Bei einem
Besuch der Jagdschule Thiemrodt in Ilfeld informierte sich die
Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft Frau Birgit Keller
über die Jungjägerausbildung und die Jagd in der Praxis. Das
Ressort Ländlicher Raum und Forsten gehört ihn die Zuständigkeit
des Ministeriums der Ministerin. Die Jagdschule Thiemrodt besteht
seit sieben Jahren und hat inzwischen ca. 100 Absolventen zum grünen
Abitur geführt.
Deren
Inhaber Klaus Thiemrodt erklärte Ministerin Keller, dass er bei der
Ausbildung der Jagdschüler in den Fächern Wildkunde, Naturschutz,
Land- und Forstwirtschaft, Waffenkunde etc. besonderes Augenmerk auf
die Jagdethik legt. Jagd dürfe nicht auf das Erlegen von Wild
reduziert werden. Aufgabe des Jägers seien vielmehr Hege und Pflege
des Wildes, der Artenschutz, die Bewahrung von Traditionen und die
Weitergabe von Naturwissen.
Der
Vorstandsvorsitzende des Nordthüringer Unternehmerverbandes, der die
Ministerin bei ihrem Termin begleitete, erläuterte, dass die Jagd in
Deutschland mit ihren Umsätzen für Ausrüstung, Ausbildung,
Wildvermarktung und Jagdreisen ein nicht zu unterschätzender
Wirtschaftsfaktor sei. Kritisch merkten beide Gastgeber in diesem
Zusammenhang an, dass die gegenwärtige Jagdstrategie des
Thüringenforstes, die in Südthüringen bereits auf Kritik gestoßen
ist, leider nicht zu einer höheren Akzeptanz der Jagd in der
Gesellschaft beitrage.
Hintergrund
für das sog. Intervalljagdkonzept mit dem Ziel einer effektiveren
Wildbestandsreduzierung ist, das jährlich vorgelegte
Verbissgutachten, das einen überhöhten Wildbestand als Ursache für
die Beschädigung der Bäume durch Verbiss nachweisen soll. Diese
Gutachten geben jedoch lediglich das Ausmaß des Verbisses wieder,
nicht aber die Ursachen des Verbisses aufgrund der Besonderheiten der
Reviere.
Unberücksichtigt bleiben der Wegfall von ungestörtem
Lebensraum, die Zerschneidung der Biotope, die stark
industrialisierte Bewirtschaftung von Wald und Feld und die
Beunruhigung des Wildes durch das veränderte Freizeitverhalten in
unserer Gesellschaft (Geocaching, Motocross, Hirschbrunft,
Pilzsucher, Mountainbiker, Stangensucher etc.). Verbiss vorbeugen
heißt also auch, den Lebensraum des Wildes zu verbessern, bspw.
durch Schaffung von Ruhezonen über das Revier verteilt, Schaffung
zusätzlicher Äsungsmöglichkeiten in Form von Wildäckern,
Wildwiesen, Pflanzung von Kastanien und Eichen etc.
Im Laufe
des Gespräches bestand Einigkeit darüber, dass es auch für die
weitere touristische Entwicklung unserer Harzregion wichtig sei,
deren Charakteristik zu erhalten. Dazu gehören auch
Wildbeobachtungen oder das Vernehmen des Hirschebrüllens. Es gilt
also Wald und Wild und nicht Wald vor Wild.
Abschließend
wurde vereinbart, Gesprächsrunden mit Jagdpächtern der privaten
Jagdgebiete und des Ministeriums zu initiieren, um aufzuzeigen, dass
eine wirtschaftliche Forstbewirtschaftung auch im Einklang mit Jagd
und Wild möglich ist. Frau Ministerin Keller sagte hierfür ihre
Unterstützung durch Teilnahme zu und hofft auch im Hinblick auf die
derzeitige Überarbeitung des Thüringer Jagdgesetzes auf
konstruktive Vorschläge, um unter Berücksichtigung der
unterschiedlichen Interessenlagen auf einen stabilen Konsens zu
kommen.
Bild von
links: Leiter der Jagdschule und langjähriger Revierförster Klaus
Thiemrodt und Ministerin Birgit Keller.
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