Nordhausen
(HSPN) Nicht
nur die Plastikflut in den Ozeanen beschäftigt Deutschlands
Wissenschaftler. Ganz konkrete Beispiele zur besseren
Abfallverwertung und daraus folgender Wertstoffnutzung konnten im
Rahmen des elften Sekundärrohstoff (SERO)-Workshops an der
Hochschule Nordhausen diskutiert werden.
Bild(er)unterschrift: 11. Nordhäuser Sekundärrohstoff-Workshop
Der
zweitägige SERO-Workshop wird jedes Jahr in Kooperation mit der
Technischen Universität Clausthal an der Hochschule Nordhausen
ausgerichtet. An zwei Tagen empfing die Hochschule 80 Gäste aus dem
gesamten Bundesgebiet.
Den
Auftakt des Programms leitete am Donnerstag Dr. Maximilian Hempel
(Deutsche Bundesstiftung Umwelt) mit den Fördermöglichkeiten zur
Verringerung des Rohstoffverbrauchs und Stärkung der
Sekundärrohstoffe ein. Im Restabfall und in den gemischten
Siedlungsabfällen kann durch intelligente Verfahrenskombinationen
der Anteil zu verbrennender Wertstoffe gesenkt werden, wie Dr.-Ing.
Matthias Kühle-Weidemeier anschaulich erläuterte. Allerdings sind
laut Lars Kossack (Thüringen Recycling Erfurt GmbH
Unternehmensgruppe) dabei immer auch die Marktbezogenen
Herausforderungen und Handelshemmnisse mit einzubeziehen, um Prozesse
wirtschaftlich abbilden zu können.
Die
Abendveranstaltung fand in der „Echter Nordhäuser
Traditionsbrennerei“ statt. Nach einer reichhaltigen Verkostung der
Nordhäuser Spezialitäten wurden die Fachgespräche am Buffet und im
Gastraum der Traditionsbrennerei fortgesetzt. Nicht wenige Gäste
bereiteten sich im Shop durch den Kauf von geistreichen Getränken
auf die Weihnachtszeit vor.
Am
Freitag eröffnete Herr Prof. Dr.-Ing. Daniel Goldmann (Technische
Universität Clausthal) mit einem Update zum Recycling 2.0 den Tag.
Dabei zeigte er auf, in welcher Harzregion spezielle
Recyclingkompetenzen zu finden sind. Im Südharz sind die Kompetenzen
in Richtung Gipsrecycling ausgeprägt. Die Grundlage für ein gutes
Recycling wird bereits im Kindesalter gelegt, wie Dr. Alexandra Kibbe
und Doreen Hoffmann (beide Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg)
darstellten. In diese Kerbe setzte auch Egbert Wohler vom Thüringer
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport an. Seine Anstrengung
bezieht sich auf die Ausweitung der Bildung für nachhaltige
Entwicklung, um bestehende und kommende Umweltprobleme schneller mit
Hilfe von Wissen zu lösen. Wie dieses Wissen schon praktisch
angewendet wird, zeigte Andreas Glimm (Hochschule Nordhausen) mit der
innovationsbasierten Steigerung der Wertstoffrückgewinnung auf. Es
sind aber auch neue Screeningverfahren auf dem Weg zu
naturintegrierten Kreislaufprozessen nötig. Hier stellte Univ.-Prof.
Dr. rer. nat. habil. Johann Michael Köhler (Technische Universität
Ilmenau) ein Labor auf einem Chip vor, auf dem Bakterielle Prozesse,
bspw. für Leachingverfahren, zeitoptimiert getestet werden können.
Biogas kann laut Prof. Dr. rer. nat. Uta Breuer (Hochschule
Nordhausen) als Modell für einen ressourcenschonenden
Kreislaufprozess den Einsatz finden. Bei einer Produktentwicklung ist
die Nachhaltigkeit sehr wichtig, so Frank Jünemann (QUNDIS
Production GmbH). Er stieß damit beim Publikum auf breite
Zustimmung.
Dass
der SERO-Workshop nach zehn Jahren weiterhin Innovationen zu bieten
hat, zeigte das folgende Streitgespräch zwischen Bernard Kemper
(Energy From Waste GmbH) und Silvio Löderbusch (REMONDIS), welches
von Prof. Dr. Jörg Wagner (Hochschule Nordhausen) mit hohem
Fachverständnis moderiert wurde. Gerade die Notwendigkeit einer
Gegenüberstellung der Verbrennung von Abfällen und der forcierten
maximalen Nutzung der Wertstoffe für das Recycling machten den Reiz
dieser Diskussion aus. Im Ergebnis stellte sich heraus, dass
bestimmte Abfallgruppen verbrannt werden müssen, weil diese entweder
stark mit Schadstoffen belastet oder nicht mehr wirtschaftlich bzw.
CO2-sparend recycliert werden können.
Zukünftig
soll im Rahmen des SERO-Workshops das Themenfeld Gips etabliert
werden. Gips ist ein vorzüglicher Baustoff, so Dr.-Ing. Hans-Bertram
Fischer (Bauhaus-Universität Weimar), aber nicht für alle Fälle.
Wie groß die Potenziale für Recyclinggipse sind, konnte Dr. rer.
nat. Hans-Jörg Kersten (Bundesverband der Gipsindustrie e.V.) dem
fachkundigen Publikum darlegen. Speziell das Gipsrecycling ist eine
Chance für unseren schönen Südharz, stellte Prof. Dr. rer. nat.
Jürgen Poerschke (Hochschule Nordhausen) fest. Es gilt eine Balance
zwischen dem Abbau und dem Recycling von Gips zu finden. Damit können
nicht nur Arbeitsplätze erhalten, sondern im Idealfall auch neue und
hochwertige Tätigkeitsbereiche geschaffen werden. Hieran arbeitet
die Hochschule Nordhausen gemeinsam mit Ihren Partnern aus der
Wirtschaft und den öffentlichen Verbänden/Organisationen. Ziel ist
die Erhöhung der Recyclingquoten von Gipsprodukten zur Erhaltung
lebenswerter Naturräume.
Im
kommenden Jahr findet der 12. Nordhäuser SERO-Workshop vom 24.-25.
Oktober 2019 statt. Themen werden dann u. a. politische,
wirtschaftliche und soziale Aspekte des Recyclings, Herausforderungen
zur Rohstoffsicherung, Elektro- und Elektronikaltgeräte –
Rückführung und Recycling, Gipsrecycling sowie Wertstoffpotentiale
in Bauabfällen sein. Die Hochschule Nordhausen bedankt bei allen
Gästen für den regen Austausch und das Setzen von neuen Impulsen.
Wir freuen uns auf die Besucher im nächsten Jahr!
(Fotos:
Hochschule Nordhausen)
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