Montag, 6. Februar 2017

Hoher Besuch in der Jagdschule Thiemrodt

Bei einem Besuch der Jagdschule Thiemrodt in Ilfeld informierte sich die Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft Frau Birgit Keller über die Jungjägerausbildung und die Jagd in der Praxis. Das Ressort Ländlicher Raum und Forsten gehört ihn die Zuständigkeit des Ministeriums der Ministerin. Die Jagdschule Thiemrodt besteht seit sieben Jahren und hat inzwischen ca. 100 Absolventen zum grünen Abitur geführt.
Deren Inhaber Klaus Thiemrodt erklärte Ministerin Keller, dass er bei der Ausbildung der Jagdschüler in den Fächern Wildkunde, Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft, Waffenkunde etc. besonderes Augenmerk auf die Jagdethik legt. Jagd dürfe nicht auf das Erlegen von Wild reduziert werden. Aufgabe des Jägers seien vielmehr Hege und Pflege des Wildes, der Artenschutz, die Bewahrung von Traditionen und die Weitergabe von Naturwissen.
Der Vorstandsvorsitzende des Nordthüringer Unternehmerverbandes, der die Ministerin bei ihrem Termin begleitete, erläuterte, dass die Jagd in Deutschland mit ihren Umsätzen für Ausrüstung, Ausbildung, Wildvermarktung und Jagdreisen ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor sei. Kritisch merkten beide Gastgeber in diesem Zusammenhang an, dass die gegenwärtige Jagdstrategie des Thüringenforstes, die in Südthüringen bereits auf Kritik gestoßen ist, leider nicht zu einer höheren Akzeptanz der Jagd in der Gesellschaft beitrage.
Hintergrund für das sog. Intervalljagdkonzept mit dem Ziel einer effektiveren Wildbestandsreduzierung ist, das jährlich vorgelegte Verbissgutachten, das einen überhöhten Wildbestand als Ursache für die Beschädigung der Bäume durch Verbiss nachweisen soll. Diese Gutachten geben jedoch lediglich das Ausmaß des Verbisses wieder, nicht aber die Ursachen des Verbisses aufgrund der Besonderheiten der Reviere.
Unberücksichtigt bleiben der Wegfall von ungestörtem Lebensraum, die Zerschneidung der Biotope, die stark industrialisierte Bewirtschaftung von Wald und Feld und die Beunruhigung des Wildes durch das veränderte Freizeitverhalten in unserer Gesellschaft (Geocaching, Motocross, Hirschbrunft, Pilzsucher, Mountainbiker, Stangensucher etc.). Verbiss vorbeugen heißt also auch, den Lebensraum des Wildes zu verbessern, bspw. durch Schaffung von Ruhezonen über das Revier verteilt, Schaffung zusätzlicher Äsungsmöglichkeiten in Form von Wildäckern, Wildwiesen, Pflanzung von Kastanien und Eichen etc.
Im Laufe des Gespräches bestand Einigkeit darüber, dass es auch für die weitere touristische Entwicklung unserer Harzregion wichtig sei, deren Charakteristik zu erhalten. Dazu gehören auch Wildbeobachtungen oder das Vernehmen des Hirschebrüllens. Es gilt also Wald und Wild und nicht Wald vor Wild.
Abschließend wurde vereinbart, Gesprächsrunden mit Jagdpächtern der privaten Jagdgebiete und des Ministeriums zu initiieren, um aufzuzeigen, dass eine wirtschaftliche Forstbewirtschaftung auch im Einklang mit Jagd und Wild möglich ist. Frau Ministerin Keller sagte hierfür ihre Unterstützung durch Teilnahme zu und hofft auch im Hinblick auf die derzeitige Überarbeitung des Thüringer Jagdgesetzes auf konstruktive Vorschläge, um unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessenlagen auf einen stabilen Konsens zu kommen.


Bild von links: Leiter der Jagdschule und langjähriger Revierförster Klaus Thiemrodt und Ministerin Birgit Keller.

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