal der eigentliche Sachgehalt dieser Berichte erkennen lässt, dass man noch immer nicht weiß, welche Politik Präsident Trump macht. Und wohin sie führt.

Umso bezeichnender ist es, wenn jetzt „Meedia“ in einem Bericht feststellt, dass große Teile der US-Bevölkerung über Trumps bisherige Amtsführung nicht etwa unzufrieden oder gar entsetzt sind. Schaut man sich nämlich die aktuellen Umfragewerte an, ist dies ganz und gar nicht der Fall. Darüber aber liest man gerade auch in deutschen Medien erstaunlich wenig (Auszug): „Was sagen eigentlich aktuelle Umfragen darüber, wie Trump bei der Bevölkerung ankommt? Sucht man bei Google nach Meinungsumfragen zu Trump, bekommt man vor allem Meldungen über eine Gallup-Umfrage, die Trump kurz vor seiner Amtseinführung eine Zustimmung von nur 45 Prozent bescheinigte, ein historisch schlechter Wert. Ist aber ein Zustimmungswert von etwas unter 50 Prozent wirklich so schlecht, wenn man bedenkt, mit welcher Frequenz negative Nachrichten über Trump verbreitet werden?“(Ende des Auszugs). In dem Bericht werden wesentliche Teile der bisherigen Politik Trumps analysiert, mit dem Ergebnis, dass diese Werte angesichts der Tendenz in der allgemeinen Berichterstattung der Medien durchaus beachtlich sind. Und so frage ich mich, ob die Amerikaner wirklich „bekloppt“ sind, oder sich einen gesunden und kritischen Verstand gegenüber den Berichten in den Medien bewahrt haben?

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