Im Kreis Nordhausen bekommen
760 Menschen „Alters-Hartz-IV“
Wenn
die Rente nicht reicht: Im Landkreis Nordhausen sind aktuell 760
Menschen auf „Alters-Hartz-IV“ angewiesen. Wegen niedriger Bezüge im
Alter oder bei Erwerbsminderung müssen sie ihre Rente durch staatliche
Grundsicherung aufstocken. Das hat die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten mitgeteilt. Die NGG Thüringen beruft sich
dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes. Besonders dramatisch sei
die Lage im heimischen Gastgewerbe. „Die Löhne in Hotels und
Restaurants reichen bereits heute oft kaum zum Leben“, sagt
NGG-Geschäftsführer Jens Löbel. Wenn sich bei der Bezahlung nichts
Entscheidendes tue, drohe den Beschäftigten im Gastgewerbe der „direkte
Gang“ in die Altersarmut.
Im
Kreis Nordhausen liegt der unterste Tariflohn einer Pension oder
Gaststätte bei derzeit 9,39 Euro pro Stunde. „Das sind ab Januar gerade
einmal 20 Cent mehr als der Mindestlohn, der dann auf 9,19 Euro in der
Stunde steigt“, so Löbel. Geht es nach der Gewerkschaft NGG, soll sich
das bald ändern. Der Abstand zum Mindestlohn müsse deutlich wachsen,
fordert Löbel. Dabei zahlten viele Gastronomen und Hoteliers im
Freistaat ohnehin nur den Mindestlohn. Das liege daran, dass der
Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auch Mitgliedschaften
anbiete, bei denen sich Arbeitgeber nicht an die mit der Gewerkschaft
ausgehandelten Tarife halten müssten, kritisiert Löbel. „Der Dehoga
sollte mit dieser Praxis Schluss machen und für einen fairen Wettbewerb
in ganz Thüringen sorgen“, so der Gewerkschafter.
„Ob
Wartburg, Weimar oder ,Willy Brandt ans Fenster‘ – der Thüringer
Tourismus steht solide da“, betont Gewerkschafter Löbel. So nahm die
Zahl der Gästeübernachtungen allein im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent
zu. Die Umsätze in der Hotellerie stiegen nach Angaben des Thüringer
Dehoga zwischen 2009 und 2016 um 24 Prozent. In der Gastronomie lag das
Plus sogar bei 41 Prozent.
„Es
ist höchste Zeit, dass die Beschäftigten davon einen fairen Anteil
abbekommen. Denn sie machen diese Bilanzen und Gewinne erst möglich –
und zwar mit ihrem Einsatz, gerade auch spätabends, an Wochenenden und
Feiertagen. Die Spielräume für eine kräftige Lohnerhöhung sind allemal
da“, so Löbel. Eine bessere Bezahlung sei zugleich ein wichtiges Mittel,
um in Zukunft dringend benötigte Fachkräfte für das Gastgewerbe zu
gewinnen. Die Arbeitgeber könnten nicht auf der einen Seite über
fehlendes Personal klagen, aber auf der anderen Seite beim Lohn
knausern.
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